Die hauptsächlichsten Artikel der Aus fuhr sind
Kaffee, Kautschuk und Wachs. Die Ausfuhr von
Baumwolle, anderen Pflanzenfasern, Orseille, Palmöl
und Palmkernen ist erheblich zurückgegangen. Von
Mossamedes werden große Mengen getrockneter Fische
nach anderen Häfen Angolas sowie nach St. Thoms
und Principe, aber nicht nach Europa ausgeführt.
Die Kaffeepflanzungen mehren sich von Jahr
zu Jahr, der bedeutende Rückgang des Kaffeepreises
auf den europäischen Märkten hat indeß die Pflanzer
sehr entmuthigt. Der größte Theil des ausgeführten
Kaffees wird von Eingeborenen erzeugt. Es giebt
zwei Sorten, „Kasengo“ und „Enconge“, die letztere
erzielt in Europa etwas bessere Preise, obgleich sie
von den Eingeborenen gebaut wird.
Tabak wird von den Eingeborenen zu ihrem
eigenen Gebrauch gebant, es wächst überall im nörd-
lichen Theil Angolas. Der Tabakbau könnte für
dieses Land zu einer bedeutenden Industrie werden,
wenn er gepflegt würde. Der eingeführte Tabak
kommt von Portugal und wird von einer Monopol-
gesellschaft, die dem Staate eine bestimmte jährliche
Einnahme garantirt, verarbeitet.
Kautschuk wird von den Eingeborenen nicht
kultivirt, aber von weither aus dem Innern des
Landes angebracht. Benguela hat den größten Handel
in diesem Artikel. Der Kautschuk ist gut, aber
schmutzig und voll Rinde. Es giebt zwei Sorten,
die bessere kostete gegen Ende des Jahres 1896
2 Schill. 3. Pence bis 2 Schill. 5 Pence das eng-
lische Pfund, die andere 1 Schill. 11 1/2 Pence bis
2 Schill.
Baumwolle anzupflanzen würde lohnend sein,
es sind aber in Angola keine Kapitalisten, die Geld
in solchen Pflanzungen anlegen könnten. Die aus-
geführten geringen Mengen erzielten in Europa bei-
nahe die höchsten Preise.
Es giebt noch viele andere Pflanzen in Angola,
wie Aloe, Pitahanf und Sansieviera (Fadenlilie), die
eine sehr schöne Faser liefern, aber es findet sich
Niemand, der Geld anlegt, um diese Fasern auszu-
nutzen. Bevor mit dem Bau der Eisenbahn in
Angola begonnen war, wurden große Mengen der
Faser (Rinde) vom Affenbrotbaum nach Liverpool
und Rotterdam ausgeführt, jetzt ziehen die Einge-
borenen es vor, beim Eisenbahnbau zu arbeiten. Es
giebt in verschiedenen Gegenden Angolas große
Affenbrotbaum-Wälder, die zum Theil an der Eisen-
bahn liegen. Mit geeigneten Maschinen könnten diese
vortheilhaft ausgenutzt werden.
Der Anbau von Zuckerrohr zur Rumerzeugung
gewinnt außerordentlich schnell an Ausdehnung. Jeder
kleine Geschäftsmann, der einige Hundert Milreis
hinter sich gebracht hat, will Pflanzer werden und
Rum destilliren, für welchen stets guter Absat ist.
Nahe der Küste braucht Zuckerrohr 11 bis 12 Monate
zur Reife, im Innern des Landes aber 15 bis
18 Monate.
727
Vieh gedeiht gut in Angola, besonders in den
Bezirken Ambaca, Malanga und in dem Hinterlande
von Mossamedes, dagegen nicht in dem Kaffeegebiet
Cazengo.
An der Küste giebt es einige Salzsiedereien,
die bedeutendste von Cacuaco. Sie ist mit Dampf-
maschinen und Centrifugalpumpen zum Auspumpen
des Seewassers gut ausgerüstet. Die Maschinen sind
theils Britisches, theils Amerikanisches Fabrikat.
Kalk wird in verschiedenen Gegenden Angolas
hergestellt, der größte Kalkofen ist ebenfalls bei
Cacuaco und gehört dem Besiter der Salzsiederet.
Marseiller Ziegel werden von einem unter-
nehmenden Portugiesen in einigen Ziegeleien herge-
stellt, sie sind gut, aber zu schwer und verkaufen sich
nicht so gut, wie die von Marseille eingeführten.
Die Maschinen auf den Ziegeleien sind französisches
Fabrikat.
St. Thomé und Principe sind fruchtbare
Inseln, besonders die erste ist in einem wirklich
blühenden Zustand. Ausfuhrartikel sind Kaffee, Kakao
und Chinarinde. Alle drei Artikel werden durch
Anbau gewonnen. Zum größeren Theil ist die Insel
im Besitz weißer Pflanzer. Auf großen Strecken
ist der Kautschukbaum angepflanzt worden. Principe
ist noch in etwas ursprünglichem Zustande, bis jetzt
wird nur Kakao dort gebaut. Eine Gesellschaft hat
sich gebildet und einen Theil der Insel bereits unter
Anbau genommen.
Das Klima Angolas ist nicht gesund, doch ist
die Sterblichkeit nicht so groß, als man erwarten
sollte. Wechselfieber herrscht das ganze Jahr, die
Monate Februar, März und April sind die schlimmsten.
Zeitweise richten auch die Pocken unter der einge-
borenen Bevölkerung furchtbare Verheerungen an.
Die Ansicht, daß für die Weißen bei einer Pocken-
epidemie unter den Eingeborenen keine Ansteckungs-
gefahr vorliege, ist dadurch widerlegt worden, daß
während der letzten Epidemie einige Erkrankungen
unter den Weißen vorgekommen sind. Mossamedes
ist am gesundesten und dient als eine Art Erholungsort
für die Fieberkranken aus den nördlichen Gegenden.
St. Thomé und Principe sind sehr ungesund.
Die sanitären Einrichtungen sind überall noch sehr
ursprünglicher Art.
Kupferminen sind nahe bei Senza de Itombe,
einer Station an der Eisenbahn, entdeckt worden, zu
deren Ausbeutung Konzessionen ertheilt worden sind.
Die Konzessionäre haben Proben zur Untersuchung
nach Europa geschickt.
Gold, alluviales und in Quarz befindliches, ist
im Innern von Mossamedes gefunden worden, zu
dessen Gewinnung sich ein Syndikat aus Angehörigen
verschiedener Nationen gebildet hat. Zur Ausbeutung
ist es infolge von Schwierigkeiten in der Erlangung
des Bergrechtes noch nicht gekommen. Der Haupt-
fundort heißt Kasinga.
Die „Companhia des Mossamedes“, dem Namen
nach eine portugiesische Gesellschaft, die aber mit