Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

haben auch gewöhnlich Fensterluken, die mit Läden 
versehen sind. Die Thür des Hauses wird bei den 
Negerhütten meistens aus einem aus Palmrippen zu- 
sammengefügten Vorsetzer des Nachts verschlossen. In 
den Häusern findet man in einer Ecke die Kalabassen 
sowie sonstige Hausgeräthe stehen, während nicht 
selten an den Wänden Fetischamulette aus Kauri- 
muscheln oder sonstigen Gegenständen hängen. Häufig 
wird auch das Dach tiefer über die Seitenwände 
heruntergebaut und durch Stützen gehalten, welches 
dann dem Bewohner einen schattigen Vorraum, bei 
seinem Aufenthalt im Freien, gewährt. Die Feuer- 
stätte liegt vor dem Hause und besteht häufig nur 
aus drei Steinen oder, besser hergestellt, aus einem 
kleinen Thonring, der ¼ m hoch ist und an einer 
Seite zum Einwurf des Holzes eine Oeffnung hat, 
auf welchem oben der betreffende Kochtopf steht. 
In jedem Gehöft befindet sich ebenfalls ein höl- 
zerner Trog, aus einem Stück gezimmert, in dem 
vor den Mahlzeiten der Yams sowie Kassava zu 
einem Brei gestampft werden. 
In den nicht wasserarmen Gegenden ist meistens 
ein kleiner, durch einen Zaun abgetrennter Platz am 
Hause, der als Waschraum dient. Oft sieht man 
auch kleine Behälter aus Knüppelholz hergestellt für 
Schweine oder sonstige Hausthiere. Kornspeicher 
stehen in diesen Gegenden auf einem Unterbau von 
mehreren Pfählen und auf denselben befindet sich der 
eigentliche Behälter aus Lehm errichtet, meistens von 
einem Grasdach eingedeckt. 
In ölreichen Gegenden findet man auch sehr 
häufig runde Löcher, welche mit Steinen ausgepflastert 
sind und ungefähr einen Durchmesser von 1½ m 
besitzen; sie dienen zur Bereitung des rohen Palmöls, 
indem die Palmkerne darin zu einem Brei zerstampft 
werden. 
Zwei bis drei, auch vier Häuser bilden ein Ge- 
höft, dessen Zwischenräume häufig von einem Zaun 
aus zusammengefügten Palmrippen umgeben werden 
Die Dörfer sind meistens zusammengebaut und mit 
kleinen winkeligen Straßen versehen, in der Mitte 
mit einem Marktplatz, welchen meist große Bäume 
beschatten. Häufig finden sich auf ihm auch pri- 
mitive Bänke aus Baumstämmen, denen als Rücken- 
lehne eine andere Stange, gehalten von zwei Pfählen, 
dient. Oft sind auch unter einem Schattendache all- 
gemeine Reiben zum Zerkleinern des Korns vor- 
handen. Dieselben bestehen aus einem viereckigen 
Lehmblock von ungefähr 1 m Höhe, oben mit einem 
großen Stein versehen, auf dem dann das Korn durch 
einen anderen Stein zerkleinert wird. 
Die Dörfer haben Aborte, welche im Busch liegen 
und aus einfachen Gruben mit Querhölzern bestehen. 
Sie sind ein Beweis für die Reinlichkeit der Eohe- 
neger. 
Der hauptsächlichste Handel der Eingeborenen 
nach der Küste besteht in Palmkernen sowie aus den 
weiteren Gegenden auch in Palmöl; ferner werden 
aus den östlichen Gegenden Felle, besonders aus 
  
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Atakpame, nach der Küste gebracht und von weiterher 
auch noch Elfenbein. Dieses sind wohl die haupt- 
sächlichsten Ausfuhrprodukte, welche das Land erzeugt. 
Natürlich besteht der Handel zum eigenen Gebrauch 
in den schon angeführten Produkten des Landes selbst. 
Ebenso wird ein reger Handelsverkehr von eingebo- 
renen Händlern mit europsischen Zeugen, Pulver, 
Gewehren gegen Austausch der eigenen Produkte 
unterhalten. 
Als Münze kursirt das englische, wie jetzt auch 
erfreulicherweise mehr das deutsche Geld; weiter im 
Innern wird noch hauptsächlich die Kaurimuschel als 
Scheidemünze gebraucht. 
Die Nahrung der Eingeborenen an der Küste 
besteht hauptsächlich aus Fischen, welche sowohl ge- 
braten als in getrocknetem Zustande genossen sowie 
zu Sancen verarbeitet, mit dem Fleische von Ziegen 
oder Schafen gegessen werden. Ferner wird das 
Mehl der Kassava sowie in den yamsreichen Gegen- 
den der Yams in Behältern mit Wasser zu einem 
Brei gestampft. Er ist die eigentliche Speise der 
Eingeborenen. Er wird von ihnen als Fufu 
bezeichnet und mit Kräutersaucen sowie auch zum 
Fleisch als Hauptnahrung genossen. In wildreichen 
Gegenden dient auch in der Sonne getrocknetes An- 
tilopenfleisch als Nahrung. Alle Speisen werden 
mit dem unvermeidlichen Pfefser zubereitet. 
Der Schmuck der Frauen besteht in mehreren 
Perlenketten, die um den Hals getragen werden, 
ferner werden die Oberarme mit Perlenschnüren oder 
sonstigen rothen Bändern sowie das Bein unterhalb 
des Kuies gewissermaßen durch Perlenschnüre ab- 
geschnürt. Aermere Leute tragen auch diese Schmuck- 
gegenstände, aber aus verschiedenen bunten Gras- 
halmen, die zu einer Kette vereinigt sind. Häufig 
werden namentlich von reichen Frauen eingeführte 
Ketten aus Silber oder Armbänder, auch Messing- 
ringe unterhalb des Knöchels getragen, welche frei 
auf dem Fuß aufliegen. Die Kaurimuscheln werden 
hauptsächlich zum Schmuck von den Fetischfrauen 
verwandt. Oft bemalen sich auch zum Schmucke 
bei feierlichen Gelegenheiten Frauen sowie Mädchen 
mit einer hellbraunen Erdfarbe. 
Die Haartracht der Frauen besteht bei der ärmeren 
Klasse meistens aus einem kurz geschorenen Haar, 
da fast sämmtliche Gegenstände auf dem Kopf ge- 
tragen werden. Die reichen Frauen dagegen be- 
schäftigen sich des Tages hauptsächlich mit ihrer 
Frisur. Diese ist sehr mannigfaltig gestaltet; das 
Haar wird zu Hörnern oder Krone zu den eigen- 
thümlichsten Gebilden vereinigt, welche meistens von 
einem kleinen Kopftuch aus Stoff oder Seide um- 
schlungen sind. 
Die heirathsfähigen Damen des Landes sind 
außer dem vorher genannten Schmuck der Frauen 
nur mit einer grellleuchtenden Perlenschnur, roth, 
gelb oder blau, bekleidet, an welcher ein kleines 
Schamtuch, häufig von rother Farbe, vorn und hinten 
von der besagten Rosette ausgehend, befestigt ist.
	        
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