Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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eingeführt wurden, trotz der großen Zollvergünstigung. 
welche Waaren portugiesischer Herkunft in Mozam- 
bique genießen. 
Die Geldverhältnisse der Kolonie haben sich 
noch nicht gebessert. Die dort hauptsächlich gangbare 
Münze ist die gestempelte Nupie, d. h. englische Rupie, 
welche im Jahre 1890 seitens der Regierung mit 
einem „V. M“ gestempelt und zu einem um 12½ pCt. 
höheren Werthe als die ungestempelte Rupie in den 
Verkehr gebracht wurde. 
Die Companhia de Ilbo, welcher die Ver- 
waltung des Kap Delgadodistrikts von der portugie- 
sischen Regierung übertragen ist, blickt auf ein erfolg- 
loses Jahr zurück. Es sind bis jetzt nur einige 
Expeditionen ins Land hineingegangen, um das 
Terrain für die zu erbauende Eisenbahn von der 
Pemba-Bai nach dem Nyassa= See zu vermessen. 
Der Schiffsverkehr hat im Jahre 1895 in 
den Händen der Deutschen Ostafrika-Linie und der 
British India Steam Navigation Compang 
Limited gelegen. Die Union Line, welche im 
Jahre 1894 ihre Danpsschiffe um das Kap der 
guten Hoffnung bis nach Sansibar hinausschickte, hat 
sich zu Anfang des vorigen Jahres mit der Deutschen 
Ostafrika-Linie dahin geeinigt, daß erstere Linie keine 
Häfen nördlich von Natal, letztere keine Häsen südlich 
von diesem Platz (Port Elizabeth rc.) anlaufen darf. 
Sobald diese Konkurrenz aus dem Felde war, ver- 
sandte die British India Steam Navigation Com- 
DanyLimited, die schon in den 80 er Jahren an 
der Küste von Mozambique einen Dampsschiffsverkehr 
unterhielt, ihre Schiffe und richtete einen monatlichen 
Betrieb zwischen Bombay und Loureno Marquez 
über Sansibar, Mozambique und Beira ein. Da 
diese Dampfschiffe weder Fracht noch Passagiere für 
Europa nehmen können, so beschränkt sich ihre Kon- 
kurrenz auf den Küstenverkehr, welcher von geringerer 
Bedeutung ist. Die deutsche Linie hat bei Weitem 
den größten Theil des Mozambiquer Verkehrs in 
ihre Hände gebracht, so daß ihre Dampfschiffe jetzt, 
nachdem sie auch in Sansibar und Lourenco Marquez 
sesten Fuß gefaßt hat, ausgehend und heimkehrend 
fast stets volle Ladung haben und mit Passagieren 
besetzt sind. Der Linie gelang es auch, mit der 
portugiesischen Regierung einen Vertrag zur Beför- 
derung der Beamten zu günstigen Bedingungen ab- 
zuschließen, wodurch ihr zahlreiche Passagiere zugeführt 
wurden. Sie sieht sich jetzt veranlaßt, zwei neue 
Dampfsschiffe von etwa 7000 Tonnen zu bauen, um 
dem sich jährlich steigernden Verkehr gerecht zu 
werden. Die Linie hat es verstanden, sich die Sym- 
pathien von Passagieren und Verladern dauernd zu 
erwerben. 
Es verkehrten im Hasen von Mozambique im 
Jahre 1895 159 Schiffe von 293 673 Reg.-Tonnen 
im Eingang und ebenso viele im Ausgang. 
  
Sansibar. 
Der britische Konsul Cave in Sansibar hat an 
die englische Regierung einen Bericht erstattet über 
den Handel von Sansibar pro 1895, welcher einige 
Daten enthält, die für Deutschland bemerkenswerth 
sind. Der deutsche Handel mit Sansibar ist 1895, 
verglichen mit dem Vorjahre, gesunken. Von San- 
sibar wurden nach Deutschland Waaren im Werthe 
von 42 672 Pfd. Sterl. exportirt gegen 58 260 Pfd. 
Sterl. im vorhergehenden Jahre. Auch der Import 
nach Sansibar erlitt einen Ausfall, indem er von 
67 652 Pfd. Sterl. (1894) auf 65 126 Pfd. Sterl. 
herabging. Aber auch der Handel mit Großbritannien 
ist gesunken; denn es wurden exportirt nach England 
für 152 594 Pfd. Sterl. gegen 167 913 Pfd. Sterl. 
im Vorjahrec, und der Import von dort belief sich 
mu auf 91 163 Pfd. Sterl. gegen 96 296 Pfd. 
Sterl. im Jahre 1894. 
Viel umfangreicher ist der Handel Sansibars 
mit dem afrikanischen Festlande. Nach Deutsch- 
Ostafrila wurden exportirt Waaren im Werthe von 
390 716 Pfd. Sterl. gegen 324 869 Pfd. Sterl. im 
Jahre 1894. Dagegen ist die Einfuhr aus Deutsch- 
Ostafrika von 219 745 Pfd. Sterl. auf 179 589 Pfd. 
Sterl. gefallen. Dies Ergebniß ist wahrscheinlich 
auf die Heuschreckenplage zurückzuführen, von welcher 
das deutsche Schutzgebiet 1895 heimgesucht wurde. 
Am günstigsten stellte sich der Handel Sansibars 
mit Britisch-Indien. Indem aus diesen Ländern 
für 466 823 Pfd. Sterl. gegen 335 927 Pfd. Sterl. 
im Jahre 1894 eingeführt wurde, ist dieser Import 
um 130 896 Pfd. Sterl. gestiegen. Hauptgegenstand 
der indischen Einfuhr waren Reis (68 212 Pfd. 
Sterl.), Metallgeld (54 686 Pfd. Sterl.), Stückgüter 
(2223 Pfd. Sterl.). 
Neben dem letztgenannten Artikel wurden von 
Deutschland namentlich Material= und Eisemvaaren 
eingeführt. 
Stückgüter bilden überhaupt den vornehmlichsten 
Einfuhrartikel nach Sansibar, und überstieg der 
Import in dieser Waarengattung jeden anderen um 
mehr als die Hälfte. Hieran waren folgende Länder 
betheiligt, und zwar in der Reihenfolge, in welcher sie 
genaunt sind: Britisch-Indien, Holland, Amerika, 
Großbritannien und Deutschland. 
Taschentücher, die früher meist aus Manchester 
und Glasgow bezogen wurden, werden zur Zeit 
meist von deutschen Firmen eingeführt. Der Bedarf 
an Eisendraht wird, anstatt früher aus England, 
nunmehr aus Deutschland gedeckt. Auch ist die Ein- 
fuhr in Seise und Cement von englischen in deutsche 
Hände übergegangen. 
Perschiedene Mittheilungen. 
Schutz gegen Malaria. 
Phenokollum hydrochloricum wird neuer- 
dings als Ersatzmittel des Chinins bei der Behand-
	        
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