Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

je nach der Sorte sehr verschieden ausgefallen. 
Während die eine ein grobes Blatt mit dicker Rippe 
zeigt, hält Herr Leiby andere Sorten dem Deli- 
tabak für ähnlich und sehr wohl für Cigarrenfabri- 
kation geeignet; wieder eine andere Sorte mit riesigen 
Blättern ist in ihrer Blattsubstanz seidenweich und 
dünn, hat jedoch starke Mittel= und Zweigrippen; 
dieselbe ist als Cigarettentabak bezeichnet. 
In der europäischen Schamba gehen Hafer, 
Weizen, Runkelrüben, Sorghum, Erbsen der Abern- 
tung entgegen; die bereits abgeernteten Parzellen 
erhalten angenblicklich die Wendfurche, um nach etwa 
vier Wochen zur Saat gepflügt zu werden. In der 
jetzigen Regenzeit will ich nicht säen, da, wie ich 
höre, auf dieselbe eine zweimonatliche Trockenzeit 
folgt und dann erst die Masika eintritt. 
Expedition Schillings. 
G. Schillings, Mitglied der Expedition von 
Dr. M. Schoeller nach dem Victoria-Ayansa, hat 
nach seiner Rückkehr zur Küste von Masinde aus 
über den Pangani einen Vorstoß in die Massaisteppe 
unternommen mit der Absicht, den von Dr. Fischer 
und Dr. Baumann erkundeten Kiniarölsee zu er- 
reichen. Indem sämmtliche 70 Träger unter Zurück- 
lassung alles nur irgendwie entbehrlichen Gepäcks 
mit Wasser beladen wurden, erreichte die Expedition 
in drei Gewaltmärschen eine Reihe von zehn kleinen 
Seen, die Regenansammlungen in den Felsengraten 
darstellen. Die Namen derselben sind, vom Rufu 
aus gerechnet, wie folgt: 
1. Lolmerihéri, 2. Meséra, 3. Ndbbe, 4. Ngir- 
ringhirrhe, 5. Ndurutu la Nyuki, 6. Lörh, 
7. Olongoschwä, 8. Loilälei, 9. Norbörro, 
10. Lloidikush. 
Von diesen haben nur Nr. 2, 5 und 6 beständig 
Wasser. Der Kiniaröksee existirt nicht, dieser 
Name bezeichnet vielmehr ein sandiges Hochplateau, 
das, von der Ferne gesehen, den Eindruck eines Sees 
hervorgerufen haben mag. Sämmtliche Seen sind 
in der Trockenzelt nur wenige Hektar (zwischen zwei 
und zwölf) groß, in der Regenzeit gewinnen sie dann 
die zwei= bis vierfache Ausdehnung. Theilweise 
scheinen die Seen sehr tief zu sein. Eine Reihe von 
zum Theil steil und unvermittelt aus der Ebene sich 
erhebender Berge, von denen der Loßkit6, Dawaß, 
Dsomascél Losséra, Mogotani, Wabarré und Sauiny 
hervorzuheben sind, liegen in der Nähe der Seen. 
Leider aber gestattete der Wassermangel ihre Berei- 
sung und Erforschung nicht. 
Bericht des Kompagnieführers Ramsav. 
Aus Udjidji berichtet unter dem 5. Jannar 1897 
Kompagnieführer Ramsay Folgendes: 
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Die Anfertigung der in Udiüdjl üblichen Seife 
(kifeve, kifueve) sowie das Brauen von Bananen- 
pombe und das Brennen von Bananenschnaps bilden 
neben dem Flechten von Matten aller Art und der 
Töpferei hier die wichtigsten Hausindustriezweige. 
1. Die Herstellung der Seife geschieht in fol- 
gender Weise: Trockene Bananenblätter und die 
Schalen von reifen und unreifen Bananen werden 
zu Asche verbrannt. Die Asche wird dann in einem 
Sieb mit Wasser übergossen und das ablaufendc, 
stark salzig schmeckende Wasser wird so lange stark 
gekocht, bis ein dicker Brei entsteht. In einem 
anderen Gefäs, ist inzwischen Palmöl (mavesse 
[Kisuaheli), mawuta IKidüdjil) so lange gekocht 
worden, bis es weiß geworden ist. Der Aschbrei 
und das Oel, Beides heiß, werden dann zusammen- 
gemischt und zusammengekeetet. 
Wenn dieser Brei kalt geworden ist, ist die Seife 
(kileve) fertig, und es werden dann die im Handel 
gebräuchlichen kleinen Bälle geformt, von denen jeder 
eine Pesa kostet. Wo es kein Palmöl giebt (Tabora), 
sollen die Eingeborenen Rinderfett zur Bereitung der 
Seife anwenden. 
Hierbei erwähne ich eine wenig bekannte Eigen- 
schaft des Palmöls. Wenn man Palmöl mit einem 
Pinsel auf glatte Lehmwände streicht, wie Oel- 
farbe, so werden die Wände nach zwei bis drei 
Tagen, nachdem das Oel eingezogen und getrocknet 
ist, weiß. Es wird hier vielfach benutzt, um die 
Wohnungen innen zu weisen. 
2. Bananenpombe wird in folgender Weise her- 
gestellt: Ein etwa 1 m tiefes und 1 qm großes Loch 
wird einen Tag lang stark mit Feuer ausgebrannt, 
dann mit unreifen Bananen ganz vollgefüllt und 
mit Erde ganz zugedeckt. Nach zwei bis drei Tagen 
sind die Bananen „reif“ geworden; die Schalen 
werden abgemacht und die Bananen dann in einem 
Miniaturmtumbi (kleines Boot, Trog) zu einem Brei 
gestampft. Diesem Brei wird wie Häcksel geschnitte- 
nes, trockenes Gras beigemengt und das Ganze ge- 
hörig durchgeknetet. Dann wird dieser Brei zwischen 
langes Gras gelegt und ausgewunden. Diesem aus- 
gequetschten Saft wird dann mtama (Hirse, konge 
lroth] oder mevere lweißl), der erst geröstet und 
dann gestampft ist, zugesetzt. Diese Mischung wird 
dann zwei bis drei Tage an die Sonne gesetzt zur 
Gärung. Nach zwei bis drei Tagen ist die Bananen- 
pombe (usoga) fertig und schmeckt noch süß. Je 
länger die Pombe steht, desto schärfer und berauschen- 
der wird sie. 
3. Aus dieser Bananenpombe (nsoga) brauen 
die hiesigen Leute einen ganz klaren, sehr starken 
Schnaps, der wie Kornbranntwein aussieht. Das 
mit nsoga drei Viertel angefüllte mtungi a ist auf 
einem Feuerherd eingemauert. Zugedeckt wird das 
mtungi a durch ein verkehrt aufgesetztes, kleines, 
dicht schließendes mtungi 5. Um die Luft ganz 
abzuschließen, werden beide mtungi (a und 0) sowie
	        
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