sind kühl und erfrischend. Dem Wassermangel könnte
durch Änlagen von in Cement gemauerten Cisternen
abgeholfen werden.
Auch für die Eingeborenen würde sich die Anlage
solcher Cisternen empfehlen. Die Bau= und Unter-
haltungskosten ließen sich dadurch aufbringen, daß die
Jumben von den Wasser holenden Leuten Abgaben
in Geld oder Naturalien erheben. Durch solche
Maßregeln werden die scheuen Wamusra am ehesten
zu gewinnen sein.
Das Plateau mit dem erwähnten Hügelvorland
und das weite Thal des Lukuledi sind jedenfalls vor
kaum mehr als 10 bis 15 Jahren fast durchgängig
mit Lianenwald, dessen Charakteristitum die Gummi-
liane ist, bedeckt gewesen. Durch die unsinnigen
Rodungen der fortgesetzt wandernden Eingeborenen
ist dieser Wald theilweise vernichtet worden und an
seine Stelle dichter dorniger Busch getreten. Die
Gewinnung des Wurzelgummis selbst hat die Ver-
anlassung dazu gegeben, daß aus den noch vorhan-
denen Waldbeständen die Gummiliane verschwunden ist.
Das Gebiet nördlich des Rovuma, etwa von dem
in Massassi entspringenden Miesi an westlich, ist mit
Ausnahme von Madjedje ein flachgewelltes Waldland,
gut bewässert von den Rebenfllissen des Rovuma, dem
Bangala, Lukwamba, Lumesule, Moessi und Msin=
jaewe. Man kann in diesem Gebiet drei Bodenklassen
unterscheiden. Das schwarze zähe Schwemmland,
welches alljährlich einige Zeit unter Wasser steht oder
berieselt wird, ist vorzüglich für den Anbau von Reis
und Zuckerrohr geeignet, der gelb bis braunrothe
Lateritboden des unteren Theils der flachen Kuppen
liefert bei Bestellung mit Mtama und Mais gute
Ernten; der sandige und llesige, oder aus verwitter-
tem Gestein bestehende Boden des oberen Theils der
bewaldeten Erhebungen, welcher immerhin beträchtliche
Mengen an pflanzlichen Zersetzungsprodukten enthält,
genügt für den Anbau von Erdnüssen, Bohnen, Erd-
bohnen und Mahogo.
Die aus dem Waldland auftauchenden Felsberge,
welche wir in der Landschaft Madjedje näher zu-
sammengerückt finden, zeigen trotz ihrer steilen oft
überhängenden Wände und thurmartigen Aufsätze
charakteristische runde Formen. Sie bestehen durch-
gängig aus Urgestein, Gueiß oder Granit, dessen
oberste Schicht meist hohl liegt und sich in mehr
gder minder starken Schalen zwiebelartig abblättert;
ie losgelösten Schelben lassen sich verhältnißmäßig
leicht zerbröckeln.
Bei einem Theile dieser Berge ist die Verwitte-
rung so weit vorgeschritten, daß sich Baumwuchs auf
denselben bilden konnte. Diese Waldberge, wie die
Berge von Masassi, der Muamba, der Huwe haben
immer fließende Quellen.
Das Hinterland von Lindi — das Flrußgebiet
des Lukuledi und- das nördliche Ufer des mitkleren
Rovuma — wird von den nahe verwandten Bantu-
stämmen, den Wamuêra, Makua, Wajaue und Wa-
matambue bewohnt; eingestreut finden sich Nieder-
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„lassungen von Stämmen vom Nyassa, welch letztere
sich auch mit der oben erwähnten Bevölkerung theil-
weise vermischt haben; von Norden her haben sich
ferner Wandonde eingeschoben. Für die nahe Ver-
wandtschaft der erstgenannten Stämme spricht die
ihnen gemeinsame Sitte, den Weibern die Oberlippe
zu durchbohren und in diese einen bis zu 5 cm
Durchmesser zeigenden Holzkeil — das Lupelele —
zu stecken, wodurch den Lippen das Aussehen eines
Schnabels gegeben wird.
Die Gebiete, welche die einzelnen Stämme be-
wohnen, lassen sich nicht genau begrenzen. Oft finden
sich in einer Landschaft Dörfer verschiedener Stämme
und vielfache Vermischungen derselben haben statt-
gehabt. Verschiedene Umstände haben diese Durch-
einanderwürfelung der Bevölkerung bewirkt. Die
Gewohnheit derselben, nach einigen Jahren ihre Dörfer
und Felder zu verlassen und auf frisch gerodetem
Boden neue Wohnsitze zu gründen, weil ihnen bei
ihrer oberflächlichen Bearbeitung des Bodens der
Ertrag desselben nicht mehr genügte, dann die Ein-
fälle der Magwangwara, welche die Bevölkerung
veranlaßten, sich in der Nähe der schützenden Berge
oder auf Inseln anzusiedeln, und schließlich das Ein-
schieben der Malua und Wajaue von Süden und
Südwesten aus dem portugiesischen Gebiet her.
Am nächsten der Küste sind die Wamueêra; sie
haben das Hügelvorland und den fruchtbarsten Theil
des Plateaus nördlich des Lukuledi inne und reichen
westlich etwa bis zum Mahiba. Einzelne Ansiede-
lungen von ihnen finden sich über die bezeichnete
Grenze weiter nach Westen hin vor, so Chekenjes
Dörfer am Ndandafluß, in Makanja, zwischen Bangala
und Rovuma, endlich Brussia südlich Madijedje.
Die Bevölkerung in Umueêra ist ziemlich dicht,
indessen sehlen größere politische Gemeinwesen. Die
Wamura bauen sich meist in kleinen Dörfern, die
oft recht versteckt liegen, familienweise an; der Fa-
milienälteste ist der Sultan. Ihre Hütten, von
kreisrundem oder quadratischem Grundriß, sind nach
der allenthalben üblichen Art in Holz erbaut und
mit Lehm beworfen, zuweilen fand ich die Außen-
seiten der Wände sauber geglättet und mit meist der
Thierwelt entnommenen Figuren bemalt. Ihre Fel-
der, deren Erträgnisse sie theilweise zur nahen Küste
zum Verkauf bringen, bestellen sie in der üblichen
Weise mit Mtama, Mais, Mahogo, dann verschie-
denen Bohnenarten, hauptsächlich aber mit Mahogo.
Der Viehstand, überhaupt nur in Ziegen und
Hühnern bestehend, ist ein geringer.
Früher kam die Gummiliane in den Wäldern,
die Umucra größtentheils bedeckten, sehr häufig vor,
und es bestand schwunghafter Handel in Kautschuk.
Durch die Gewinnung desselben aus den Wurzeln
der Liane, welche die Bewohner stampften und aus-
kochten, haben sie dieselbe zum großen Theil aus-
gerottet, so daß der Gummihandel bis auf ein Achtel
oder ein Zehntel der alten Höhe zurückgegangen ist.
Daß er nicht ganz erloschen, ist hauptsächlich dem