dort nach den Marschall-Inseln zu begeben und da-
selbst die Missionsthätigkeit für ihre Gesellschaft auf-
zunehmen.
Der in den „Berichten der Rheinischen Missions-
gesellschaft“ veröffentlichte Jahresbericht dieser Mission
enthält folgende auf Deutsch= Südwestafrika und
Deutsch-Neu-Guinea bezügliche Mittheilungen:
In Deutsch-Südwestafrika haben wir ein Jahr
ganz besonderer Sorge hinter uns. Die Nachwehen
der Rinderpest und der Dürre machten sich in sehr
schmerzlicher Weise fühlbar. Im Groß-Namaland
wurden 4000 Mark zum Ankauf von Milchvieh be-
stimmt, das den Armen geliehen werden soll, um
auf diese Weise der Noth etwas abzuhelfen. Ganz
besonders schwer wurde das Land, namentlich Herero-
land, von einer Art Malariafieber heimgesucht. Fast
alle unsere dortigen Missionare und deren Frauen
lagen danieder. Viel schwerer als die Missionare
wurden aber die Eingeborenen von dem Fieber be-
troffen. Die Zahl der Todesfälle übertrifft in
unseren Gemeinden die der Geburten um mehr als
das Doppelte, ja im Einzelnen um das Vier= und
Sechsfache. Infolgedessen ist die Gesammtzahl der
Christen auf unserem Missionsgebiet in Deutsch-
Südwestafrika ein wenig heruntergegangen. Soweit
wir aus den eingegangenen Statistiken ersehen können,
betrug dieselbe zu Ende des Jahres 1898 10 417.
Immerhin konnten außer den Christenkindern noch
249 Heiden getauft werden. Das schmerzlichste
Erlebniß des vergangenen Jahres war uns der Aus-
tritt und Ausschluß des Missionars Schroeder in
Geibeon. Er konnte weder mit dem Missionsvorstand,
noch mit den anderen älteren Missionaren, am
wenigsten aber mit der ihm vorgesetzten irdischen
Obrigkeit auskommen und im Frieden leben. Auch
noch an einer anderen Stelle, in Otjimbingue, wurde
das sonst gute Einvernehmen mit der Regierung ge-
stört, doch dürfen wir hoffen, daß diese Angelegenheit
nunmehr erledigt ist und weitere Konflikte mit ein-
zelnen Beamten nicht mehr vorkommen, da es allen
unseren Missionaren ein ernstes Anliegen ist, sich in
die neuen, schwierigen Verhältnisse, die das Neben-
einanderleben von Europäern und Eingeborenen mit
sich bringt, einzuleben und der Regierung und ihren
Vertretern den nach Gottes Wort schuldigen Gehor-
sam zu leisten. Ebenso dürfen wir es mit Dank
hervorheben, daß die leitenden Beamten einen großen
Werth darauf legen, mit der Mission und ihren
Vertretern in gutem Einvernehmen zu leben.
Sehr wichtig bleibt für die Eingeborenen und
für den Fortbestand unserer Gemeinden die Land-
frage. In Rietmond und Kalkfontein wurden un-
veräußerliche Reservate für die Eingeborenen ein-
gerichtet. Hoffentlich gelingt dies auch an anderen
Orten, doch werden uns gerade daraus neue und
große Aufgaben erwachsen. Auch wünschen die
Brüder Besetzung von Angra Pequena und Ver-
sorgung der Veldschoendragers mit einem Missionar,
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die Besetzung von Keetmanshoop mit einem zweiten
Missionar und Aussendung von zwei Maurern, die
bei den vielen äußeren Arbeiten behülflich sein können.
Für letzteren Zweck haben wir unseren Br. Holz-
apfel, der früher in Neu-Guinea war, bestimmt,
und für Keetmanshoop den Br. Möller aus Kassel,
einen Theologen. Beide sind vor einigen Tagen
abgereist. Im Herbst reisten nach Namaland die
Brüder Berger und Simon. Letzterer, auch ein
Theologe, hat die Station Gibeon übernommen,
während Br. Berger in die durch den Weggang
des Br. Hegner verwaiste Station Berseba ein-
getreten ist. Im Hereroland wäre die Besetzung
von Outjo, hoch im Norden, ferner die von Swalop-
mund und endlich die Entsendung eines Missionars
zu dem Häuptling Tietjo im Nordosten sehr er-
wünscht. Auch bittet Br. Siebe in Windhoek, der
dort seine Hauptarbeit als Pastor der Deutschen
findet, dringend um Entsendung eines Missionars
für die zahlreichen Eingeborenen in und bei Windhoek,
die fast ganz ohne Pflege bleiben müssen. Für alle
diese zum Theil recht dringenden Aufgaben steht uns
nur der im Herbst ausgesandte Br. Kuhlmann
zur Verfügung, der wahrscheinlich in Outjo oder
bei dem Häuptling Tjetjo eine Station gründen
wird. Dazu kommt, daß die älteren Missionare uns
immer wieder darauf aufmerksam machen, daß wir
allmählich an Ersatz für den Einen oder Anderen
von ihnen denken müssen, da ihre Kräfte abzunehmen
beginnen. "
Die Arbeit unserer Brüder in Ovamboland ist
auf der einen Seite mit sehr großen Schwierigkeiten
mancherlei Art verbunden, auf der anderen Seite
aber reich gesegnet. Zu den Schwierigkeiten sind
vor Allem die klimatischen und gesundheitlichen Ver-
hältnisse zu rechnen. Ovamboland hat ein tropisches
Klima und deshalb seine regelmäßige Fieberzeit. Im
letzten Jahre mußten nacheinander die Brüder Wulf-
horst und Stahlhut im Hererolande Erholung
suchen. Leider scheint Missionar Wulfhorst nicht
einmal die nöthige Erholung gefunden zu haben.
Von Walfischbai aus zog es ihn und seine Frau zu
sehr nach dem Ovamboland zurück, so daß er die
ihm dringend angerathene Reise nach dem Kapland
nicht ausführte. Im Herbst dieses Jahres wurde
der junge Missionar Toenjes für Ovamboland aus-
gesandt. Gegen Ende des Jahres wird er hoffent-
lich dort eingetroffen sein. Eine weitere nicht geringe
Schwierigkeit bieten die abgeschlossene Lage und die
großen Entfernungen. Sollte es zur Anlage einer
Missionsstation in Outio im Norden des Herero-
landes kommen, so würde dies eine bedeutende Ab-
hülse jenes Mißstandes bedeuten. Dringend wünschen
unsere Ovambobrüder auch die Besetzung von On-
gandjera durch rheinische Missionare. Hoffentlich
gelingt es uns im laufenden Jahre, dieselbe aus-
zuführen. Auch im letzten Jahre konnten wieder
Emige getauft werden. Die Gesammtzahl der Ge-
tauften beträgt 118.