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geben, da dadurch das an Vieh besonders reiche
Atalpame für die dahinter und seitlich liegenden
Gebiete zu einem Handelsmittelpunlt und gutem Ab-
sabzgebiete für die genannten Küstenplätze sich ge-
stalten würde.
Deufsch-Südwestafrika.
Denkmalsenthüllung.
Unter reger Betheiligung der weißen Bevölkerung
Windhoeks und verschiedener Deputationen aus allen
Theilen des Schutzgebietes, denen sich die eingeborenen
Gäste, Kapitän von Wyk und Oberhäuptling Samuel
Maharero mit Gefolge, angeschlossen hatten, wurde
am 5. April d. Is. unter klingendem Spiel und dem
Domner der Geschütze das Denkmal für die in den
Witbooi-Feldzügen gefallenen Helden seierlich enthüllt.
Nach vorangegangener kirchlicher Feier seitens der
Geistlichen beider Konfessionen ergriff der Kaiserliche
Landeshauptmann Major Leutwein das Wort zur
Festrede. In markiger Weise führte derselbe die
einzelnen Details jenes Feldzuges vor Augen, gab
seiner Anerkennung der Leistungen der Truppe, trotz
aller Strapazen und Entbehrungen den lebhaftesten
Ausdruck und wies schließlich die anwesende Garnison
an die Gefallenen, es ihnen gleich zu thun in treuer
Pflichterfüllung und, wenn es sein muß, Gesundheit
und Leben einzusetzen für Kaiser und Reich, einge-
denk der Worte des Dichters: „Dulce et decorum
est, pro patria moril“ Nun wandte sich der
Redner an die Bürgerschaft Windhoels, dankte dieser
für ihre thätige Mithülse zum Zustandekommen des
Denkmals, übergab es ihrer serneren Obhut und
Pflege und gab schließlich unter Hinweis auf den
alten Spruch: „Salus rei publicae suprema lex
est“ der Hoffnung Ausdruck, daß in hiesiger Kolonie
auch fernerhin unser gemeinsames Vaterland den
Ehrenplatz in Aller Herzen einnehmen werde. In
das nun ausgebrachte Hoch auf Seine Mojestät
stimmte die ganze Versammlung begeistert ein.
Mit einem Parademarsch am Denkmal vorbei
schloß die Feier.
Inmitten einer geschmackvoll arrangirten Anlage,
aun der Haupistraße Windhoeks aufgestellt, bildet das
Denkmal eine Zierde des Platzes. Es hat die Form
eines Obelisken und wird von einem goldenen Adler
gekrönt. Die Vorderansicht zeigt gekreuzte Schwerter,
die einen Lorbeerkranz durchaueren, sowie die Wid-
mung: „Dem Andenken der im Witbooi-Feldzuge
gefallenen deutschen Soldaten.“ Auf den drei übrigen
Seitenflächen sind die Namen der Helden sowie der
Ort und Tag ihres Todes verzeichnet; es sind die
zwei Offiziere (Distel, v. Erkert), 24 Mann und
5 Bastardsoldaten.
Drei Jahre sind seitdem ins Land gegangen und
dank der weisen Politik der hiesigen Regierung ist
Hendrik Witbooi ein treuer Vasall geworden. Diese
Thatsache, bewiesen durch dessen Bundesgenossenschaft
im Feldzuge vorigen Jahres, ergiebt deutlich, daß
die milde Behandlung Witboois seitens des Landes-
hauptmanns bei den Friedensverhandlungen in der
Naukluft nicht, wie man seinerzeit in der Heimath
besürchtete, ein Mißgriff, sondern eine wohlüberlegte
Maßnahme des Letzeren gewesen ist.
Zu erwähnen bleibt noch, daß der 5. April, weil
Jahrestag des Gefechts von Gobabis der Feier
noch ein ganz besonders bedeutsames Relief ge-
geben hat.
Am Abend versammelten sich alle Festtheilnehmer
im Heynschen Etablissement, um dem von den Mit-
gliedern der Schutztruppe arrangirten Festspiel, be-
stehend aus Vorträgen, meist heiteren Genres, und
einem von einem Mitgliede der Truppe (Hitzebecher)
verfaßten Schauspiele: „Durch Kampf zum Sieg!"“
beizuwohnen. Letzteres wurde seiner lokalen Färbung
wegen besonders ausgezeichnet, es stellte in drei
Scenen die wesentlichsten Momente des Wilbooi-
Feldzuges dar. Den Schluß des Abends bildete ein
brillantes Feuerwerk.
Alles in Allem so recht ein Fest nach dem Herzen
eines biederen Deutschen, anklingend an ähnliche
Vorgänge in der Heimath. Möge auch für alle
Zukunft deutsches Wesen und deutsche Sitte in hiesiger
Kolonie fruchtbaren Boden finden!
Deutfsch-Meu-Guinea.
Su# Stbnographie der Ongtong-, Jard. und
VTannan-Inseln,
welche, zum Bereich des deutschen Schutzgebietes der
Neu-Guinea-Kompagnie gehörend, nicht weit von den
Salomon-Inseln und Neu-Mecklenburg gelegen sind,
veröffentlicht das in Leiden erscheinende Internationale
Archiv für Ethnographie im Heft III Band X den
Anfang eines beachtenswerthen Aufsatzes von R. Par-
kinson. Der Verfasser versucht darin zunächst den
Nachweis zu führen, daß die gegenwärtige Bevölke-
rung der Insel sich aus den verschiedensten, zum
Theil weit entfernt gelegenen Gegenden Polynesiens
rekrutirt hat. So weise ihre Sprache hauptsächlich
nach Samoa und den Ellice-Inseln, mauche ethno-
graphische Eigenthümlichkeiten nach den Kingsmill-
und den Karolinen-Inseln. Er geht dann auf
die Geschichte und Geographie der Inseln über und
giebt im Anschluß daran eine interessante Schilderung
der Bevölkerung, ihrer Lebens= und sozialen Ver-
hältnisse, wobei er im Einzelnen nähere Mittheilungen
über den Einfluß der Häuptlinge und Priester, die
Stellung der Frauen, die Anlage der Dorfschaften,
den Häuserbau und das Hausgeräth macht. Dem
Aufsatze sind drei Tafeln mit Abbildungen beigefügt.