Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

daß sie während der Gewitter vom Himmel herab- 
fielen. Infolgedessen befanden sie sich auch in ihren 
Dörfern auf ihren Daua (Zauber) hügeln und sollten 
angeblich den Regen herbeibringen. Trotzdem seit 
Dr. Kaiser und außer ihm kein Europäer einen 
großen Theil der von der Expedition berührten 
Landstriche betreten hat, hatten die Leute vor uns 
keine Schen, sondern eine ziemlich ausgeprägte Neu- 
gierde, die sich darin aussprach, daß sie uns in hellen 
Haufen umlagerten und unseren alltäglichen Verrich- 
tungen mit Interesse zusahen. Streichhölzer waren 
für sie noch etwas Neues. Bewaffnet sind die Ein- 
geborenen dieser Gegenden mit Speeren, Bogen und 
Pfeilen und vielen zum Theil recht guten Vorder- 
ladern. Schilde haben sie nicht. 
Als Bekleidung wird außer einigen Küstenstoffen 
viel ein sehr fester, dort selbst gewebter Baumwollen- 
stoff sowie ein grauer aus der Rinde einer Ficusart 
bereiteter Rindenstoff, der durch Klopfen mit Holz- 
hämmern hergestellt wird, getragen. 
Angepflanzt wird Reis, der sich gegen Süden zu 
allmählich verliert, rother Mtama, Eleusine, Kürbisse, 
etwas Bohnen, Tabak, Hanf, Baumwolle, Mohogo 
und besonders viel Mais. 
An Hausthieren bemerkte ich Schafe, Ziegen, 
Hühner, Tauben, Hunde, letztere in übergroßer An- 
zahl. Rindvieh ist südlich des Ugallaflusses sehr selten. 
Bei Kassunya wurde mir gesagt, daß es infolge des 
Genusses einer Grasart sehr stürbe. Die Hunde 
gehören der bekannten langschwänzigen Rasse mit 
spitzer, suchsähnlicher Schnanze an. « 
Landschaftlich und geographisch ist der größte 
Theil der von der Expedition durchzogenen Gebiete 
äußerst eintönig. Das Gebiet gehört zumeist zu dem 
großen Granitplateau Unyamwesis und ist fast stets 
eben. So ist auch der Ugallafluß nur eine fort- 
laufende Kette kleiner, ziemlich seichter Seen, die nur 
zur Zeit der größten Negen im Zusammenhang stehen. 
Die Bodenbedeckung ist meist lichter Dombowald, in 
dem die Ansiedelungen in größeren Lichtungen liegen. 
Dieses Plateau geht weiter im Süden in ein 
fruchtbares Hügelland über, das vom Rungwaflusse 
durchslossen wird, der sich in einem etwa 100 m 
hohen schönen Wasserfall in die Steppe, welche von 
Rungwa bis Wunga sich erstreckt, herabstürzt. 
Der Rikwasee selber ist augenblicklich fast ganz 
ausgetrocknet und an seine Stelle ist eine sehr wild- 
reiche Grassteppe getreten. Bei Ukia, dem Kia der 
Kiepertschen Karte, ist ein etwa 100 qm großer 
Tümpel, der einzige Ueberrest, während sich an der 
südöstlichen Fortsetzung der Saraberge und nördlich 
von Wunga angeblich noch ausgedehntere Sumpf- 
strecken befinden sollen. Von Ulia aus war auch 
mit bewaffnetem Auge nichks mehr von Wasser außer 
dem erwähnten Tümpel zu bemerken, während man 
mit dem Fernglas in der Nähe der Saraberge große 
Schaaren von Wasservögeln beobachten konnte. Nach 
Angabe der Eingeborenen soll vor etwa sechs Jahren 
der See zurückgegangen und zwar innerhalb eines 
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Jahres so vollständig ausgetrocknet sein. Ob auf 
Grund etwaiger früherer Vorkommnisse ein Wieder- 
steigen des Sees zu erwarten sei, vermochten sie 
nicht anzugeben, sondern erklärten es für ausgeschlossen. 
Zur großen Regenzeit soll die ganze Steppe unter 
Wasser stehen und unpassirbar sein. 
Bemerkenswerth ist noch, daß wir bel Mpimbus 
drei heiße Quellen von etwa 60° Wärme fanden. 
Die Quellen führen ganz klares Wasser, das geruch- 
und geschmacklos ist und von den Eingeborenen so- 
wohl zum Trinken wie zum Kochen und zur Pembe- 
bereitung benußt wird. 
  
Aus dem Pereiche der Wissionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Der Aufruf des deutschen Frauenvereins für 
Krankenpflege in den Kolonien zur Theilnahme an 
einem Lehrkursus im Staatskrankenhause zu Hamburg- 
Eppendorf hat sehr zahlreiche Meldungen veranlaßt. 
20 Anwärterinnen sind für den Verein angenommen 
worden, wie „Unter dem rothen Kreuz“ meldet. Die 
Schwestern Helene Kliever und Antonie v. Held 
sind nach Windhoek, Schwester Johanna Bachmann 
nach Kamerun abgeordnet worden. 
  
Am 26. Juli kam in Bremen, wie das „Monats- 
blatt der Norddeutschen Mission“ meldet, Missionar 
Müller an. Er war auf der „Lulu Bohlen“ heim- 
gekehrt. Missionar Müller hat drei junge Evheer 
mitgebracht, die in Westheim ihre weitere Ausbildung 
empfangen sollen. Der eine ist Timoteo Mallet, der 
Sohn des Pastors Mallet in Peki. Er ist also 
aus dem Bezirke der Station Ho. Auch Amedschovhe 
hat einen Knaben gesandt, den Timoteo Kofi, aus 
Gbadzeme gebürtig. Als Vertreter von Keta ist 
Robert Baeta gekommen. Es ist elin Bruder der 
Mercy Baeta, an der die Diakonissen in Keta eine 
gute Gehülfin haben. 
Der jungen Epheer im Erziehungshaus der Mis- 
sion zu Westheim sind dann wieder fünf. Die drei 
ältesten Schüler nämlich werden am 10. September 
wieder heimkehren. Sie sind drei Jahre in Westheim 
gewesen. Alle drei sind aus Ho, Elia Awuma und 
Ludwig Medengu aus dem Hodorf Achlicha, Robert 
Kwami, der Sohn des Katechisten Kwami auf der 
Station Ho. 
An weißen Kandidaten, die im Baseler Missions- 
haus für den Missionsdienst ausgebildet werden, be- 
sibt die Gesellschaft sechs. 
Die drei Eoheer werden am 10. September 
unter dem Schutz von Missionar Diehl reisen. 
Missionar Spieß wird in Lome eintreten, bis 
Geschwister Daeuble dort einziehen können. 
  
Die evangelische Missionsgesellschaft zu Basel 
legt durch eine Reihe von Veröffentlichungen wieder
	        
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