erhebenden Bastards von der Nothwendigkeit derselben
zu überzeugen. Nachdem dies gelungen, wird in
Rehoboth und Umgebung durch den in der Impf-
technik einschließlich der mikroskopischen Gallen= und
Blutuntersuchung gut erfahrenen Impfkommissar
Herrn Obergrenzkontroleur Schmidt, im Skaprevier
durch von mir in Blutentnahme und Impfung aus-
gebildete Polizisten die Blutimpfung vorgenommen.
In einem Theile des Skapreviers hat Herr Marine-
stabsarzt a. D. Dr. Sander, der von Anfang an
das Impfgeschäft in dankenswerther Weise gefördert
hat, die Blutimpfung bereits vollendet. Nach den
jetzt vorliegenden Meldungen ist von 2000 in Reho-
both mit Blut geimpften Rindern eine bereits bei
der Impfung kranke Kuh eingegangen, die anderen
leben und sind gesund. Die übrigen aus der Um-
gebung bisher hierher gemeldeten Ergebnisse der
Blutimpfung sind gleich günstig. So sind 1076 in
Windhoek und Umgebung durch die Polizeiunteroffi=
ziere Reinicke und Welke und Gefreiten Adam
blutgeimpfte Thiere (die letzten vor fünf Tagen ge-
impft) bis auf eines bis jetzt gesund geblieben.
Die Ergebnisse der Gallen= und Blutimpfung in
größerem Umfange bin ich noch nicht in der Lage
zu berichten. Dieselben werden zur Zeit aus den
Impflisten in den verschiedenen Bezirken noch zu-
sammengestellt. Zu der Blutimpfung bemerke ich,
daß jedes der Blutimpfung unterworfene Thier 1 cem
Rinderpestblut mit 9 coem sterilisirter Kochsalzlösung
gemischt unter die Haut gespritzt erhält. Das Blut
ist, wo es irgendwie möglich war, so in Otyimbingwe,
Windhoek, Rehoboth, vor der Verimpfung mikrosko-
pisch auf Bakterienfreiheit untersucht worden. Es
ist von Interesse, zu beobachten, wie die Ergebnisse
der Gallenimpfung sowie die der Blutnachimpfung
bedeutend günstiger sich da gestellt haben, wo mit
Gallen, die die von mir geforderte Beschaffenheit
haben, geimpft worden ist und wo die Blutnach-
impfung frühzeitig, d. h. in den ersten vier Wochen
nach Eintritt der Gallenimmunität, hat stattfinden
können.
Unter den mit Blut nachgeimpften Thieren be-
findet sich bekanntlich eine Anzahl solcher Thiere, die
nach Ansicht ihrer Besitzer nach der Gallenimpfung
Rinderpest überstanden haben. Aus diesem Grunde
wurde mehrfach die von mir obligatorisch geforderte
Blutnachimpfung für überflüssig erklärt. Ich war
selbst einige Tage geneigt, Thiere, die Rinderpest
überstanden haben sollten, von der Blutimpfung zu
befreien, erkannte jedoch in kurzer Frist, die Angaben
über die augebliche Durchseuchung von Gespannen
bezw. Viehposten bei allem guten Glauben der Vieh-
besitzer in den meisten Fällen als so unzuverlässig,
daß ich keinerlei Ausnahmen in der Blutnachimpfung
verantworten zu können glaubte und deshalb die
letztere ausnahmslos forderte.
Die bisher durch die von mir in diesem Lande
eln= und durchgeführte Kochsche Gallenimpfung und
Blutnachimpfung erzlelten Ergebisse lassen auch für
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das Impfgeschäft im Süden guten Erfolg erhoffen,
wo unter der sachkundigen Leitung des soeben erst
von schwerer Krankheit genesenen Herrn Roßarztes
Rickmann im Bezirk Gibeon das Impfgeschäft mit
gegründeter Aussicht auf guten Erfolg begonnen hat.
Dasselbe gilt auch für Keetmanshoop, wo Herr
Thierarzt Borchmann die Impfung übernehmen
wird.
Die vorstehend in ihrer Entwickelung und Durch-
führung geschilderte Doppelimpfung mit Galle und
Rinderpestblut hat durch den im Anfang meines Be-
richtes erwähnten, mir am 31. August zugegangenen
Brief des Herrn Geheimraths Koch nachträglich ihre
Bestätigung gefunden. Herr Geheimrath Koch
empfiehlt mir in diesem Brlefe für den Fall, daß es
sich herausstellen sollte, daß manche Galle nur eine
kurz dauernde Immunität giebt, die Nachimpfung
mit Rinderpestblut und giebt der Ueberzeugung Aus-
druck, daß es dadurch gelingen muß, Rinder immun
zu machen, wie das Ueberstehen der natürlichen
Rinderpest es thut.
Daß ich zunächst die Blutimpfung nur für Zug-
ochsen, aber für diese unbedingt und obligatorisch
gefordert habe, bedarf kaum weiterer Erläuterung,
da in erster Linie das den Verkehr vermittelnde
Zugvieh mit möglichster Schnelligkeit und mit allen
Mitteln dauernd rinderpestfrei gemacht werden muß.
Geschieht das nicht, so wird durch immer wieder in
den Gespannen auftretende Erkrankungen der Trans-
port gehemmt, der Transportfahrer, der eben wieder
zu verdienen begonnen, wieder in die Gefahr des
Ruins gebracht, der Rinderpestansteckungsstoff, den
mit allen Kräften zu vernichten angestrebt wird,
immer wieder von Neuem verschleppt und auf Farmen
gebracht, deren Vieh wegen der schwierigen Landes-
verhältnisse oder Weigerung der Besitzer noch nicht
hat mit Blut geimpst werden können.
Ist aber alles Zugvieh durch die Blutnachimpfung
gesichert, sind die Gespanne desinfizirt, ist der Rinder-
pestansteckungsstoff auf den Farmen bezw. Viehposten
durch energische Desinfektion (wie weiter unten aus-
geführt) vernichtet, so kann auch da, wo aus den
oben angeführten Gründen die Blutnachimpfung noch
nicht möglich gewesen ist, der Rinderpest endgültiger
Einhalt gethan werden.
Ich bemerke dazu, daß übrigens auf Grund der
nun auch in Windhoek und Rehoboth durch die
Blutimpfung erzielten Erfolge die Viehbesitzer des
Bezirks ihre Herden, wie in Otyimbingwe, gleich
den Zugochsen mit Blut nachimpfen zu lassen beginnen.
Neben der Impfung ist eine möglichst ausgiebige
Vernichtung des im Lande ausgesäeten Rinderpest-
gistes von mir angestrebt worden. Die Kaiserliche
Landeshauptmannschaft hatte ja außerdem schon das
Verbrennen der gefallenen Thiere angeordnet, so daß
mir nur auf strenge Durchführung dieser Maßnahmen,
wie auch auf das möglichst ausgiebige Ausbrennen
aller verpesteten Plätze, besonders der verseuchten
Kraale, hinzuwirken übrig blieb.