Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

erhebenden Bastards von der Nothwendigkeit derselben 
zu überzeugen. Nachdem dies gelungen, wird in 
Rehoboth und Umgebung durch den in der Impf- 
technik einschließlich der mikroskopischen Gallen= und 
Blutuntersuchung gut erfahrenen Impfkommissar 
Herrn Obergrenzkontroleur Schmidt, im Skaprevier 
durch von mir in Blutentnahme und Impfung aus- 
gebildete Polizisten die Blutimpfung vorgenommen. 
In einem Theile des Skapreviers hat Herr Marine- 
stabsarzt a. D. Dr. Sander, der von Anfang an 
das Impfgeschäft in dankenswerther Weise gefördert 
hat, die Blutimpfung bereits vollendet. Nach den 
jetzt vorliegenden Meldungen ist von 2000 in Reho- 
both mit Blut geimpften Rindern eine bereits bei 
der Impfung kranke Kuh eingegangen, die anderen 
leben und sind gesund. Die übrigen aus der Um- 
gebung bisher hierher gemeldeten Ergebnisse der 
Blutimpfung sind gleich günstig. So sind 1076 in 
Windhoek und Umgebung durch die Polizeiunteroffi= 
ziere Reinicke und Welke und Gefreiten Adam 
blutgeimpfte Thiere (die letzten vor fünf Tagen ge- 
impft) bis auf eines bis jetzt gesund geblieben. 
Die Ergebnisse der Gallen= und Blutimpfung in 
größerem Umfange bin ich noch nicht in der Lage 
zu berichten. Dieselben werden zur Zeit aus den 
Impflisten in den verschiedenen Bezirken noch zu- 
sammengestellt. Zu der Blutimpfung bemerke ich, 
daß jedes der Blutimpfung unterworfene Thier 1 cem 
Rinderpestblut mit 9 coem sterilisirter Kochsalzlösung 
gemischt unter die Haut gespritzt erhält. Das Blut 
ist, wo es irgendwie möglich war, so in Otyimbingwe, 
Windhoek, Rehoboth, vor der Verimpfung mikrosko- 
pisch auf Bakterienfreiheit untersucht worden. Es 
ist von Interesse, zu beobachten, wie die Ergebnisse 
der Gallenimpfung sowie die der Blutnachimpfung 
bedeutend günstiger sich da gestellt haben, wo mit 
Gallen, die die von mir geforderte Beschaffenheit 
haben, geimpft worden ist und wo die Blutnach- 
impfung frühzeitig, d. h. in den ersten vier Wochen 
nach Eintritt der Gallenimmunität, hat stattfinden 
können. 
Unter den mit Blut nachgeimpften Thieren be- 
findet sich bekanntlich eine Anzahl solcher Thiere, die 
nach Ansicht ihrer Besitzer nach der Gallenimpfung 
Rinderpest überstanden haben. Aus diesem Grunde 
wurde mehrfach die von mir obligatorisch geforderte 
Blutnachimpfung für überflüssig erklärt. Ich war 
selbst einige Tage geneigt, Thiere, die Rinderpest 
überstanden haben sollten, von der Blutimpfung zu 
befreien, erkannte jedoch in kurzer Frist, die Angaben 
über die augebliche Durchseuchung von Gespannen 
bezw. Viehposten bei allem guten Glauben der Vieh- 
besitzer in den meisten Fällen als so unzuverlässig, 
daß ich keinerlei Ausnahmen in der Blutnachimpfung 
verantworten zu können glaubte und deshalb die 
letztere ausnahmslos forderte. 
Die bisher durch die von mir in diesem Lande 
eln= und durchgeführte Kochsche Gallenimpfung und 
Blutnachimpfung erzlelten Ergebisse lassen auch für 
662 
  
das Impfgeschäft im Süden guten Erfolg erhoffen, 
wo unter der sachkundigen Leitung des soeben erst 
von schwerer Krankheit genesenen Herrn Roßarztes 
Rickmann im Bezirk Gibeon das Impfgeschäft mit 
gegründeter Aussicht auf guten Erfolg begonnen hat. 
Dasselbe gilt auch für Keetmanshoop, wo Herr 
Thierarzt Borchmann die Impfung übernehmen 
wird. 
Die vorstehend in ihrer Entwickelung und Durch- 
führung geschilderte Doppelimpfung mit Galle und 
Rinderpestblut hat durch den im Anfang meines Be- 
richtes erwähnten, mir am 31. August zugegangenen 
Brief des Herrn Geheimraths Koch nachträglich ihre 
Bestätigung gefunden. Herr Geheimrath Koch 
empfiehlt mir in diesem Brlefe für den Fall, daß es 
sich herausstellen sollte, daß manche Galle nur eine 
kurz dauernde Immunität giebt, die Nachimpfung 
mit Rinderpestblut und giebt der Ueberzeugung Aus- 
druck, daß es dadurch gelingen muß, Rinder immun 
zu machen, wie das Ueberstehen der natürlichen 
Rinderpest es thut. 
Daß ich zunächst die Blutimpfung nur für Zug- 
ochsen, aber für diese unbedingt und obligatorisch 
gefordert habe, bedarf kaum weiterer Erläuterung, 
da in erster Linie das den Verkehr vermittelnde 
Zugvieh mit möglichster Schnelligkeit und mit allen 
Mitteln dauernd rinderpestfrei gemacht werden muß. 
Geschieht das nicht, so wird durch immer wieder in 
den Gespannen auftretende Erkrankungen der Trans- 
port gehemmt, der Transportfahrer, der eben wieder 
zu verdienen begonnen, wieder in die Gefahr des 
Ruins gebracht, der Rinderpestansteckungsstoff, den 
mit allen Kräften zu vernichten angestrebt wird, 
immer wieder von Neuem verschleppt und auf Farmen 
gebracht, deren Vieh wegen der schwierigen Landes- 
verhältnisse oder Weigerung der Besitzer noch nicht 
hat mit Blut geimpst werden können. 
Ist aber alles Zugvieh durch die Blutnachimpfung 
gesichert, sind die Gespanne desinfizirt, ist der Rinder- 
pestansteckungsstoff auf den Farmen bezw. Viehposten 
durch energische Desinfektion (wie weiter unten aus- 
geführt) vernichtet, so kann auch da, wo aus den 
oben angeführten Gründen die Blutnachimpfung noch 
nicht möglich gewesen ist, der Rinderpest endgültiger 
Einhalt gethan werden. 
Ich bemerke dazu, daß übrigens auf Grund der 
nun auch in Windhoek und Rehoboth durch die 
Blutimpfung erzielten Erfolge die Viehbesitzer des 
Bezirks ihre Herden, wie in Otyimbingwe, gleich 
den Zugochsen mit Blut nachimpfen zu lassen beginnen. 
Neben der Impfung ist eine möglichst ausgiebige 
Vernichtung des im Lande ausgesäeten Rinderpest- 
gistes von mir angestrebt worden. Die Kaiserliche 
Landeshauptmannschaft hatte ja außerdem schon das 
Verbrennen der gefallenen Thiere angeordnet, so daß 
mir nur auf strenge Durchführung dieser Maßnahmen, 
wie auch auf das möglichst ausgiebige Ausbrennen 
aller verpesteten Plätze, besonders der verseuchten 
Kraale, hinzuwirken übrig blieb.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.