Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Ueber die Aussichten für Plantagenkultur im 
Raiser wilhelmsland 
enthält die Juliausgabe der „Zeitschrift für Tropische 
Landwirtschaft“ einen interessanten Aufsaß des Dr. 
C. Lauterbach, der in der Schlußfolgerung gipfelt, 
daß das Schutgebiet zunächst nur für größere Plau- 
tagenunternehmungen geeignet ist, daß es für die 
meisten tropischen Kulturen die erforderlichen Bedin- 
gungen bietet und daß sich bei den nicht günstigen 
Arbeiterverhältnissen zur rascheren Kultivirung der 
ausgedehnten Strecken fruchtbaren Landes die Ein- 
führung einer fremden Rasse, insbesondere die der 
chinesischen, empfiehlt. 
Rus dem Pereiche der Wissinnen und 
der Ankishlaverei-Bewegung. 
In „Kreuz und Schwert“ schreibt der aposto- 
lische Präfekt P. H. Vleter aus Kamerun: 
Marienberg entwickelt sich großartig. Edea 
hat wieder einen Priester, den hochw. P. Müller; 
er wird sich sicher seiner Aufgabe gewachsen zeigen, 
auch Kribi geht gut voran. Während meiner Ab- 
wesenheit wurden gegen 345 getauft, so daß die Zahl 
der Getauften jetzt 1400 übersteigt. Es freut mich, 
sagen zu können, daß der Gesundheitszustand bei 
meiner Ankunft und auch jetzt ein verhältnißmäßlig 
guter ist, trotz der Arbeit, die immer mehr wächst. 
P. G. Walter, der meine Stelle vertrat, befindet 
sich recht wohl, trotz aller Arbeit. P. Otto in 
Kribi, von dem man glaubte, er sei elwas schwach 
für Kamerun, zeigt eine Arbeitskraft, die mich ganz 
in den Schatten stellt. 
In unseren Haupt= und Nebenschulen werden 
täglich über 1000 Kinder unterrichtet. Vollständige 
Verpflegung erhalten aber nur gegen 250. Schul- 
utensilien muß die Mission für etwa zwei Drittel 
unentgelklich stellen und über drei Viertel derselben 
erhalten von der Mission ihre Kleidung. 
  
In demselben Missionsblatt wird berichtet, daß 
die Togomission in den letzten Wochen wieder von 
schweren Schicksalsschlägen heimgesucht worden ist: 
Ganz unerwartet meldete am 3. Mai der Draht: 
„Schwester Bernarda todt.“ Die dahingeschiedene 
Schwester Bernarda, geb. Anna Althoff aus Ost- 
bevern, Diözese Münster, stand im rüstigsten Alter 
(25 Jahre) und besaß eine kernige Gesundheit. Erst 
am 29. Januar d. Is. hatte sie die Seereise nach 
Togo angetreten, war am 6. März mit drei Schwestern, 
denen sie vorstand, in Lome angelangt, und noch nicht 
zwei Monate später hat ein schneller Tod sie bereits 
ereilt. Die neugegründete Schwesternniederlassung 
hat in ihr eine liebevolle und umsichtige Oberin 
verloren. 
Am 16. Mai nun brachte uns der Draht eine 
neue Trauernachricht: Der hochw. Herr Jakob Hoff- 
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mann ist von Gott in ein besseres Jenselts abberufen 
worden. Zu St. Johann in der Trierer Diözese 
hat seine Wiege gestanden. Im Jahre 1887 trat 
der hoffnungsvolle Jüngling in das Missionshaus 
zu Steyl ein, um seine Studien fortzusetzen und sich 
auf den Missionarberuf vorzubereiten. Nachdem er 
am 3. Dezember 1893 die hl. Priesterweihe empfan- 
gen, war sein ganzes Sehnen auf die afrikanische 
Mission gerichtet. Am 10. November des folgenden 
Jahres schiffte er sich für Togo ein, mußte aber auf 
Anrathen des Arztes vorigen Sommer nach Europa 
zurückkehren. Wieder hergestellt, drängte es ihn, 
schon im Dezember seinen Mitbrüdern in Afrika in 
ihren Arbeiten zu Hülfe zu eilen. Nur mehr eine 
kurze Wirkungszeit sollte ihm beschieden sein; jetzt, 
so hoffen wir, ist ihm bereits der Lohn für das 
Opfser seines Lebens zu Theil geworden. Er stland 
im 27. Lebensjahre. 
Inzwischen ist noch die weitere Mittheilung ein- 
getroffen, daß Herr G. Anselmann und Bruder 
Thomas krankheitshalber auf der Rückreise ans der 
Mission begriffen sind. Somit wird die Togo- 
mission zur Zeit nur von vier Priestern missiontrt. 
  
Ueber die Missionsthätigkeit der St. Benediktus- 
genossenschaft auf der Station Lukuledi wird in 
„Gott will es“ berichtet: 
Die Station Lukuledi, fünf bis sechs Tagemärsche 
von der Hafenstadt Lindi entfernt und einen leichten 
Tagemarsch nördlich von Masasi gelegen, war im 
Februar 1895 gegründet worden und am Schlusse 
des Berichtsjahres mit zwei Priestern und einem 
Bruder, das Schwesternhaus mit drei Schwestern 
besetzt. Diese Mission hatte im ersten Jahre mit 
sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen (in erster 
Linie zählt hierzu ein Kriegszug der Magwangwara 
und die darauf folgende Hungersnoth), hat aber doch 
überaus befriedigende Erfolge erzielt. 
Die Mission hat es hier, im Gegensatz zu den 
anderen Stationen, nur mit Freien zu thun und er- 
zieht keine Sklavenkinder. Die Gegend, in der sie 
liegt, bietet keinen besonderen Reiz, ist auch nicht zu 
Plantagenwirthschaft oder Haltung großer Viehherden 
geeignet, aber sie ist bewohnt von einem sehr geweckten 
und lerneifrigen Volke; dafür spricht beredt die ein- 
zige Thatsache, daß in der Fastenzeit die Katechumenen 
erster Klasse täglich vollzählig zum Unterricht kamen, 
obwohl manche von ihnen drei Stunden und noch 
mehr zur Mission zu gehen hatten. 
Zwar möchte es scheinen, als sei die Schule da- 
selbst nicht allzu sehr besucht. Sie wies am Ende des 
Berichtsjahres 26 Knaben und ein Dutzend Mädchen 
auf, welche regelmäßig den Unterricht besuchen und 
in der Mission wohnen; nicht mitgerechnet sind die 
externen Schulbesuche und die zehn schwarzen Kinder, 
welche in Haushalt und Werkstatt mithelfen. 
Der Grund liegt außer im Freiheitsdrange, der 
ein Internatsleben anfangs zu sehr scheut, darin, daß
	        
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