Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Mehl und 30 Becher Salz. Später wurde er bei 
Gord Dorn und Inachab aufgefrischt. 
Schon auf dem Wege von Warmbad nach Uhabis 
singen alle bisher existirenden Karten an (Kiepert, 
anghaus, Sonderkarte der Kolonialgesellschaft) mit 
der Wirklichkeit sehr in Konflikt zu gerathen, nachher 
kam es noch schlimmer. Mit Hülfe des Kompasses 
und der Uhr habe ich den Weg aufgezeichnet und 
verfuhr hierbei mit möglichster Genauigkeit. 
Der Lauf des Orangeflusses entspricht, abge- 
sehen von manchen Ungenauigkeiten, den bisherigen 
Annahmen. Der Fluß selbst wird bis kurz vor der 
Mündung zu beiden Seiten von hohen, zerklüfteten 
Gebirgen begleitet. Dieselben treten auf dem dies- 
seitigen Ufer im Allgemeinen dichter an ihn heran 
wie auf englischer Seite, jedoch erschwert dort wieder 
das stärkere Gebüsch einen Verkehr. 1¼ Reit- 
stunden unterhalb der Aussenkierer Ebene, bei Nabas, 
nimmt ein kolossaler, aus Gneis und Granit be- 
stehender Gebirgsstock, der sich bis zum Fischfluß 
hinzieht, seinen Anfang. Schroffe Berge ragen über 
ihm empor, kurze, unvermittelte Schluchten und 
Klüfte verleihen ihm ein wildes, zerrissenes Ansehen. 
Folgt man diesen Schluchten, so hat es anfangs, 
auch nach Spuren, den Anschein, als ob daselbst 
ein oder mehrere Wege mündeten, doch werden sie 
fast ausnahmslos durch vorliegende Berge plötzlich 
gesperrt. Nur dem eingeborenen Buschmann be- 
kannte Kletterpfade ermöglichen vielleicht ein Weiter- 
kommen. Verschiedentlich, wenn ich mit Hinblick auf 
die Rinderpestverordnungen, Beest= und Viehspuren 
nachging, mußte ich umkehren. Jenseits des Fisch- 
flusses setzen sich die Gebirge in noch größerer Höhe 
fort, treten jedoch mit dem Hauptstock im Allgemeinen 
nicht ganz so dicht (300 wm) an den Fluß heran, 
wie weiter oberhalb. Wenn sich auch schon zu Be- 
ginn wunderbar schöne Landschaftsbilder dem Auge 
darboten, so war dieser Gebirgstheil an solchen be- 
sonders reich. Während auf dem ersten Theil 
(Nabas—Fischfluß) nur das Gaibesrevier den Orange 
erreicht, münden weiter unterhalb viele kleine Reviere 
Abasib, Amehab, Kubus, Dabimub und Nuob. Dort, 
wo der Orangefluß seinen nördlichsten Punkt erreicht, 
zwingt ihn ein unübersteigbarer, bis in den Strom 
hineinragender Bergkomplex mit der „Loreley“ die 
neue südwestliche Richtung zu nehmen, die unterhalb 
Sendlingsdrift zu S.S.W. wird. Die zahlreichen 
großen Biegungen, die dann folgen, geben Zeugniß 
von den ihn einengenden Bergen. Als ich mich in 
Warmbad nach dem Wege erkundigte, hieß es, daß 
dort die Berge zurücktreten und an ihrer Stelle zu 
beiden Seiten des Flusses weite Ebenen kommen 
sollten. kann aber nur sagen, daß daselbst erst 
die anstrengendsten Klettereien kommen, wenngleich 
die Höhe des Gebirges allmählich abnimmt. Aller- 
dings ist dort auch ein Wagenweg, den ich aber 
wegen der tageweiten Umwege nicht benutzen konnte. 
lwa vier Reitstunden vor der Mündung beginnen 
ieranithügel mit Sanddünen von ungeahnter 
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Höhe abzuwechseln, bis nach weiteren 1½⅛ bis 
2 Stunden mit Ausnahme einer Kuppe nur noch 
Sanddünen kommen. 
Das Klima ist dasjenige des ganzen südlichen 
Schutzgebietes. An das berüchtigte Orangefieber 
glaube ich nicht, wenngleich mein Unteroffizier und 
ich, die wir wochenlang unter Zurücklassen der 
anderen Leute allein ritten, noch jetzt zu verspürende 
Kopfschmerzen mitbrachten. Die Ursache derselben 
glaube ich in den gewaltigen Anstrengungen und be- 
sonders in einigen sehr heißen Tagen gefunden zu 
haben. Wie überall, so weht auch dort meistens 
ein leichter Wind, der mit der Nähe der Küste zu- 
nimpt. Unangenehm ist er durch den unvermeid- 
lichen Flugsand. Die Temperatur schwankte vom 
29. November bis 24. Dezember zwischen 30 und 
35½% R. im Schatten. Nur an zwei Tagen 
waren es 27 und 28⅛½° R. Nach dem Meere zu 
gewinnt das Hitze und Kälte abschwächende See- 
klima die Vorhand. Der Niederschlag ist sehr ge- 
ring, seit über einem Jahre fiel kein Tropfen Regen. 
Auch im Dezember, wo der Süden guten Regen 
bekam, blieb jene Gegend von ihm unberührt. 
Begünstigt durch den anfänglich sehr niedrigen 
Wasserstand des Orangeflusses, war es, entgegen der 
Auskunft, welche mir Landeskundige ertheilten, mög- 
lich, bis zur „Loreley“ fast ausschließlich dicht am 
Flusse zu bleiben, und zwar ohne Uferwechsel. Nur 
an drei Stellen mußten Umwege von zwei bis drei 
Stunden gemacht werden, wenngleich die zu über- 
windenden Schwierigkeiten enorm waren. Ein 
häufiges, halsbrecherisches Klettern über Felsen und 
Klippen, sowle ein Durchdringen durch das Gebüsch 
war nöthig. Einen eigentlichen Weg giebt es nicht, 
nur ab und zu kommt man auf Fußpfade, welche 
nur Verbindungspfade der zahlreichen, jetzt ver- 
lassenen Werftplätze sind. Verschiedene Male treten 
die steilen Felswände so dicht an den Fluß, daß, 
bei nur wenig höherem Wasserstand wie Anfang 
Dezember, daselbst ein Durchkommen unmöglich ist. 
Gleich bei Nabas bedingen die Berge einen kurzen 
Umweg. Nach etwa einstündigem Klettern erreichten 
wir einen in die Felsen gearbeiteten Wagenweg, der 
eine Stunde später bei einer am Fluß liegenden 
Werft endet. Aus der Kolonie kommend, durch- 
schreitet er den Fluß bei Nabas und führt in weitem, 
einen Tag beanspruchendem Bogen um die Berge. 
Jene Werft war seiner Zeit von Engländern be- 
wohnt, welche von dort aus nach Mineralien gesucht 
haben sollen. Große Eisenstangen und sonstiges 
Eisengeräth sprechen für diese Annahme. Werft- 
plätze finden sich überhaupt weiter stromab in großer 
Zahl, jedoch traf ich bis dicht vor der Mündung 
nur einen an, der nicht verlassen war. Aber auch 
von dort trekkten die Hottentotten auf die Bekanntgabe 
der Rinderpestverordnung hin, noch am Tage meiner 
Anwesenheit fort. Diejenigen Stellen, wo die Berge 
auf wenige Hundert Meter zurücktreten, bilden vor- 
nehmlich die Bauplätze, doch standen auch Ponthoks,
	        
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