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Ueber den Drogenhandel während des Jahres 1896
berichtet die Firma Brückner, Lampe & Co. in
Berlin C. Folgendes
Der Impork von medizinischen Vegetabilien
aus dem Auslande hat abermals stark zugenommen,
während der Anbau solcher Pflanzen in Deutschland
zurückgeht.
Es sind ganz bedeutend im Preise zurückgegangen
die ätherischen Oele: Bergamott-, Citronen-,
Nelken-, Rosen-, Sandelholz= und Pfesfer-
minzöl.
Kampher hat sich zu einem großen Spekulations-
artikel des Drogenhandels herausgebildet. Er kostete
Anfang des Jahres 1895 etwa 260 Mk. per 100 kg,
stieg auf 480 Mk. infolge Monopolisirung durch ein
Londoner Syndikat, welches im Mai einen Stoß
ahhielh und schloß Ende des Jahres 1896 mit etwa
75 Mk. Die Verwendung von Kampher für tech-
#gee Zwecke ist sehr groß.
Chinin ist von etwa 50 Mk. auf etwa 35 Mk.
gesunken, da die Anpflanzung von Chinabäumen auf
Java große Fortschritte gemocht hat. Es wurden
bis Ende September aus Java 7 818 000 Pfund
gegen 5 829 700 Pfund im Jahre 1895, also
2 000 000 Pfund mehr ausgeführt. In Java selbst
sind Fabriken für Chinin im Entstehen.
Cinchonidin ist in ganz kurzer Zeit um fast
das Dreifache gestiegen. Die jetzt fast ausschließlich
zur Verarbeitung gelangenden Javachinarinden ent-
halten äußerst wenig Cinchonidin, da die Kultur seit
langer Zeit bestrebt ist, die Nebenalkaloide zu Gunsten
des Chinins zu verringern.
Cortex Cbinae (Chinarinde). Sehr billig
zu kausen, namentlich die beliebte Cochabambarinde.
ocain. Der Anbau des Cocastrauches hat in
Peru und Bolivien außerordentlich zugenommen,
ebenso die Herstellung von halbgereinigtem Cocain
daselbst. In Deutschland wurden eingeführt etwa
2000 kg Rohcocain und etwa 5000 Ballen Blätter.
Der Preis von reinem Cocain setzte ein mit 520 Mk.
per Kilogramm und schloß mit etwa 410 Mk. per
Kilogramm. «
Vanille hat sich gegen die Konkurrenz des
Vanillins ferner standhaft gehalten und keine erheb-
liche Preiseinbuße erfahren.
Titteratur.
Aus allen Welttheilen. Herausgegeben von
R. Fitzner. Berlin 1897. Hermann Peetel.
Hest 7 und 8 enthalten folgende Aufsätze von
kolonialem Interesse: Hahn: Siedelungs-, Plantagen-,
Faktoreikolonien; Kanstatt: Die Rinderpest in Söd-
afrika Warneck: Die deutschen evangelischen
Missionen; Nusser-Asporkt: Französische koloniale
Nekonvaleszentenhäuser rc.
Die deulschen Kolonien. Vierte
Leipzig 1897.
Karl Heßler:
vermehrte und verbesserte Auflage.
Lang.
Das vorliegende Buch hat bei jeder der Aus-
lagen, die es in rascher Folge erlebt hat, an Um-
fang gewonnen.
Es ist jetzt schon auf 14 Bogen gewachsen und
ist besonders in dem Abschnitt über koloniale Nut-
gewächse erweitert worden.
Im selben Verlage ist die knapper gehaltene
kurze Landeskunde der deutschen Kolonien von Karl
Heßler in zweiter Auflage erschienen.
Beide Schriften eignen sich besonders für Schul-
zwecke.
G. Schultze: Im Reich der Mitte oder die Basler
Mission in China. Basel 1897. Missionsbuch-
daning
Für 30 Pfennige wird hier dem Leser eine
hübsch mit Bildern ausgestattete Schilderung des
Wirkens der rühmlich bekannten Mission in China
geboten.
Die kleine Schrift verdient allgemeines warmes
Interesse.
Die Verhandlungen der Berliner Anthropo-
logischen Gesellschaft von 1896 enthalten drei Bei-
träge des Reisenden Standinger über Geräth-
schaften der Aschantis; Steinäxte und Steinperlen
von der Goldküste und über die Todtenbestattung
bei den Haussahs.
Perkehr#-Nachrichten.
Die für den Wechselverkehr seit August 1895 erschlossene Telegraphenlinie zwischen Togo und
Dahomey ist am 1. Dezember v. Is. für den allgemeinen Verkehr eröffnet worden.
Wegen erheblicher Zunahme der Geschöfte der Postagentur in Keetmanshoop (Deutsch-Südwesl-
afrika) wird sie demnächst mit einem Katserlichen Postbeamten besetzt werden.
Der am 9. Dezember v. Is. von Hamburg abgegangene Dampfer „Marie Woermann“ ist am
11. Januar d. Is. in Swakopmund eingetroffen.