Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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traten Blankoverkäufe und etwas spätere Ernte, und 
die Nelkenpreise stlegen bis über 2 Dollar im Sep- 
tember und Oktober. Doch wurden die Erwartungen 
auf weitere Hausse enttäuscht, als die englische Re- 
gierung keine Schritte zur Aufhebung der Sklaverei 
unternahm und die neue Ernte im Oktober große 
Massen von Nelken auf den Markt brachte, so daß 
die Preise wieder fielen und am 31. Dezember 1896 
1,68 Dollar erreichten. Nachher wurde im Januar 
1897 sogar der niedrigste Preisstand seit langen 
Jahren, 1,42, erreicht. · 
Trotz einer Laubkrankheit, die sich besonders in 
der Umgebung der Stadt Sansibar bemerkbar machte, 
ist die Ernte, die jetzt noch andauert, besonders in 
Nordsansibar und auf Pemba doch eine sehr reich- 
liche. Exportirt wurden 1896 für 1708 668 Rup., 
gegen 2931 582 Rup. im Jahre 1895. Ein Neben- 
produkt von geringer Bedeutung sind Nelkenstengel, 
die ebenfalls zur Ausfuhr gelangen und bei der 
Fabrikation von Nelkenöl mit verwendet werden. 
anille. Dieses Kulturgewächs, das auf den 
Maskarenen und Seychellen gute Erträgnisse liefert, 
wurde schon öfter in Ostafrika versuchsweise angebaut, 
meist mit negativem Erfolge. Das beste Resultat 
erzielte die katholische Mission, die elne kleine gut- 
tragende Vanillepflanzung bei Bagamoyo besitzt. Diese 
gab den Anstoß zur Anlage einer größeren Plantage 
zu Kitopeni bei Bagamoyo durch die Firma Hansing 
& Co., die bereits in geringer Quantität Vanille 
exportirt, die gute Preise in Europa erzielt, so daß 
die Entwickelung dieser Kultur an geeigneter Stelle 
gesichert erscheint. 
Rother Pfeffer (Chillies) gedeiht halb wild 
fast überall in Ostafrika in der Nähe der Dörfer 
der Eingeborenen, gelangt jedoch nur in Sansibar 
zur Ausfuhr. Auf den Inseln ist er hauptsächlich ein 
Produkt der östlichen, steinigen Gebiete, wo Nelken 
nicht gedeihen. Bel ungenügender Kultur sind die 
Schoten nur klein und auch mangelhaft sortirt und 
getrocknet, so daß das Produkt ein minderwerthiges 
ist. Mit dem Fallen der Nelkenpreise wenden übri- 
gens die Eingeborenen mehr Aufmerksamkeit dem 
Pfeffer zu, und es ist zu erwarten, daß das Produkt 
sowohl bezüglich Qualität als Quantität sich heben 
wird. Vorläufig wird ein großer Theil der Ernte 
im Lande selbst und von der Küste verbraucht, der 
übrige nach London und Marseille exportirt. Zur 
Ausfuhr nach Europa gelangten (1896) für 52524 
Rupien. Die Ernte in diesem Jahre war von mitt- 
lerer Güte, der Preis hielt sich ziemlich stabil auf 
etwa 5,10 bis 6 Rupien per Frasilah zu 35 engl. Pfd. 
Arekanuß, die Frucht der zierlichen Arekapalme, 
findet bei der aus Indien importirten Sitte des 
Betelkauens Verwendung. Die Arekapalme gedeiht 
in feuchten Niederungen von Sansibar und besonders 
von Pemba, im Küstengebiet und vereinzelt in Fluß- 
thälern, wie am Panganiflusse. Vorläufig deckt die 
Produktion nicht einmal den lokalen Konsum, steigert 
sich jedoch allmählich. Betelblätter, das frische 
  
Blatt einer Schlingpflanze, wird ebenfalls bei dem 
Betelkauen verwendet. Betel wird auf den In- 
seln, besonders im steinigen Gebiet Sansibars, an- 
gepflanzt, hat jedoch nur lokale Bedeutung. 
Tabak wird von den seßhaften Eingeborenen fast 
ganz Ost= und Centralafrikas angepflanzt und kon- 
sumirt. In manchen Gegenden übertrifft die Pro- 
duktion sogar die lokale Nachfrage, und es wurde 
Usambaratabak in Kuchenform aus dem Süden 
Deutsch-Ostafrikas, solcher in Zopfform nach den Küsten- 
städten und nach Sansibar exportirt. Auf der Insel 
selbst wird ziemlich viel Tabak gepflanzt und findet 
mit dem von der Küste eingeführten nicht nur lokalen 
Verbrauch, sondern dient auch zur Ausfuhr nach an- 
deren Ländern Afrikas. Daneben werden jedoch noch 
bedeutende Mengen holländischer und englischer Ciga- 
rettentabake eingeführt. Die Häufigkeit von Tabak- 
pflanzungen in Ostafrika rief bei europäischen Unter- 
nehmern sehr frühzeitig den Gedanken hervor, plan- 
tagengemäß eine bessere Qualität Tabak zu erzielen. 
Leider sind bisher alle Versuche mißlungen. Auf 
Sansibar wurden zwei Pflanzungen angelegt, die 
beide nur schlechte Sorten ergaben und wieder auf- 
gelassen werden mußten. In Lewa bei Pangani 
wurde eine Tabakplautage im größten Stile angelegt 
und fast ein Jahrzehnt hindurch betrieben, doch war 
die Qualität schließlich eine so schlechte, daß die Waare 
gar nicht mehr transportfähig erschien. Ebenso schei- 
terte ein Unternehmen zu Amboni bel Tanga. Die 
ersten Probesendungen finden stets die Anerkennung 
der Sachverständigen, doch das Produkt selbst erweist 
sich dann nicht als marktfähig. Augenblicklich hat 
das Gouvernement von Deutsch-Ostafrika zu Mharo 
bei Kilwa unter fachmännischer Leitung eine Versuchs- 
Tabakplantage angelegt. Die Probesendungen wurden 
von den Kennern ebenfalls günstig beurtheilt. Der 
Umsatz in Sansibar im Berichtsjahre war folgender: 
Einfuhr von Negertabak aus Afrika für 55 972 
Rupien, von europälschem Tabak für 120 858 Rup., 
Gesammtausfuhr (meist nach Asien und Afrika) für 
119256 Rupien. 
Kaffee. Afrika ist die Heimath des Kaffeestrauches, 
der in manchen Gegenden Abessyniens noch wild wäshst, 
und in den Rothen Meer-Ländern, besonders in Harrar, 
unter eingeborener Kultur vorzügliche, dem arabischen 
völlig ebenbürtige Erträgnisse liefert. Im Küsten- 
gebiet des tropischen Ostafrika wurde trotzdem Kaffee 
von den Eingeborenen fast gar nicht angepflanzt, nur 
bel Ibo, an der Nordgrenze der portugiesischen Ko- 
lonie Mozambique, wird ein sehr minderwerthiges 
Produkt gebaut, welches auch zur Ausfuhr gelangt. 
In Uganda am Viktoriasee pflanzen die Eingeborenen 
einen großbohnigen Kaffee, den sie ungebrannt kochen 
und dann kauen. Der Gedanke, Kaffee in rationeller 
Weise zu kultiviren, lag daher keineswegs fern, um- 
soweniger als das Versagen anderer alter Kaffeeländer, 
wie Ceylon, wo die Hemyleiakrankheit den Anbau 
unmöglich macht, größeren Gewinn versprach. Sobald 
daher durch die Expedition der Deutsch-ostafrikanischen
	        
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