Der Bau einer Eisenbahn (Schmalspurbahn) von
Chiromo nach Blantyre und eventuell noch weiter
nördlich über Zomba nach dem oberen Shire und
dem See wird als erstrebenswerth bezeichnet und
würde sich jedenfalls rentiren.
Der Reis= und Kaffeebau haben beträchtlich zu-
genommen, besonders der letztere. Hinsichtlich des
Kaffeebaues wird von den Pflanzern im Protektorat
vielfach die Ansicht vertreten, daß es vortheilhaft ist,
schattenspendende Bäume zwischen die Kaffeesträucher
zu pflanzen, besonders in den Distrikten, welche eine
kurze Regenzeit haben. Als solche Bäume, welche
Schatten gewähren sollen, sind unter anderen die
Grevillea robusta und verschiedene Arten von Ficus
und Albizzia gepflanzt worden. Die indische Re-
gierung ist um Auskunft angegangen worden, welche
Arten von Bäumen etwa in Indien als Schatten-
spender für den Kaffee verwendet würden. Diese
Auskunft ist noch nicht erthellt.
Die Verwendung der Eingeborenen als Arbeiter
erfolgt in immer steigendem Maße. Die Löhne be-
tragen ungefähr 3 Schill. pro Monat.
Die bewaffnete Macht im Protektorat besteht aus
185 Sikhs und 800 eingeborenen Soldaten. Dazu
kommen noch die aus 200 Köpfen bestehenden Po-
lizeitruppen.
Die Beziehungen zu den portugiesischen Behörden
an der Küste sowie zu der deutschen Verwaltung des
Nyassalandes waren sehr herzlich und freundschaftlich.
Schiffssubvention seitens Frankreichs.
Nach einer Mittheilung des „Sydney Morning
Herald“ hat die französische Regierung der Union
Steam Ship Co. of New Zealand, welche einen vier-
wöchentlichen Dienst zwischen Auckland und Tahiti
unterhält, einen jährlichen Zuschuß von 50 000 Fres.
für eine Linie zwischen Tahiti, den niedrigen Inseln
(Paumotu) und den Marquesas bewilligt.
Dem Jabresbericht des österreich= ungarischen
Ronsulats in Lanslbar für 1896
entnehmen wir Folgendes:
Handel.
Aus den Listen des Zollhauses Sansibars geht
hervor, daß der Handel des Platzes im Berichtsjahre
sowohl bezüglich Einfuhr als Ausfuhr eine nicht un-
bedeutende Abnahme gegen 1895 erlitten hat. Die
Ausfuhr betrug 1896 19 403260 Rup. (12418081
Gulden Gold), gegen 21782987 Rup. (13909104
Gulden Gold) im Jahre 1895, die Einfuhr im Be-
richtsjahre 21356713 Rupien (13668296 Gulden
Gold), gegen 23 432086 Rupien (14988 530 Gulden
Gold) im Vorjahre, was eine Abnahme von 2329727
Rupien (1320 246 Gulden Gold) bezüglich Einfuhr,
und von 4405 100 Rupien (2811257 Gulden Gold)
für den Gesammtumsatz bedeutet. Diese Thatsache
576
steht im lebhaften Gegensatze zu dem Verhältnisse im
Jahre 1895, wo der Umsatz eine wenn auch nicht
bedeutende Steigerung gegen 1894 aufwies. Die
Ursache für diese Abnahme, die sich auf das ganze
Jahr so ziemlich gleichmäßig vertheilt, ist weniger in
den kriegerischen Ereignissen in Britisch-Ostafrika und
Sansibar zu suchen als in der Abnahme der Elfen-
beinzufuhr und vor Allem in der steigenden Menge
jener Waaren, die, ohne den Sansibarer Markt zu
passiren, direkt nach den Küstenplätzen des Festlandes,
besonders Deutsch-Ostafrikas, eingeführt und von
dort ausgeführt werden.
Ausfuhrhandel.
Feldfrüchte. Da in diesem Jahre die Heu-
schreckenplage ausblieb, die früher die Pflanzungen
der Eingeborenen in furchtbarer Weise verheerte,
und da außerdem reichliche Niederschläge stattfanden,
so gestaltele sich die Ernte an Feldfrüchten an der
Küste und in Innerafrika recht günstig. Immerhin
bedürfen die Küstenstädte und besonders Sansibar
einer namhaften Zufuhr von Feldfrüchten und Mehl
aus Indien, und die Hungersnoth, die gegen Ende
des Berichtsjahres dort herrschte, machte sich durch
Steigen der Lebensmittelpreise in Sansibar stark
fühlbar. Es ist wahrscheinlich, daß die Eröffnung
der Eisenbahnen nach dem Innern Afrikas darin eine
Aenderung schaffen und die Feldfrüchte des Konti-
nents vielleicht sogar für den überseeischen Export
geeignet machen wird, was gegenwärtig noch nicht
der Fall ist.
Reis, der auf der Insel und besonders auf
Pemba vorzüglich gedeiht, auch im Küstengebiet,
hauptsächlich im Rufiyidelta und im Innern Afrikas,
in Nnyamwesi wie Manyema, mit Erfolg angebaut
wird, gelangt doch stets in großen Massen von In-
dien zur Einfuhr. 1896 wurde in Sansibar an Reis
importirt aus Indien für 1 420 732 Rup. und aus
Ostafrika für 7435 Rup. Sehr bedeutend ist auch
die direkte Reiseinfuhr nach Deutsch-Ostafrika (für
etwa 150 000 Rup.) und nach Britisch-Ostafrika (für
etwa 8300 000 Rup.), wobei der Reiskonsum der
Eisenbahnkulis und indischen Truppen stark ins Ge-
wicht fällt.
Mais, Sorghum (Mtamahirse) und Hülsen-
früchte gelangen überall im Innern zum Anbau,
ebenso wie Reis decken sie jedoch mehr den Bedarf
der Küstenstädte und Sansibars und kommen auch
aus Indien zur Einfuhr. Nur zur Zeit der Hun-
gersnoth in Indien kamen kleine Mengen Sorghum
von Ostafrika nach dort zur Ausfuhr, so aus Lindi
für 10 000 Rupien.
Eingeführt wurden in Sansibar Sorghum aus
Indien für 6048 und aus Ostafrika für 154925 Rup.
Weizen scheint im Küstengebiete nicht zu ge-
delhen, dagegen haben Versuche im Innern, besonders
in Nnyamwesi, guten Erfolg. Augerblicklich wird
das gesammte hier verbrauchte Weizenmehl aus
Ungarn importirt.