Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Pater Vieter, der apostolische Präfekt von 
Kamerun, befindet sich seit Kurzem in Europa; er 
hofft nach „Kreuz und Schwert“ noch in diesem Jahre 
wieder in seinen liebgewonnenen Wirkungskreis zurück- 
kehren zu können. Ein Pater und zwei Brüder 
derselben Missionsgesellschaft reisten am 10. Septem- 
ber nach Kamerun ab. — Die Kongregation der 
Pallottinerinnen entsandte Anfang August vier wei- 
tere Schwestern nach Kamerun, so daß nunmehr acht 
dort wirken werden. 
Die Mission in Kamerun, so schreibt P. Max 
Kugelmann in den „Katholischen Missionen“, ist 
wohl diejenige, die gegenwärtig am schwersten heim- 
gesucht wird. 
In Kribi starb Missionar M. Hanewinkel, 
und kurz darauf folgte ihm in Marienberg am 
21. November 1895 P. Jakob Mayer nach erst 
dreimonatlicher Thätigkeit. Am 19. April erlag 
FP. A. Eckmann ebenjalls in Marienberg. Endlich 
brachte noch der Telegraph die traurige Nachricht 
von dem schnellen Ableben des P. L. Eberwein, 
der erst am 10. Mai seine Ausfahrt in Hamburg 
antrat und für die Erholungsstation Engelberg be- 
stimmt war. 
Weiteren Verlust an Kräften erlitt die Mission 
durch die Heimkehr von P. Banken und . Fr. 
Walter sowie mehrerer Brüder, die durch schwere 
Erkrankung und völlige Erschöpfung dazu genöthigt 
wurden. Endlich befindet sich auch der apostolische 
Präfekt P. H. Vieter nach sechsjähriger aufreibender 
Thätigkeit und unerhörten Strapazen auf der Heim- 
reise und wird in den nächsten Tagen erwartet. 
Zum Ersatz wurden im März P. Gg. Walter 
und P. Ludwig Otto nebst zwei Brüdern, im Mai 
abermals zwei Priester, P. Müller und P. Eber- 
wein, mit zwei Brüdern ausgesandt. Der Letzere 
ist, wie gesagt, schon erlegen. Am 13. April reisten 
auch vier Schwestern aus dem Mutterhause in Lim- 
burg ab. 
Trotz der vielen und schweren Verluste schreitet 
das Missionswerk rüstig vorwärts und entfaltet sich 
zu erfreulicher Blüthe. In der Umgegend Marien= 
bergs wurden unter Leitung schwarzer Katecheten 
16 Schulen errichtet mit zusammen 450 Schülern. 
Sie werden von Marienberg aus kontrolirt. Die 
Katecheten entwickeln einen erstaunlichen Eifer, nicht 
minder aber die Schüler der Missionsschule Marien- 
berg, die fast alle in die Fußstapfen ihrer Vorgänger 
treten und Katecheten werden wollen. 
Die Missionsstation Edea wird einstweilen noch 
von Marienberg aus verwaltet, bis neue Kräfte an 
Priestern kommen. Vorläufiger Leiter der Station 
ist der schwarze Dolmetscher Andreas Mbangä, ein 
ehemaliger Schüler von St. Ottilien, der sich schon 
seit Erössnung der Station Marienberg im Dienste 
der Mission befindet. 
In der Missionsstation Kribi wirken P. König 
und P. Otto. Dort drängen sich auch die Erwach- 
  
senen zum Unterricht. P. König taufte im Januar 
110 Personen. Die Nebenstation von Kribi, Buambe, 
macht gleichfalls gute Fortschritte. Die Zahl der 
Kinder beträgt in beiden Stationen zusammen 110 
bis 120. Auf dem Engelberg, der bisher nur zur 
Erholung der erkrankten Missionare diente, wurde 
nun auch im laufenden Jahre einc eigentliche Missions= 
niederlassung gegründet. Die von Bruder Höver 
geleitete Schule wird von 50 bis 60 Schülern be- 
sucht. Nachdem ein Bruder= und Schwesternhaus 
dort schon seit längerer Zeit errichtet sind, wird jetzt 
auch an einer größeren Kirche und an einem Sana- 
torium gebant. Die Kaffeeplantage gedeiht vor- 
trefflich. 
  
Wie der Administrator der Togomission 
P. Dier in „Kreuz und Schwert“ berichtet, war 
das Jahr 1895 ein recht gesegnetes. Es wurden 
182 getauft. Davon sind Erwachsenc 169, Christen= 
kinder 85, Heidenkinder in Todesgefahr 228. Die 
Zahl der Schulen ist auf 14 gestiegen. Die Zahl 
der Schüler beträgt 484; an Waisenkindern oder 
Zöglingen waren in Pflege der Mission 125. Außer- 
dem wurden gegründet ein Seminar sowie ein Asyl 
für alte, schwache Leute; serner ward ein Schwestern- 
haus gekauft. Als neue Stationen sind zu verzeich- 
nen: Porto-Seguro und Klein-Popo. Das gesammte 
schwarze Lehrerpersonal besteht aus 16 Lehrern und 
zwei Lehrerinnen. Die Gesammtsumme der noch 
lebenden getauften Christen beläuft sich auf 618. 
Leider sind Missionar Ambrosius Ludowici und 
. Adalbert Heinlein dem Fieber zum Opfer 
gefallen. 
Die im südöstlichen Theile des deutschen Schutz- 
gebietes Neu-Guinea arbeitende Neudettelsauer 
Mission darf nach dem „Evang. Missionsmagazin"“ 
jetzt auf ihr erstes Jahrzehnt zurückblicken. Sie hat 
in dieser Zeit drei Stationen gegründet, die gegen- 
wärtig von sechs Missionaren besetzt sind: Simbang, 
die Anfangsstation (seit 1886), eine auf den Tami- 
Inseln (seit 1889) und die jüngste auf dem Sattel- 
berg, nordmestlich von Finschhafen, die zugleich wegen 
ihrer Höhenlage als Gesundheitsstation dient. Jede 
der beiden letzteren ist von Simbang etwa eine Tage- 
reise entfernt. Simbang dient für die nicht sehr 
zahlreiche Küstenbevölkerung, die Jabim. Auf den 
Tami-Inseln ist zwar die Bevölkerung auch keine 
sehr große, aber bei der sehr ausgedehnten Schifffahrt 
derselben hofft man von hier aus auch die ferner 
gelegenen Ortschaften am Huongolf zu erreichen. Sehr 
günstig liegt die Station auf dem Sattelberg, denn 
abgesehen davon, daß der Ort malariafrei zu sein 
scheint, verspricht sie auch ein geeigneler Mittelpunkt 
für die Missionsthätigkeit unter den Bergstämmen 
der Kai zu werden. Auch bietet der Bergrücken 
genügend Ernährungsfläche dar für eine größere 
Stationsgemeinde. Vorderhand muß sich allerdings 
die Missionsarbeit auf allen drei Stationen auf die
	        
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