Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

giebt es speziell vormittags starke Nebel; die Tem- 
peratur ist wärmer und recht gleichmäßig. Der 
Unterschied zwischen Trocken= und Regenzeit ist stark 
ausgeprägt. Das Klima ist während ersterer trocken- 
kalt, während letzterer fseuchtkühl zu nennen; in belden 
Jahreszeiten ist es voroussichtlich fast oder ganz 
sieberfrei, für den Europäer gesund und ganz be- 
sonders kräftigend. Kleinvieh ist fast gar nicht, Groß- 
vieh dagegen zahlreich vorhanden gewesen und gedeiht 
hier vortrefflich. Der Boden ist rother Laterit oder 
grau und thonig, allem Anschein nach für unsere 
europäischen Gemüse 2c. geeignet. Kalk kommt 
häufig vor. Die Bevölkerung ist recht spärlich, aus- 
schließlich in Temben, die auf den Wellenrändern 
und weit auseinander liegen. Die Leute sind viel- 
fach besonders gut gewachsen und kräftig, aber von 
Charakter rauh und hart und liefern den hart- 
näckigsten Theil der Wahehekrieger. 
Der Uebergang von der Gebirgszone zur ge- 
wellten Savannenzone ist deutlich gekennzeichnet; die 
Bodenunebenheiten sind geringer als in ersterer und 
weisen ein besseres, verzüglich dichtes kurzes Gras 
auf, das allenthalben unterbrochen wird durch Par- 
zellen von urwaldartigem Dickicht und durch Farn- 
felder. Regen fällt vielfach auch außer der Regen- 
zelt. Der Boden ist dunkel und locker. Dieser 
Zwischenstrich würde für etwaige Besiedelung wohl 
zunächst in Frage kommen. 
In der Savannenzone kommen noch Partien be- 
sonderer Fruchtbarkelt mit stärkerer bezw. starker 
Waldbildung vor, deren Erforschung zur Zeit noch 
zu gering ist und eine eingehendere Schilderung 
noch nicht zuläßt. 
Die gesammte Savannenzone ist infolge des 
Krieges zur Zeit gänzlich von Eingeborenen geräumt. 
Die vierte Zone stellt sich in der Hauptsache 
als schroff gehügeltes Hochland dar mit breiten auf 
1300 bis 1500 m Höhe liegenden Thälern, die 
von steilen, felsbesäten Rücken und Gräten von 
100 bis 400 m relativer Höhe umschlossen sind. Sie 
sind meist von bedeutenderen Bächen durchflossen, 
unter denen der windungsreiche „kleine“ Ruaha die 
größte Rolle spielt. Die Vegetation ist im All- 
gemeinen die übliche afrikanische: vorwiegend Akazle 
und Gras, welch letzteres freilich hier nirgends so 
hoch wird wie sonst. Besonders im näheren Be- 
reiche der Flußniederungen machen sich zahlreiche 
große Dornakozienbäume bemerkbar, während die 
Flüsse selbst vielfach mit einer sehr mangoähnlichen 
Baumart umsäumt sind. In der westlichen Hälfte 
der Zone herrschen weite ebene Flächen vor, die, mit 
kurzem Grase bestanden, besonders gute Weiden ab- 
geben; diese stehen in der Regenzeit in ausgedehntem 
Maße unter Wasser, jedoch ohne nennenswerthe 
Sumpfbildung. Die Abhänge der Bodenerhebungen 
sind vorwiegend mit Akazienarten bedeckt; die Bäume 
erreichen durchschnittlich geringe Höhe und haben, 
vielleicht infolge der Winde, schirmartig abgeplattete 
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Kronen. Stellenweise kommt auf größeren Flächen 
der Fruchtbaum Mignu vor, der unter 1000 m 
nicht angetroffen zu werden scheint; sein Holz ist 
gut und hart, der Baum selbst aber vielverzweigt 
und niedrig. 
Der Boden in den Thälern ist meist schwer und 
dunkel, in den eigentlichen Flußniederungen sehr 
fruchtbar. Kalk ist überall vorhanden. Die Tem- 
peratur wird in den geschützten Thälern in den 
Mittagsstunden heiß, ist im Uebrigen relativ kühl, an 
den offeneren Orten, und zwar speziell in den wind- 
reichen trockenen Monaten vom Juli bis Oktober 
kalt zu nennen. In der Regenzeit läßt der Wind 
sehr nach, die Temperatur nimmt etwas zu, ist aber 
während der 24 Stunden recht gleichmäßig. Auf 
der Station wurden während der letzten Regenzeit 
mit einiger Regelmäßigkeit — 14 bis 16·° R. 
morgens und abends und H 16 bis 21° R. 
mittags gemessen. Das Klima ist als gemäßigt und 
für Europäer gesund und stärkend zu bezeichnen. 
Esrrscheint wahrscheinlich, daß in den Flußnlederungen 
Malaria bis zu einem gewissen niedrigen Grade 
vorhanden ist, während außerhalb dieser bestimmten 
Stellen man hoffen darf von der Fiebergefahr fast 
frei zu sein. Ziemlich ausgedehnte Versuche haben 
ergeben, daß Kartoffel, Taboraweizen, europäische 
Gemüse in den Thälern bei sehr geringer Pflege 
in der Regenzeit ausgezeichnet gedelhen. Klein= und 
Großvieh ist gut vertreten; beides gedeiht gleich- 
mäßig gut. Die Bevölkerung ist im Allgemeinen 
gering, nur stellenweise für afrikanlsche Verhältnisse 
ziemlich stark und stellt einen recht guten Menschen- 
schlag dar, der aun Intelligenz den meisten Stämmen 
Deutsch-Ostafrikas überlegen ist und in militärischer 
und staatlicher Hinsicht über alle emporragt. 
Die fünfte Zone liegt zwischen dem nördlichen 
Abfall des Plateaus und dem rechten Ruahaufer 
auf 1100 bis 900 m, mag als die Zone der 
tropischen Hochebene gelten und stellt die Fluß- 
niederung des oberen großen Ruaha oder Mpangali 
dar. Die Bewässerung durch fließende Gewässer ist 
unbedeutend und der Ruaha selbst ist mit seinem 
mehrfach felsigen Bette und in der Trockenzeit ge- 
ringen Wasserstande nicht fahrbar. Dagegen ist fast 
überall in wenigen Metern Grundwasser zu finden. 
Der Boden ist zumeist schwer und dunkel. Kalk ist 
überall zu finden. Charakteristisch in der Vegetation 
sind die großen Dornakazlen= und Leberwurstbäume, 
die meistens auf nahes Grundwasser schließen lassen, 
und in den trockensten Flächen die ugegoähnlichen 
trostlosen Dorndickichte. Die Temperatur ist durch- 
aus tropisch, vorwiegend feuchtwarm und in den 
trockenen Monaten trocken heiß. Malaria liegt durch- 
aus vor, stellenweise vielleicht in stärkerem Maße 
als sonstwo üblich. Negerprodukte, Mtama, Mais, 
liefern sehr reiche Ernten; auch Reis wird mit viel 
Erfolg gepflanzt. Großvieh ist wenig vorhanden, 
dagegen früher um so mehr Ziegen. Die Bevölke- 
rung ist für afrikanische Verhältnisse zahlreich, viel 
 
	        
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