Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

sind mit feinen Borsten besetzt und verursachen bei 
der Berührung ein Gefühl ähnlich wie die Brenn- 
nessel. Diese Art ist gleichfalls recht häufig. Die 
Stämme verästeln sich reichlich. Von einer Oel- 
palme nahm ich Stammstücke von im Ganzen 50 m 
Länge herunter. Der Bast wird ebenso gewonnen 
wie von der vorhin erwähnten Malvacee, jedoch ist 
die Bereitung wegen der Unebenheiten der Stämme 
schwicriger. Nichtsdestoweniger benutzen die Fischer 
ausschließlich diese Art für ihre Fischerschnüre und 
Netze, da letztere, wenn aus diesem Bast zubereitet, 
ganz besonders stark und widerstandsfähig gegen den 
Einfluß des Seewassers sein sollen. Hierin sollen 
sie auch die aus Europa eingesührten Netze und 
Leinen bei Weitem übertreffen. Allerdings werden 
die Schnüre stets nach deren Gebrauch sofort in den 
Hütten am rauchenden Feuer wieder getrocknet. Die 
Pflanze führt bei den Eingeborenen den Namen 
„Toll“. Die Fischleinen heißen „Mussinga“. Die 
Aeste dieser Pflanze ähneln sehr denjenigen einer 
wahrscheinlich nahe verwandten Art, aus der das 
beste sogenannte „Bushrope“, Buschtau, gemacht wird. 
Diese Art klettert hoch an Bäumen empor und ich 
habe noch keine Blätter und Blüthen erlangen 
können. Die dünnen Stämme sind sehr biegsam 
und haben eine von kleinen harten Höckern sehr 
rauhe Oberfläche. Aus ihnen, im Verein mit der 
vorerwähnten Art, flechten die Fischer in Bota die 
starken armdicken Taue, deren sie sich bei der Jagd 
auf Walfische in der Ambasbucht bedienen. 
Ob eventuell eine von diesen zulett erwähnten 
Faserpflanzen einmal eine Rolle in dem Export der 
Kolonie spielen wird, läßt sich schwer beurtheilen. 
Ueberhaupt ist es schwer, neue Faserpflanzen zu 
finden und besonders ihnen einen Markt zu eröffnen, 
denn um das Letztere erreichen zu können, muß man 
von vornherein große Onantitäten herbeischaffen, und 
diese müssen, wenn es eine gute Quantität sein soll, 
gleich mit der Maschine präparirt sein, denn wenn. 
die Faser von den Eingeborenen roh präparirt ist, 
läßt sich ein genaues Urtheil über die Güte der- 
selben nicht fällen. 
Togo. 
Wissenschaftliche Lammlungen. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde sind 
am 8. Juli und am 29. Angust d. Is. Sendungen 
zoologischer Gegenstände, welche von dem Stations- 
leiter Grafen Zech zu Kete-Kratyi im Togogebiete 
k gesammelt worden sind, zugegangen. Sie enthielten: 
Säugethiere in Alkohol, 
34 Vogelbälge, . 
Gläser mit Vögeln in Alkohol, 
50 Reptilien und Amphibien, 
45 Fische (zum Theil nur Köpfe), 
20 Schmetterlingsraupen in sieben Arlen, 
25 Termiten in zwei Arten, 
— 
782 
  
1 Blattide mit Jungen, 
3 Fliegenlarven, 
2 Tausendfüßler, 
2 Krebse, 
1 halben Fadenwurm. 
Die Konservirung der Thiere war im Ganzen 
gut. Den werthvollsten Theil der Sendung bilden 
die Vögel. 
Die Anzahl der bisher aus Togo bekannten 
Vogelarten wird durch sie um weitere sechs Spezies 
vermehrt, so daß die Gesammtzahl der für das Togo- 
gebiet nachgewiesenen Vogelarten nunmehr 230 beträgt. 
In der ornithologischen Abtheilung des Museums 
für Naturkunde sind jetzt Vertreter sämmtlicher in den 
einzelnen Schutzgebicten nachgewiesenen Vogelarten 
zusammengestellt. Die in die Kolonien hinausreisen- 
den Beamten 2c. können sich daher hier jetzt leicht 
über die Vogelwelt ihres künftigen Wirkungskreises 
unterrichten. 
Die Reptilien enthielten einige seltene Frösche der 
Gattung Rappia. Die Fische waren wegen ihrer 
Fundörter bemerkenswerth, die Krebsart neu für das 
Museum und deshalb recht willkommen. 
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Nach Mittheilung der Nr. 11 von „Unter dem 
rothen Kreuz“ haben die Schwestern Leonore und 
Elise in Kamerun aus Gesundheitsrücksichten die 
Heimreise angetreten. 
Die Wirthschaftsschwester Katharina Fath ist von 
Tanga nach Deutschland zurückgekehrt. An ihre 
Stelle ist Schwester Gertrud v. Lieres aus Dar- 
es-Saläm getreten. 
Schwester Helene in Togo ist ebenfalls nach 
Deutschland zurückgekehrt. 
Nach Mittheilung der „Evangelischen Missionen“ 
ist der Basler Missionar Anger in Kamerun, der 
erst kurze Zeit dort wirkt, den bei Explosion einer 
Lampe erlittenen Verletzungen erlegen. 
  
Der Missionar der Leipziger Mission Kämpf 
ist in Mbungnu (Ostafrika) gestorben. 
Missionar Mischlich von der Basler Mission, 
der im Laufe des Jahres sich im Adelegebiet nieder- 
gelassen hat, machte im August von Bismarckburg 
aus eine Entdeckungsreise, über die er im „Evange- 
lischen Heidenboten“ Folgendes schreibt: 
„In meinem letzten Bericht bemerkte ich, da weder 
in Bosm noch in Adele Märkte abgehalten werden, 
auf dem ein Europäer sich mit dem Nothwendigsten 
versehen könnte, dürfe man nicht daran denken, hier 
eine Missionsniederlassung zu gründen. Deshalb 
wollte ich, wenn irgend möglich, Fasogu und Tshautsho
	        
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