lung des tropischen Malariafiebers empfohlen. Die
mit diesem Mittel von den in den deutschen Schutz-
gebieten thätigen Regierungsärzten angestellten sorg-
fältigen praktischen Versuche haben zu befriedigenden
Resultaten nicht geführt, und wird deshalb das
PThenokollum hydrochloricum von denselben als
Arzneimittel gegen Malariasieber nicht mehr an-
gewandt.
Ueber eine Anzahl aus Ostafrika eingesandter Drogen
hat das Kaiserliche Neichs-Gesundheitsamt folgende
Gntachten erstattet:
1. Der von Dr. Buchwald zwischen den Land-
schaften Magambo und Kinko (Usambara) gesammelten
Baumrinde lag ein einzelner, beblätterter Zweig in
besonderer Umhüllung bei. Während nach Buchwald
der Baum, von dem die Rinde herstammt, der Blatt-
stellung zufolge vermuthlich eine Rubiacce sein soll,
hat sich durch Vergleichung im Königlichen botanischen
Museum hierselbst feststellen lassen, daß der Zweig
sowie die Rinde einer von Engler mit dem Namen
OCcotea usambarensis belegten Lauraccc ange-
hören (vergl. „Engler: Die Pflanzenwelt Ost-
afrikas“, Th. B. S. 290).
Um ein Urtheil über die Verwendbarkeit dieser
Droge zu medizinischen Zwecken gewinnen zu können,
würde, da Vorarbeiten nicht vorhanden sind, eine
systematisch durchzuführende chemische bezw. pharmako-
logische Untersuchung nothwendig werden. Hierzu
sind jedoch größere Materialmengen erforderlich, als
sie dem Gesundheitsamte zur Verfügung stehen. Die
chemische Untersuchung mußte demnach auf folgende
Ermittelungen beschränkt bleiben.
Mit Wasserdampf destillirt, gaben 150,0 x der
Rinde einige Tropfen eines gelben, ätherischen Oeles
ab, dessen Geruch stark an denjenigen des Cajeput-
öls erinnerte. Es theilt auch mit letzterem die
Eigenschaft, auf festes Jod nicht zu reagiren. Mittelst
der Jodolprobe von Ed. Hirschsohn (Ph. Zeitschr.
f. Rußland 1893, Nr. 4 und 5) konnte nachgewiesen
werden, daß Cineol in dem Oele in reichlicher
Menge vorhanden ist. Dieses ist ein in der Natur
sehr verbreitetes Terpenderivat, welches u. A. einen
Hauptbestandtheil des Cajeput-, Eucalypius= und
Wurmsamenöles ausmacht.
Bei der nach dem Dragendorffschen Verfahren
ausgeführten Untersuchung auf Alkaloide und Glyco=
side wurden nur harzige Körper von bitterem
Geschmack in sehr kleinen Mengen (1 bis 15 mg bei
den einzelnen Ausschüttelungen aus 150,0 g Ninde)
erhalten.
In erheblicher Menge wurde ein Gerbstoff
ausgefunden, von dem durch Kochen mit verdünnten
Säuren ein in Wasser unlösliches braunrothes
Phlobaphen (Rindenpigment) abgespalten wurde.
Mit Eisenoxydsalzen gab der Gerbstoff eine grüne
Färbung.
Bei dem Mangel hinlänglicher Kenntniß der
wirksamen Substanzen der Rinde ist es somit nicht
möglich, hinsichtlich der therapentischen Verwer-
thung Angaben zu machen. Die angoebliche
Verwendung gegen Kopfschmerz, Leibweh und
Hiße ließe sich zurückführen auf die tonisirende
Wirkung des ätherischen Oeles, des Vitterstoffs und
des Gerbstoffs. Aetherische Oele und Bitterstoffe
wirken fördernd auf die Verdauung, auf die Sekretion
des Magen= und Darmsaftes, regen auch die Peristaltik
des Darmes an und heben somit in gewissen Fällen
das Allgemeinbefinden. Geringe Mengen von Gerb-
stoffen, wie sie in manchen (rothen) Weinen, im Kaffec,
Thec 2c. enthalten sind, wirken ebenfalls vortheilhaft
auf die Ernährung — vielleicht nach Art der Ge-
würze. In geeigneten Mengen zugeführt, lassen
manche Gerbstosse den Darm durch Verminderung
der Sekretion flüssigkeitsärmer werden und es kommt
allmählich zu einer verstopfenden Wirkung. Auch bei
Darmblutungen haben gerbsäurehaltige Pflanzenpulver
mit Erfolg Anwendung gefunden.
2. Die Orchidee Angraccum lragrans Dup.
Tul.# wächst überaus häufig in den Wäldern der
Maskarenen; auf Mauritius ist die Pflanze allerdings
infolge ihrer ausgedehnten medizinischen Verwerthung
seltener geworden. Auf Bourbon ist A. lragrans
bekannt unter den Namen Faham, Faam, Fahon,
Fehum; Phaum; in Frankreich nennt man sie außer-
dem The de lülc de Bourbon, Thé de NMada-
gascar, in England Orchid ten.
Auf dem Markte von Bourbon bildet die Pflanze
ein gewöhnliches Handelsobjekt und wird besonders
den Fremden viel angeboten; auch in Algier werden
die Blätter verkauft. Die Droge, in Frankreich zu
Anfang dieses Jahrhunderts eingeführt, wurde dort
ähnlich dem chinesischen Thee als Genußmittel ge-
braucht, neuerdings aber scheint sic dort nicht mehr
im Handel zu sein und wird nur bisweilen auf dem
Hamburger Marfkt angetroffen. Der käufliche Thee
besteht aus beblätterten Stengeln und einzelnen
Blättern, denen einige wenige Früchte, selten auch
Wurzeln beigemengt sind.
Die Fahampflanze ist wie verschiedene andere
Orchideen durch einen Gehalt an Kumarin aus-
gezeichnet, welcher ihre medizinische Verwerthung in
erster Linie bedingen dürfte. Als weitere Bestand-
theile führt Hager (Handbuch der pharmaz. Praxis,
Th. I., S. 1023) noch Spuren ätherischen Oeles und
geringe Mengen eisenbräunenden Gerbstoffs an.
Eingehende pharmakognostische und pharmakolo-
gische Untersuchungen über die fragliche Droge und
zwei andere kumarinhaltige Orchideen sind von Pro-
sessor Planchon in Montpellier (Nouveau Mont-
pellier A#dical, T. I. 1892) angestellt worden.
Nach Planchon findet Faham nur auf Réunion
und Mauritius allgemeine Verwendung; zu medizi-
nischen Zwecken gebraucht man sie dort nur in Form
des wässerigen Aufgusses, stellt jedoch auch feine
Liqueurs und Syrups aus ihr dar. Der ungefähr