Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

dem Geologen Bornhardt aufgenommenen Karte 
seiner Expeditionsroute in Deutsch-Ostafrika einen 
Ueberblick über die kartographischen Arbeiten in dem 
genannten Schutzgebiet. Es kam sodann anläßlich der 
Verhandlungen über den Etatsentwurf die Frage der 
Besiedelung des südwestafrikanischen Schutzgebiets zur 
Sprache, insbesondere wurde die Frage erwogen, 
wie weit die Regierung selbst die Siedelung in An- 
griff nehmen dürfe. Landeshauptmann Major 
Leutwein, welcher der Sitzung beiwohnte, nahm 
Gelegenheit, sich zu dieser Frage zu äußern und 
seine praktischen Erfahrungen in der Besiedelung des 
ihm unterstellten Schutzgebiets darzulegen. Es wurde 
hierbei in Aussicht gestellt, daß der Landeshauptmann 
demnächst mit den Vertretern der verschiedenen 
Siedelungsgesellschaften in nähere mündliche Be- 
rathungen über die Modalitäten der Besiedelung ein- 
treten werde. 
Weiterhin wurden die einzelnen Positionen des 
Etats einer Besprechung unterzogen. Am Schlusse 
der Sitzung machte der Vorsitzende nähere Mit- 
theilungen über die jetzt von dem Feldbahnbau= 
kommando in Angriff genommene Eisenbahn. 
Daß die sofortige Inangriffnahme der Herstellung 
einer Schienenverbindung von Swakopmund nach 
dem Innern nothwendig gewesen, ward allgemein 
anerkannt und die möglichste Förderung des Weiter- 
baues sowie des Hafenbaues in Swakopmund 
dringend befürwortet. 
Auf der Tagesordnung der Sitzung am Sonn- 
abend, den 20. November, stand die Frage der 
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Spirituoseneinfuhr nach der Westküste von Afrika und 
des Branntweinkonsums der Eingeborenen. Es wurden 
die Berichte der Landeshauptleute der drei Schutz- 
gebiete, sowie Anträge des Vereins zur Bekämpfung 
des afrikanischen Branntweinhandels eingehend be- 
sprochen, und es gelangte eine Resolution zur An- 
nahme, durch welche die Regierung ersucht wird, auf 
näher bezeichnete Zoll= und Verwaltungsmaßnahmen 
hinzuwirken, welche geeignet seien, den Branntwein- 
konsum einzuschränken. An der Debatte betheiligten 
sich die anwesenden Landeshauptleute von Südwest- 
Afrika und Togo. 
In der Nachmittagssitzung beschäftigte sich der 
Kolonialrath mit dem vom Ausschusse für die Straf- 
rechtspflege der Eingeborenen erstatteten Bericht. 
Nachdem die Versammlung sich prinzipiell für die 
Aufstellung allgemeiner Grundsätze für die straf- 
rechtliche Behandlung der Eingeborenen entschieden 
hatte, wurde in die Berathung der einzelnen für die 
Festsetzung dieser Grundsätze von dem Ausschusse 
gemachten Vorschläge eingetreten. 
Der Kolonialrath einigte sich im Prinzip dahin, 
daß diese Beschlüsse eine allgemeine Grundlage für 
die Regelung des auf die Eingeborenen anzuwendenden 
Strafrechts zu bilden haben würden, vorbehaltlich 
der durch die Verschiedenheit der Verhälmisse für 
die einzelnen Schußgebiete bedingten Abweichungen. 
Zum Zwecke der Detailberathung der Beschlüsse 
vertagte sich der Kolonialrath auf Mittwoch, den 
1. Dezember. 
  
achrichten aus den deulschen Schuhgebieken. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deutsch-Dllafrika. 
Wissenschaftliche Zammlungen. 
Im September d. Is. erhlelt die zoologische 
Sammlung des Berliner Museums für Naturkunde 
eine von den Herren Hauptmann Ramsay und 
Stabsarzt Hösemann angelegte Insektensammlung 
aus Udjiji, bestehend aus: 
73 Düten mit Schmetterlingen, 
18 - Orthopteren, 
180 Hemipteren und gegen 
400 Käfern. 
Die Insekten sind durchweg gut konservirt. Ihr 
wissenschaftlicher Werth ist erheblich. Schon die erste 
Durchsicht ergab, daß darunter einige erst kürzlich 
in England beschriebene, der zoologischen Sammlung 
noch fehlende Arten aus den Lepidopterengattungen 
Heterabraxas und Sabalia vertreten sind. Unter 
den Käfern sind außer manchen bekannten Stücken 
zohlreiche neue und noch nicht im Museum befind- 
liche Arten. 
  
Ferner sandte Herr Stabsarzt Hösemann eine 
ebenfalls in sehr gut konservirtem Zustande ange- 
kommene Naturaliensammlung ein, deren Stücke be- 
sonders in zoogeographischer Beziehung werthvoll 
sind, da sie aus demselben, bisher unerforschten Ge- 
biet von Udjil stammen. Diese Sammlung enthielt 
folgende Thiere: 
9 Reptilien und Amphibien, 
3 Fische, etwa 100 Käfer, 
29 Düten mit Schmetterlingen, 
6— Orthopteren, 
30 *. Hemipteren, 
8 Dipteren in Alkohol, 
1 Bandwurmbruchstück, 
2 Blutegel, 
3 Mollusken. 
Ein unter den Amphibien enthaltener weißer 
Laubfrosch mit braunen Flecken bildete eine inter- 
essante Bereicherung des Berliner Museums. Unter 
den Insekten sind mehrere seltene und werthvolle 
Spezies vertreten.
	        
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