Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Wirthschaftsjahre 1894 bis 1895 auf 36,451 Hogs- 
heads, das heißt 24 093 Hogsheads weniger, als 
der Durchschultt der Ausfuhr in den vier Vorjahren 
betrug. Die Lage der Pflanzer wurde bei den 
schlechten Aussichten auf dem Zuckermarkte eine 
schwierige. Die Arbeiterbevölkerung neigte bei dem 
Mangel an Beschäftigung zu Gewaltthätigkeiten. 
Auch der Werth der Einfuhr fiel um 242 036 Pfd. 
Sterl. gegen den früheren Durchschnitt. Seit dem 
im August gefallenen Regen hat sich jedoch die 
wirthschaftliche Lage wieder gebessert, namentlich da 
auch gleichzeitig der Preis des Zuckers wieder stieg, 
und zwar besonders infolge der durch den Krieg 
auf Kuba angerichteten Verwüstungen, welche ein 
Sinken des jährlichen Zuckerexporks von dort nach 
den Vereinigten Staaten von 1 000 000 Tonnen 
auf 77 000 Tonnen bewirkten. 
Außerdem sind auf Anregung der landwirth- 
schaftlichen Versuchsstation der Regierung die meisten 
Zuckerpflanzer auf Barbados behufs Bekämpfung der 
Zuckerrohrkrankheit dazu übergegangen, anstatt des 
bisher meist gepflanzten Bourbon-Zuckerrohrs andere 
Arten von Zuckerrohr anzupflanzen, welche der 
Krankheit weniger ausgesetzt sind. 
Um die Zuckerindustrie zu heben, wurde beab- 
sichtigt, unter finanzieller Beihülfe der Regierung 
eine Central-Zuckerfabrik zu erbauen, welche im 
Stande wäre, das Zuckerrohr von 1500 Acker zu 
verarbeiten. Es soll hierdurch bezweckt werden, eine 
möglichst gute Qualität Zucker zu produziren und 
beim Verkauf die Vortheile des Marktes möglichst 
auszunutzen. Diese Einrichtung soll besonders den 
kleinen Pflanzern zu gute kommen, welche bisher 
das Zuckerrohr noch in primitiver Weise in vom 
Winde getriebenen Mühlen verarbeiten. Die An- 
gelegenheit ist indessen im Jahre 1895 noch nicht 
zum Abschluß gelangt. 
Außerdem ist hervorzuheben, daß von der Re- 
gierung die bisher im Besitze zweier Gesellschaften 
befindlich gewesenen Wasserwerke übernommen worden 
sind. Es ist zu dem Zwecke eine öffentliche Schuld 
von 375 000 Pfd. Sterl. ausgenommen worden. 
Behufs Aufbringung des für die Verzinsung und 
Amortisation dieser Anleihe erforderlichen Betrages 
sind im April 1895 die Zölle, welche 1891 herab- 
gesetzt waren (wodurch ein jährlicher Ausfall in 
der Einnahme von 12 700 Pfd. Sterl. herbeigeführt 
war), wieder auf die vor 1891 geltenden Tarissätze 
erhöht worden. 
Einfuhr und Ausfuhr. 
Die Einfuhr nach Barbados im Jahre 1895 
betrug 956 921 Pfd. Sterl., gegen 1 279 335 Pfd. 
Sterl. im Jahre 1894 und 1 193724 Pfd. Sterl. 
im Jahre 1890; der Durchschnitt der jährlichen 
Einfuhr von 1890 bis 1894 war 1 198 957 Pfd. 
Sterl. Von der Einfuhr des Jahres 1895 ent- 
fielen 3491 434 Pfd. Sterl. auf England (116 099 
Pfd. Sterl. weniger als 1894), 184 154 Pfd. Sterl. 
  
109 
  
auf Englische Kolouien (43 361 Pfd. Sterl. weniger 
als 18914) und 381 333 Pfd. Sterl. auf andere 
Länder (162 952 Pfd. Sterl. weniger als im Vor- 
jahre); unter den letzteren waren die Vereinigten 
Staaten mit 336 558 Pfd. Sterl. betheiligt. 
Der Werth der eingeführten Nahrungsmittel 
(außer Spirituosen und Tabak) betrug 382 826 Pfd. 
Sterl., gegen 428 403 Pfd. Sterl. im Jahre 1894; 
der Bedarf an eingeführten Nahrungsmitteln war 
infolge der langen Trockenheit bis zum August 1895 
ein außergewöhnlich hoher. 
Die Ausfuhr des Jahres 1895 belief sich auf 
587 298 Pfd. Sterl., gegen 984 512 Pfd. Sterl. 
im Jahre 1894 und 1204 390 Pfd. Sterl. im 
Jahre 1890. Der Durchschnitt der jährlichen Aus- 
fuhr von 1890 bis 1894 betrug 1 034 562 Pffd. 
Sterl.; sie erreichte den höchsten Betrag 1893 mit 
1 243 083 Pfd. Sterl. 
Von der Ausfuhr des Jahres 1895 bildeten 
394 591 Pfd. Sterl. Produkte und Fabrikate von 
der Jusel selbst. Hiervon wiederum entfiel der 
größte Theil auf den Zucker, nämlich 282 092 Pfd. 
Sterl. (J 36 451 Tonnen), gegenüber 616 253 Pfd. 
Sterl. (— 65 222 Tonnen) im Jahre 1894 und 
851 780 Pfd. Sterl. (— 67 157 tons) im Jahre 
1893. Der bei Weitem größte Theil des Zuckers 
wird nach den Vereinigten Staaten ausgeführt. 
Die Gesammtausfuhr nach den Vereinigten Staaten 
betrug 1895 226 096 Pfd. Sterl., nach Britisch- 
Westindien und Britisch= Guyana 167 142 Pfd. 
Sterl., nach Britisch -Nordamerika 95 849 Pfo. 
Sterl., nach England 69,760 Pfd. Sterl. Die 
Ausfuhr von Rum fiel von 12 962 Gallonen im 
Jahre 1894 auf 8 877 Gallonen im Jahre 1895. 
Schiffsverkehr: die Insel wurde 1895 von 1714 
Schiffen (— 916 766 Tonnen Gehalt) angelaufen; 
darunter befanden sich 405 Handelsdampfer (Tonnen- 
gehalt = 608 821). Der Nationalität nach waren 
1173 Schiffe (mit 693 306 Tonnet) britische und 
38 (mit 16 700 Tonnen) deutsche. 
Die African Lakes Corporation, 
welche den Handel auf dem Sambesi, Schire und 
Nyassa in den Händen hat, zahlt dies Jahr 7½ 
Prozent Dividende. » 
Zir John Bates EChurston. 
Der britische High Commissioner of the Western 
Pacisic and Governor of Fiji Sir John Bates 
Thurston ist, nach Drahtmeldungen englischer Blätter, 
gestorben. Thurston hat bei den deutsch-englischen 
Verhandlungen über die Abgrenzung der Gebiete 
in der Südsec seinerzeit mitgewirkt. 
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