Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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kultivirt werden, nimmt eine Fläche von 72),6 ha ein. 
Der einige Meilen von Buitenzorg in einer Seehöhe 
von mehr als 1400 m befindliche Gebirgsgarten (zu 
Tjibodas, am Vulkan Gedeh gelegen) umfaßt über 
58 ha. Zu diesem Gebirgsgarten gehört ein Wald 
von mehr als 283 ha Bodenfläche. An 300 Arbeiter 
sind zur Pflege dieser Gärten unter der Aufsicht 
mehrerer „Monduren“ und der Oberaufsicht eines 
Inspektors thätig. 
Was auf dieser Riesenfläche unter den günstigsten 
Vegetationsbedingungen von einer so großen Zahl 
gutgeleiteter Arbeiter in Bezug auf die Pflanzenkultur 
geleistet werden kann, läßt sich nicht in Kürze schil- 
dern. Es sei nur erwähnt, daß alljährlich Tausende 
von lebenden Pflanzen aus Buitenzorg an die großen 
botanischen Gärten Europas und Amerikas, ferner an 
die Akklimatisationsgärten der englischen, französischen 
und deutschen Kolonien verschickt werden, daß zahl- 
reiche europäische Botaniker zu ihren Studien Unter- 
suchungsmaterial von Buitenzorg erhalten und daß 
vor Allem die alljährlich aus aller Herren Ländern 
dorthin ziehenden Forscher zum Zwecke ihrer Unter- 
suchungen eine solche Menge richtig bestimmter und 
hut kultivirter Pflanzen vorfinden, wie in keinem 
anderen Tropengarten der Welt. 
Womit aber das Buitenzorger Institut allen 
anderen in den Tropen eingerichteten Anstalten den 
Rang abgelaufen hat, das ist die große Zahl der 
dort vereinigten, wissenschaftlichen Zwecken dienenden 
Laboratorien und Sammlungen, welche es gestatten, 
jene Behelfe, die zur Durchführung von botanischen 
Forschungen im weitesten Sinne des Wortes erfor- 
derlich sind, sofort zur Hand zu haben, so daß sich 
fast jede botanische Arbeit in Buitenzorg wie an 
einem im Herzen Europas gelegenen Kulturcentrum 
durchführen läßt. 
In allen größeren botanischen Gärten der Tropen 
befindet sich ein Herbarium, wohl auch hin und 
wieder ein Arbeitsraum für mikroskopische oder ander- 
weitige wissenschaftliche Untersuchungen. Was aber 
die Holländer zur wissenschaftlichen Ausrüstung des 
Buitenzorger Instituts geleistet haben, kann nur 
unsere Bewunderung erregen. 
Ein stattliches, außerhalb des Gartens gelegenes 
Gebäude nimmt die Bibliothek und das botanische 
Museum auf. Im Garten selbst befindet sich ein 
Laboratorium für anatomisch= physiologische Unter- 
suchungen, eine für zoologische Zwecke eingerichtete 
Station, eine Abtheilung für Untersuchungen über die 
Tabakpflanze, eine sorstbotanische Abtheilung zur Un- 
tersuchung der in den holländisch-indischen Wald- 
beständen auftretenden Holzgewächse; ferner dient ein 
mit reichen Sammlungen ausgerüstetes Laboratorium 
für Pharmakologie und Pharmakognosie der Unter- 
suchung der tropischen Heilpflanzen. Im Garten zu 
Tjikömöh befindet sich ein wohleingerichtetes agri- 
kultur -chemisches Laboratorium. Die Höhenstation 
Tsibodas steht unter besonderer Verwaltung; daselbst 
können vier Botaniker gleichzeitig arbeiten. Jeder 
  
findet hier für Wochen gute Unterkunft, einen Arbeits- 
tisch mit den erforderlichen Utensilien zu mikroskopi- 
schen Untersuchungen und eine kleine Handbibliothek. 
Eine Anstalt für Photographie und Reproduktions= 
verfahren zur Aufnahme von Pflanzen und anderen 
botanischen Objekten vervollständigt den wissenschaft- 
lichen Hülfsapparat, einiger anderer zweckmäßiger 
Einrichtungen nicht weiter zu gedenken. 
Die Oberleitung des „Plantentuin“ führt ein 
Direktor. Jede der genannten Abtheilungen untersteht 
einem besonderen Chef, dem ein oder mehrere wissen- 
schaftliche Hülfsarbeiter beigegeben sind. Im Ganzen 
wirken derzeit am Buitenzorger Institute 21 wissen- 
schaftlich gebildete Beamte. 
Es kann hier nur kurz angedeutet werden, worin 
die Leistungen dieser wahrhaft großartigen Institu- 
tioncn bestehen. 
Vor Allem ist hier, wie nirgends in der Tropen- 
welt, Gelegenheit zu wissenschaftlichen Forschungen 
geboten. Zahlreiche Naturforscher, zumeist Botaniker, 
darunter Männer von hervorragendem Rufe, haben 
diese Gelegenheit ausgenutzt. Viele der hier aus- 
geführten wissenschaftlichen Untersuchungen sind in den 
„Annales du Jardin Botaniqdue de Buitenzorg“ 
(Leyden, J. E. Brill), von welchen der dreizehnte 
Band im Erscheinen begriffen ist, publizirt. Die ge- 
nannten Annalen enthalten zahlreiche wichtige bota- 
nische Untersuchungen und bilden anerkanntermaßen 
eine Zierde der periodischen botanischen Litteratur. 
In dem Zeitraume von 1884 bis 1894 haben sich 
44 europäische Botaniker in Buitenzorg zum Zwecke 
wissenschaftlicher Forschungen längere Zeit (zwei bis 
sechs Monate) aufgehalten, darunter 14 Holländer, 
15 Deutsche, 6 Oesterreicher, 4 Russen, 2 Engländer, 
1 Belgier, 1 Schwede, 1 Däne. Viele andere Natur- 
forscher, besonders Botaniker und Zoologen, blieben 
kürzere Zeit, theils um die Einrichtungen des berühmt 
gewordenen Buitenzorger Instituts kennen zu lernen, 
theils um auch hier Material für ihre Forschungen 
zu gewinnen. 
Nicht minder bedeutungsvoll wie die rein wissen- 
schaftlichen sind die praktischen Resultate, welche die 
Institutionen des Buitenzorger Gartens zur Folge 
hatten. Der javanische Thee= und Kaffeebau, die 
Zuckerrohr= und Tabakkulturen haben dem Garten 
viel zu danken. Die in Niederländisch-Indien neu 
erstandene Guttaperchagewinnung geht von Buitenzorg 
aus. Die von den Eingeborenen betriebene rohe 
Methode der Guttaperchaerzeugung hat zur Vernich- 
tung aller wildwachsenden Guttaperchabäume geführt. 
„Das Vaterland dieses Baumes war Singapore“, 
heißt es sehr treffend in einem Berichte über die 
Anupflanzung dieser wichtigen Bäume in Java. Nun 
befinden sich im botanischen Garten zu Buitenzorg 
zwei ausgewachsene Exemplare dieses seltenen Ge- 
wächses (Palaquium Gutta) und die ausgedehnten 
Gouvernemenisplantagen, welche die Guttapercha- 
gewinnung aus kultivirten Bäumen zum Zwecke haben, 
bestehen aus Tochterpflanzen dieser beiden Bäume.
	        
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