Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

wenigen Kosten und geringer Mühe bewerlstelligt 
werden können. 
Aus dem Vorstehenden geht hervor, daß hier 
besonders günstige Verhältnisse für Schifffahrt ob- 
walten, weil das Land im Osten wie im Westen 
zugänglich ist und beide Plätze vorzügliche Ausgangs- 
punkte für weitere Ansiedelungen bilden. 
Vom Meere aus gesehen, ist es leicht erkennbar, 
daß das Land nach dem Innern zu allmählich an- 
steigt und von vielen Flüssen und Bächen durch- 
strömt wird, welche ihren Ursprung in dem hohen 
Kaisergebirge haben. Das Land ist durchweg be- 
waldet, jedoch kann die Vegetation nicht eine sehr 
schwere und dichte genannt werden. Eingezogene 
Erkundigungen ergaben, daß das Land in früheren 
Feiten ziemlich stark bevölkert gewesen, daß jedoch die 
Bevölkerung infolge der kriegerischen Ueberfälle der 
zukainsulaner sich weit ins Innere, namentlich auf 
die Abhänge des Gebirges landeinwärts von Kap 
Zaverdie, zurückgezogen hat. Der Landstrich ist in- 
folgedessen nur spärlich bevölkert. 
on Tinputs machte ich einen Ausflug ins Land 
und es gelang mir, in einem Tage den Lanähafen 
z erreichen. Ich habe mich auf dieser Tour im 
Durchschnitt immer etwa zwei Seemeilen vom Strande 
gehalten. Der Boden ist sehr tief und anscheinend 
lehr fruchtbar. Wir trafen viele frühere Pflanzungen 
der Eingeborenen, woraus zu schließen ist, daß die 
Bevölkerung vormals eine zahlreiche gewesen ist. 
Eine große Anzahl von Flüssen und Bächen mußte 
durchwatet werden; das Wasser ist überall klar und 
krisch und die vielen Wasserläufe würden sich zum 
etrieb von allerlei Maschinen besonders eignen. 
Da ich in Lauähafen nicht das Boot antraf, so 
expedirte ich von dort ein Kanve nach Tinputs zurück, 
um den Kapitän zu instruiren, das Boot überhaupt 
nicht zu senden, da ich auf dem Landwege wieder 
zurückkehren würde. Ich übernachtete dann in Lauä 
und verstärkte meine Begleiter am folgenden Morgen 
durch sechs Jünglinge aus Banin, welche sich erboten, 
mich landeinwärts zu geleiten, und auch willig waren, 
mit mir nach Tinputs zu gehen. 
Wir brachen morgens 7 Uhr auf, durchschritten 
den ziemlich tiefen Lauäfluß etwa eine Meile von 
er Mündung und kamen dann bald auf einen recht "„ 
gut betretenen Pfad, der von den Bergbewohnern 
im Verkehr mit den Bewohnern von Ba##in benutzt 
wird. Diese letzteren haben hier an verschiedenen 
Stellen ihre Pflanzungen, worin Taro, Yams, Ba- 
taten und Bananen wuchsen, die letzteren von er- 
staunlicher Größe. Ich habe selten so schwere Ba- 
nanenbündel gesehen wie in einigen dieser Pflanzungen. 
Nach etwa zwei Stunden Marsch — ich schätze die 
Entfernung vom Lanühafen auf fünf Scemeilen — 
überschritten wir ein zweites Flußthal mit sanft ab- 
fallenden Ufern, kamen aber dann recht bald auf 
ansteigendes Land. Um 12 Uhr wurde Halt gemacht, 
und nach einer Stunde Rast ging es wieder land- 
einwärts. Wir waren jetzt auf einen plateanartigen 
  
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Ausläufer des Kaisergebirges gekommen, den ich auf 
etwa 350 m Höhe schätze. Da ich ohne Instrumente 
war, so konnte ich die Höhe des Plateaus nur nach 
der Höhe des Bahingebirges abschätzen, welches letz- 
teren ich dann und wann ansichtig wurde. Um 3 Uhr 
gelangten wir in eine kleine Dorfschaft, aus etwa 
15 Hütten bestehend. Von der Bevölkerung war im 
Anfang nicht viel zu sehen, die einzelnen Individuen 
kamen jedoch nach und nach zum Vorschein, auch die 
Weiber und Kinder. Ich beschloß, hier zu über- 
nachten, und ließ eine der Hütten für mich herstellen. 
Daß die Bevölkerung hier nicht in starker Verbindung 
mit den Küstenvölkern steht, dafür spricht, daß ich 
hier in den Händen einzelner Männer Steinäxte sah. 
Sonst unterschieden sich die Leute nicht von den 
Strandbewohnern, mit denen sie sich anscheinend 
fließend unterhielten, obgleich mir vorher gesagt war, 
daß sie eine andere Sprache redeten. In den Hütten 
deuteten die häufigen Unterkiefer von Menschen darauf 
hin, daß diese Leute ebenfalls wie die Strandbewohner 
Kannibalen waren. 
Der Boden war rings um diese Dorsschaft sehr 
fruchtbar und gut bewässert; es schien mir, als ob 
die Güte des Bodens mit der Entfernung vom 
Strande zunimmt. Es ist kein Zweifel, daß ohne 
Mühe solche Lagen zu erreichen sind, welche für be- 
sondere Kulturen nennenswerthe Vortheile bieten. 
Namentlich scheint mir das Land infolge der vor- 
züglichen Bewässerung und der vielen Niederschläge 
sich besonders für Kaffeekultur zu eignen. 
Am folgenden Tage wurde der Rückweg in der 
Richtung auf Tinputs eingeschlagen. Der Charakter 
des Landes bleibt fortwährend derselbe. Wir hatten 
viele Wasserläufe zu durchschreiten, darunter einen 
mit ziemlich steilen Usern und von solcher Tiefe, daß 
es mir ohne Hülfe meiner Begleiter nicht möglich 
gewesen wäre, ihn zu überschreiten. Wir trafen auf 
dem Heimwege eine Anzahl von Eingeborenen, die 
jedoch, als sie uns gewahrten, schnell im Unterholz 
verschwanden. Auch durchschritten wir zwei kleine 
Niederlassungen, die jedoch vollständig leer waren, 
obgleich die kleinen Feuer vor den Hütten bezeugten, 
daß die Einwohner nicht weit entsfernt waren. Die 
Gegend nach Tinputs hin ist sehr flach und an 
Stellen sumpfig, jedoch nicht so, daß sie unbrauchbar 
wird, im Gegentheil, die Bewohner der Küste bauen 
hier Taro und Bananen von vorzüglicher Güte. 
Gegen 5 Uhr abends trafen wir am Strande 
von Tinputs ein; es war ein langer Marsch gewesen, 
wir waren seit 7 Uhr morgens fast ununterbrochen 
marschirt; die vielen unfreiwilligen Bäder in dem 
kühlen Wasser der Gebirgsströme hatten mich jedoch 
wunderbar erfrischt. 
Gegen eine Ansiedelung in diesem Lande sind 
von den Eingeborenen keine Schwierigkeiten zu er- 
warten. Im Osten und Westen wohnt freilich in 
den angrenzenden Landstrichen eine dichte Bevölkerung, 
aber von diesen ist kaum ein feindseliges Austreten 
zu erwarten. Bei geeigneter Behandlung wäre es
	        
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