Die Missionsstation Mhonda, wo ich von den
Vätern vom heiligen Geist aufs Liebenswürdigste
aufgenommen wurde, hat sich in ihrem schmucken
Aeußern seit 1898 unverändert erhalten. Die Ge-
bäude der Station sind alle mit Wellblech gedeckt.
Auf den Ufern des an der Station vorüberbrausenden
Gebirgsbaches ist eine kleine Kaffeeplantage angelegt,
deren Bäumchen gut stehen und reichlich tragen.
Der Viehstand der Mission an Rindern, Ziegen und
Schafen sah wohlgenährt und gesund aus. Das
Land im Ngurugebirge ist ziemlich bebaut. Es wird
viel Tabak gepflanzt.
In Mhonda fand am 22. Oktober ein großes
Schauri statt, zu welchem die geladenen Häuptlinge
des Ngurugebirges entweder selbst erschienen waren
oder Vertreter gesandt hatten. Hierbei kamen ver-
schiedene gegen den Häuptling Kilatio (Hilurion)
gerichtete Beschwerden zur Entscheidung. Hilurion,
der sich vom Missionszögling zum Häuptling von
Djonjoga aufgeschwungenhat und einensehrintelligenten
Eindruck macht — er kann Kisuaheli und Französisch
lesen und schreiben — mußte alle in letzter Zeit
erpreßten Rinder und Ziegen ihren Besitzern zurück-
geben und ungerecht bestrafte Leute entschädigen, auch
seine Hinterlader nebst Patronen abliefern.
Da mit dieser Entscheidung alle Welt zufrieden
war, konnte ich das Schauri schließen. Ich hoffe,
daß nunmehr in Nguru Ruhe herrschen wird.
Am 23. Oktober reiste ich von Mhonda ab und
kehrte auf einer neuen Route nach Bagamoyo zurück.
Von Kwa Msere nämlich folgte ich bis Kwa Dikwaso
einem Pfade auf dem linken Wamiufer, unmittelbar
an dem in Schnellen und kleinen Wasserfällen zu
Thal rauschenden Flusse entlang. Ich lagerte in
Kwa Msere, Matungu (bei Mbusini), Kangatu, Kwa
Mohando und Mandera, passirte bei Dikwaso den
Wami und marschirte über Kinguli und Muhalla in
Udoe zur Küste zurück, wo ich am 30. Oktober,
morgens 10 Uhr, eintraf. Die neue Route ist um
so angenehmer, als der Weg gut und die Scenerie
malerisch ist, man zu allen Zeiten gutes Wasser zur
Hand hat und auf zahlreiche Dörfer trifft. Der
Marsch gestaltete sich dadurch zu einem leichten und
erquicklichen Spaziergang.
Die katholische Missionsstation Mandera hat sich
in den letzten Jahren außerordentlich entwickelt und
ist ein großes Anwesen geworden. Das Kirchdorf
mit seinen Fruchtbaumalleen, die Stallgebäude mit
dem großen Viehstand, die Station mit ihren köstlichen
Gärten, ja die farbigen Christen und Missions-
zöglinge selbst in ihren hübschen Trachten, Alles
macht einen sorgfältig gehaltenen sauberen Eindruck.
Ich habe mich gefreut, diese prächtige Anlage be-
suchen zu dürfen. Wie würde unser Hinterland aus-
sehen, wenn die unverantwortlich trägen Eingeborenen
sich an der Kultur von Mandera ein Beispiel nehmen
wollten! Ebenso gut wie Mandera, das auf einer
lieblichen Anhöhe in Pori liegt, könnte das ganze
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Land mit Waldungen von Mango= und Orangen-
bäumen, mit Schamben und Görten bedeckt sein, und
ebenso gut wie die Missionare könnten auch die Ein-
geborenen große Viehherden besitzen, wenn sie nur
nicht so indolent wären. Futter und Wasser giebt
es überall in Menge. Immerhin ist es ein Trost,
zu sehen, was durch ehrliche Arbeit aus dem Lande
zu machen ist.
Die Wege im Bezirk waren auf die jüngste
Welsung des Bezirksamtes hin zum Theil ausgehauen
und in leidlich gutem Zustande. Hier und da waren
sogar über die Einrisse recht praktische Fußgänger-
brücken gebaut.
Tabak aus Mohorro.
Von der Plantage Mohorro sind mit den
Dampfern „Wißmann“ und „General“ 76 Ballen
Tabak versandt worden. Die Firma Leopold Engel-
hardt in Bremen hat es übernommen, den Tabak
auf den deutschen Markt zu bringen.
Befreiung von Stlaven.
In den 1895 und 1896 sind im Ganzen
2766 Sklaven ertheilt und wegen Sklaven-
raub und von Sklaven über See 158
Personen worden.?)
Deuksch-Züdwelkafrika.
SEnde des Aufstandes.
Wie aus Windhoek berichtet wird, hatte sofort
nach dem Gefechte in der Kamsieb-Kluft ?“) ein Theil
des Anhangs der Afrikaner seinen Führer verlassen
und sich unter Mitnahme einer Anzahl Verwundeter
in die Berge nach der englischen Grenze geflüchtet.
Soviel bis jetzt feststeht, haben die Aufständigen im
Ganzen 37 Leute verloren, außerdem sollen etwa
15 Afrikaner nach Aussage der Eingeborenen mehr
oder weniger verletzt sein. Inzwischen ist der größte
Theil der noch übrigen Kriegsleute von dem Detache-
ment der Schutztruppe bereits gefangen, auch der
Anführer Rividdoe, der mit wenigen Afrikanern auf
englisches Gebiet geflüchtet war, mit seinen drei
Söhnen von der englischen Station Arris festgenommen
worden.
Der Aufstand dürfte damit als vollständig unter-
drückt zu betrachten sein.
——....m—
*) Vergl. Kol. Bl. 1896, S. 458, 1897, S. 573.
*#) Vergl. Kol. Bl. vom 15. Oktober d. Is. S. 602.