Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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tragen, während die Frauen auf der Stirn sowie auf 
beiden Backenknochen je drei dunkel mit Indigo ge- 
färbte senkrechte Einschnitte als Erkennungszeichen 
führen. Dieselben werden von der Mutter bei den 
kleinen Mädchen mit einem Messer eingeschnitten und 
dann dunkel gefärbt. Knaben erhalten nur dann ein 
besonderes Schutzzeichen und zwar einen Querschnitt 
auf der rechten Backenseite, wenn dieselben die einzigen 
Knaben in der Familic oder durch den vorhergehen- 
den Tod ihrer Brüder allein zurückgeblieben sind. 
Der Vater macht bei dem betreffenden Knaben diesen 
Einschnitt im Aberglauben, daß er ihn vor einem 
nahe bevorstehenden Tode oder vor sonstigem Un- 
glück schützt. 
Die Hausindustrie wird, je näher man an die 
Küste kommt, von den Eingeborenen desto weniger be- 
trieben, da sie von europäischen Waaren vollkommen 
verdrängt wird und ihren eigentlichen Werth dadurch 
verloren hat. Weiter im Innern dagegen wird von 
Gewerben, wenn ich so sagen darf, hauptsächlich das 
der Weberei betrieben. Schon in dem früher er- 
wähnten Klonu wic auch weiterhin sah ich mehrere 
Webstühle, die alle sehr einfach gebaut waren. Das 
Gerüst besteht aus rohen Stangen, in dem der be- 
treffende Weber auf einem Eingeborenenschemel sitzt; 
die Hochkämme werden durch einen Faden mit dem 
Fuße bewegt, während der Kreuzfaden in einem 
Schisschen mit der Hand durchgezogen wird. Die 
einzelnen Streifen werden nicht breiter als drei bis 
vier Zoll gewebt. Die größeren Tücher entstehen 
dann durch Zusammennähen der einzelnen Streifen. 
Ferner sah ich viele Spulen, worauf meistens Frauen 
aus der geernteten Baumwolle Fäden spannen. 
Die Korbflechterei wird ebenfalls viel betrieben. 
Die Eingeborenen flechten aus dem hohen Schilfgras 
hauptsächlich Matten zum Schlafen sowie Körbe zum 
Aufbewahren ihres Mehles. 
Was die Schnitzerei anbetrifft, so zeugen die 
aus einem Stück geschnittenen Stühle oft von einer 
großen Gewandtheit. Ferner werden aus den ange- 
pflanzten Kürbissen, die dann schon bei der Zucht 
durch Umbinden von Bast in die gewünschten Formen 
NRaum zwischen Dach und Wand entsleht. Das Dach 
gebracht werden, Flaschen oder Schalen hergestellt. 
Sie werden getrocknet zu den verschiedensten Zwecken 
im Haushalt gebraucht. In den thonreichen Gegenden, 
wie in dem nördlicher gelegenen, jetzt zerstörten 
Tove, war die Töpferei von ganz besonderer Be- 
deutung. Oefter fanden dort große Märkte statt, zu 
welchen die Eingeborenen von weither kamen, um 
ihren Bedarf an Töpfen zur Aufbewahrung von 
Wasser oder Palmwein, von kleinen Eßschüsseln 
sowie Oellampen zu decken. 
Das Schmiedehandwerk scheint eines der aus- 
gedehntesten neben dem der Weberei in Afrika zu 
sein. Wie ich Gelegenheit hatte, auf meinem Marsche 
in Klonn und Jo kennen zu lernen, bestand die 
Schmiede meistens aus einer Feuerstätte, die aus 
einem Thonofen hergestellt war, welche entweder durch 
einen europäischen Blasebalg oder auch durch einen 
  
  
eingeborenen in Brand gehalten wurde. Der ein- 
geborene Blasebalg bestand aus zwei senkrecht stehen- 
den Holzeylindern, die durch zwei primitive Pumpen 
die Luft der Feuerstätte zuführten. Sie wurden 
durch einen schwarzen Schmiedegesellen in Bewegung 
gesetzt. Meistens waren in den Schmieden ein euro- 
päischer Amboß sowie ein Schraubstock des gleichen 
Ursprungs vorhanden. « 
Die ganze Schmiede war durch ein verräuchertes 
Schattendach gegen die Strahlen der Sonne geschützt, 
welches auf rohen Pfählen und Querballen errichtet 
und mit dem langen Schilfgras versehen war. Im 
Uebrigen waren die Seiten offen, um einen Luftzug 
bei der hohen Temperatur zu ermöglichen. Unter 
den Schlägen des Hammers wurden meistens Messer 
sowie kleine Schwerter und Hacken zur Bearbeitung 
des Landes erzeugt; jetzt liegt natürlich auch die 
Instandsetzung der Steinschloßflinten dem Schmiede- 
handwerk ob. 
Der Bau der Hütten ist im Allgemeinen zwar 
ein sehr einfacher, hält aber doch gut gegen die Un- 
bilden der Witterung Stand. Die Form derselben 
ist bei den Evheleuten ausschließlich viereckig; die 
meisten sind durchschnittlich 3 m breit und 5 bis 6 m 
lang und mit einem Giebeldach versehen. Gewöhnlich 
hat die Hütte einen Eingang, der zugleich auch das 
Licht mit hereinläßt, da Fenster bei wirklichen Ein- 
geborenenhütten nicht vorhanden sind. 
Die Hütten enthalten meistens einen, selten meh- 
rere Räume. Die Hütten werden in der Art gebaut, 
daß das Gerüst zuerst aufgeführt wird, dessen Seiten- 
wände ungefähr 2 m hoch von rohen Pfeilern und 
doppelten Querleisten aus rohen Stangen bestehen, 
während die Giebelseiten 3 bis 3½¼ m hoch errichtel 
werden. Die Dachsparren sind gewöhnlich aus Bam- 
bus, während die Querleisten aus den Blattrippen 
der Wein= oder Oelpalme bestehen. Die Wände 
werden dann zwischen den doppelten Leisten mit Lehm 
ausgefüllt, wozu mit Vorliebe auch Termitenhaufen 
gebraucht werden. Um den Luftzug gut zu ermög- 
lichen, sind die Lehmwände an den Giebelseiten nicht 
höher als die der Längsseiten, so daß ein freier 
wird mit Gras eingedeckt, welches ziegeldachartig über- 
einanderliegt. Ein gutes Dach hält auch den stärksten 
Tornado ab. Der Fußboden wird aus Lehm zu 
einer Tenne festgestampft und bei luxuriösen Bauten 
werden die Wände des Hauses mit einer hellgelben 
Erdfarbe sowie die Kanten und die Einfassung der 
Thür mit einer rothen Thonfarbe gestrichen. In 
den besseren Häusern ist dann auch eine sogenannte 
Schlafbank vorhanden, welche auf vier Pfählen ruht 
und mit Brettern eingedeckt ist. Auf derselben liegt 
eine drei bis vier Zoll hohe aus Gras geflochtene 
Schlafmatte und häufiger auch einige dünne Matten 
zum Zudecken. Bei sehr vornehmen und reichen 
Händlern, die oft an die Küste gelangen, sieht man 
auch roh gezimmerte Bettstellen mit Moskitovor- 
hängen von europäischem Kattun. Diese Häuser
	        
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