Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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eufsch-Meu-Guinea. 
Wissenschaftliche Station in der Sllosee.-) 
Der mit den vorbereitenden Untersuchungen für 
die Errichtung einer zoologischen Station in der 
Südsee beauftragte Professor Dr. Dahl von der 
Königlichen Universität in Kiel hat, unterstützt von 
dem Plantagenbesitzer Parkinson, inzwischen auf der 
Insel Neupommern ein provisorisches Institut ein- 
gerichtet und ansehnliche Sammlungen nach Europa 
gesandt. Auf Grund der von ihm gemachten Er- 
fahrungen hält Professor Dr. Dahl die Gazellen- 
halbinsel und speziell Ralun bei seiner geschützten 
Lage, bei der Vielseitigkeit des ganzen Gebietes und 
dem verhältnißmäßig gesunden Klima zur Errichtung 
einer biologischen Dauerstation für außerordentlich 
geeignet. 
  
Rus dem Pereiche der Wissivnen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Nach dem Ausscheiden des Pastors Winkelmann 
aus seiner Stellung als Missionsinspektor der Evan- 
gelischen Missionsgesellschaft für Deutsch --Ostafrika 
sind die mit diesem Amt verbundenen Geschäfte bis 
zur Wahl eines neuen Inspektors von dem Missions- 
geistlichen Döring aus Bethel in Usambara über- 
nommen worden. Derselbe wohnt jetzt Berlin W., 
Passauerstraße 40. 
(Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission.) 
  
Nus fremden MRolonien. 
Bericht über die britischen Jalomons-Inseln 
aus dem Jahre 1896. 
Dem als Parlamentsvorlage gedruckten englischen 
Bericht über die britischen Salomons-Inseln aus 
dem Jahre 1896 entnehmen wir im Anschluß an 
die früheren Nachrichten (vergl. Kol. Bl. 1896 S. 390, 
504, 539, 748), daß der Resident Mr. Woodford 
zu seinem definitiven Amtssitz die Insel Tulage ge- 
wählt hat. Sie soll etwa 600 bis 800 Acres Land, 
gutes Bauholz in Menge, zwei gute Quellen, zwei 
gute Häfen und gesundes Klima, auch günstige Winde 
für Segelschiffe nach beiden Richtungen haben. — 
Es sollen direkte Steuern eingeführt werden, und 
zwar in folgender Höhe: 
1. für erwachsene männliche Nichteingeborene eine 
Kopfsteuer von 5 Pfd. Sterl., 
2. für jede Handelsstation der Küste 10 Pfd. 
Sterl. 
3. für jedes Handelsschiff per eingetragene Tonne 
netto 1 Pfd. Sterl., 
4. für offene Boote auf ihre Tragfähigkeit per 
Tonne 1 Pfd. Sterl. 
*) Vergl. Kol. Bl. 1896, S. 110. 
  
Die Einnahmen aus diesen Steuern werden auf 
etwa 800 Pfd. Sterl. (16 000 Mk.) geschätzt. Unter 
der Zahl der fremden Einwohner, welche etwa 50 
beträgt, befinden sich 31 Engländer (auch ein Deutscher 
auf Neal-Island). Die Anwerbung Eingeborener 
als Schiffsmannschaft war mit einigen Ausnahmen 
nur für britische Schiffe und nur für den Bereich 
des Protektorates gestattet. Ein Herr Voß hat ein 
großes Areal in Guadalcanar, das seiner Qualität 
nach das beste Land dieser Jusel sein soll, angekauft. 
Außer dieser giebt es dort nur noch eine größere 
Besitzung, welche der Maran-Kompagnie gehört, ein 
10 000 Acres umfassendes Gebiet, auf welchem 
Kaffee= und Kokospflanzungen angelegt sind und auch 
schon mit der Bananenkultur begonnen ist. Im 
Ganzen giebt es 18 verschiedene Handelsfirmen in 
der britischen Salomonsgruppe. Der Außenhandel 
geht ausschließlich nach Sydney. Kopra ist der 
Hauptausfuhrartikel, jedoch ist sie nicht sehr werthvoll, 
da sie im Rauch getrocknet wird und sehr schmutzig 
aussieht. An sonstigen Ausfuhrartikeln werden in 
erster Linie Elfenbeinnüsse genannt, die in England 
unter dem Namen „Apple nuts“ in den Handel 
gebracht werden. Sie stammen von einer Palmenart, 
die auf allen Inseln wild wächst, und werden zur 
Verfertigung von Knöpfen und, da sie keine schwarze 
Farbe annehmen, zu den Rollen der Rollschlittschuhe 
verwendet. Die Nachfrage nach diesem Artikel soll 
besonders auch in Deutschland groß sein; die Tonne 
hat einen Werth von etwa 100 Mk.— Der Strand 
einiger Inseln liefert eine gute Ausbeute an Perl- 
muttermuscheln; jedoch wagen sich an einigen Stellen 
die Taucher wegen der Krokodile nicht auf den Grund. 
Als der beste Ort für die Perlmutterfischerei werden 
die nicht zur deutschen Interessensphäre gehörigen 
Inseln in „Manning Straits“ genannt. Andere 
Ausfuhrartikel sind Schildpatt und Trepang. Ein- 
tauschartikel sind hauptsächlich Tabak, Röhren, eiserne 
Geräthschaften (Messer), Perlen, baumwollene Stoffe 
und andere Materialien. Zähne und Muscheln gelten 
als Geld; jedoch beginnt die Nachfrage nach eng- 
lischem Gelde zu steigen; einige Eingeborene ver- 
langen schon ihren Arbeitslohn in Münzen. — 
Mehrere Versuche Herrn Woodfords mit Gummi- 
gewinnung mißlangen. Dabei macht er auf die 
Methode der Eingeborenen in Neu-Guinea, Gummi 
zu gewinnen, aufmerksam. Sie lassen den Saft des 
Gummibaumes über ihren Körper laufen und rollen 
ihn nach dem Erhärten ab. Auf diese Weise ge- 
winnen sie jedesmal Stücke, die größer sind als ein 
Cricketball. 
In dem Mark der Palme der Elfenbeinnüsse ist 
Sago enthalten, den die Eingeborenen zur Kuchen- 
bereitung benutzen. Wegen seines Stärkegehaltes soll 
dieser Sago 160 bis 200 Mk. pro Tonne werth 
sein. Die Inseln sind auch reich an Rohr zum 
Körbeflechten, Schwämmen und einem werthvollen, 
dunkeln, dem Ebenholz ähnlichen Bauholz, welches 
besonders in der Nähe von Neu-Georgia wächst.
	        
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