besondere in Wasserläufen und verlassenen Fluß-
betten, geführt. In Gemeinschaft mit der Deutsch-
Ostafrikanischen Gesellschasft haben wir darauf den
Geologen Herrn Dr. F. M. Stapff an Ort und
Stelle entsenden zu müssen geglaubt. Die günstigen
Berichte dieses sonst sehr bewährten Mannes, der
zu unserem schmerzlichen Bedauern in Tanga dem
Fieber erlegen ist, sind durch die späteren Forschungen
von anderen Sachperständigen leider nicht bestätigt
worden.
Da seit der Fertigstellung unserer Linic bis
Muhesa, solange der Weiterbau darüber hinaus
nicht stattfindet, für eine erste Kraft in unseren
Diensten in Ostafrika keine volle Verwendung mehr
ist, so haben wir uns zu unserem bejonderen Leid-
wesen gezwungen gesehen, Herrn Regierungsbaumeister
Hoffmann unter dessen hingebender Leitung unsere
Beamtenschaft seit April 1895 gearbeitet hat, von
seinem Posten abzuberufen. Herr Hoffmann wird
zu Ende Oktober d. Is. seine Stellung aufgeben
und es wird in der Führung unserer Angelegenheiten
in Ostafrika alsdann abermals ein Interimistikum
von hoffentlich recht kurzer Dauer eintreten.
Ramerun.
Pflanzensendungen der botanischen Centralstelle
nach Ramerun.
Am 5. Oktober d. Is. ist wiederum eine größere 1
Sendung tropischer Nutzpflanzen (143 Stück) unter
der Obhut des Herrn Standt, Leiters der Station
Johann Albrechtshöhe, nach dem botanischen Garten
in Victoria (Kamerun) von der botanischen Central-
stelle für die Kolonien am hiesigen Königlich botani-
schen Garten abgesendet worden. Die Sendung
enthielt außer anderen wichtigen Arten, wie Bambus,
Brotfruchtbaum, Teakholzbaum, Strophanthus, Ipeca-
cuanha, Mombrupflaume, auch 40 junge Kampfer-
bäume und 27 gut entwickelte Pflanzen des Para-
kautschulbaumes Hevea brasiliensis. Diese Zahl
gewinnt dadurch an Bedeutung, daß gewöhnlich von
den nur eine kurze Keimdauer besitzenden Samen
dieses Baumes eine sehr große Zahl an ihrem Be-
stimmungsort abgestorben eintrifft. So sind im bo-
tanischen Garten zu Kew von den dort ausgesäceten
Samen nur 3¾ vom Hundert aufgegangen. Es ist
darauf aufmerksam zu machen, daß in der Heimath
der Hevea brasiliensis, in den Wäldern am Ama-
zonenstrom und seinen Nebenflüssen, nur diejenigen
Bäume einen reichlichen Ertrag von Kautschuk geben,
welche den ungeheuren jährlichen Ueberschwemmungen,
ausgesetzt sind. Es wird darauf bei dem Pflanzen
der Hevea in Kamerun Rücksicht zu nehmen sein.
Nach den von den Engländern in Ostindien gemachten
Erfahrungen ist es aber überhaupt zweifelhaft, ob
auch kräftig gedeihende Hevea, wie deren auch schon
einige sich in Kamerun aus dahin gesendeten Pflänz=
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lingen entwickelt haben, genügenden Ertrag von
Kautschuk geben. In Tenasserim haben 42 völlig
akklimatisirte und sehr kräftige Bäume kaum ein
deutsches Pfund Milch ergeben, und auf Coylon
haben englische Pflanzer, welche von 1881 bis 1886
mit großem Eifer die Hevea kultivirten, die Pflanzen
für werthlos erklärt und theilweise wieder abhacken
lassen. Bezüglich weiterer Angaben über diese Kaut-
schukpflanze und andere sei auf die vortreffliche Dar-
stellung von Prof. IOr. Schumann in „Engler, Die
Pflanzenwelt Ostafrikas“, Theil Bb, S. 433 bis 459,
verwiesen.
Eine zweite Sendung von 60 tropischen Pflanzen
hat Herr Standt nach Johann Albrechtshöhe über-
geführt. A. Engler.
Drutsch-Meu-Gninra.
Schutzpockenimpfung.
Nach einem Berichte des Dr. mold. Danneil
in Herbertshöhe vom 24. August d. Is. sind Schutz-
impfungen auf dem Bismarck-Archipel in möglichst
größter Ausdehnung vorgenommen worden. Die
Gefahr eines Eindringens der Pocken nach der
Gazelle-Halbinsel ist, wenn sie überhaupt bestanden
hat, bis jetzt nicht näher gerückt.
Von der Forschungsexpedition.
Nach einem in Soerabaya, den 4. November,
aufgegebenen Telegramm sind die Mitglieder der
Forschungsexpedition in Neu-Guinea Dr. Lauter-
bach, Dr. Kersting und Tappenbeck von ihrer
Reise ins Innere wohlbehalten und erfolgreich Ende
Oktober zur Küste zurückgekehrt.
Die Erpedition hat am Fuße des großartigen
Bismarckgebirges einen ansehnlichen schiffbaren Strom
entdeckt. Er durchfließt eine fruchtbare, stark bevöl-
terte, ausgedehnte, zur Kultur geeignete Ebene, welche
200 englische Meilen weit erforscht worden ist.
Bisher war es noch nicht geglückt, im Innern
Neu-Guineas stark bevölkerle Landstriche aufzufinden.
Die Entdeckung dürfte daher von großer Bedeutung
für die weitere Kolonisation des Schutzgebietes sein.
Reise S. M. S. „Möwe“.
Einem von dem Kommandanten S. M. S. „Möwe“
erstatteten Berichte über eine Reise nach der Nord-
westlüste von Neu-Guinea entnehmen wir Folgendes:
Nach Eintreffen des Postdampfers aus dem
Bismarck-Archipel am 4. Juli und Fertigstellung der
Vermessungsarbeiten verließ ich am 5. Juli früh
Friedrich Wilhelmshafen, um nach dem Vermessungs-
gebiet an der deutsch-holländischen Grenze von Neu-
Guinea zurückzukehren.