Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Anfangs kamen wir durch wenig bevölkerte Strecken. 
Am 10. August wurden wir von Eingeborenen, die 
Feuerwaffen noch nicht kannten, mehrfach in dreisiester 
Weise angegriffen. Der Knall unserer Gewehre 
schreckte sie nicht; erst ihre Wirkung brachte sie zum 
eichen. 
Am 13. August gelangten wir in eine von einem 
von den früheren Eingeborenen durchaus verschie- 
denen, intelligenten Volksstamm dicht bevölkerte 
Gegend. Der Strom, 200 bis 300 m breit, ge- 
wann durch die seine Ufer säumenden Kokosbestände 
ein völlig anderes Aussehen. Die Leute kamen uns 
freundlich entgegen. Sie wohnen in großen, lang- 
gestreckten, auf höhen Pfählen stehenden Häusern. 
In ihren Schmucksachen deuten vereinzelte, von ihnen 
hochgeschäbte Seemuscheln auf Beziehungen zur Küste. 
Am 14. August erreichten wir eine von einem 
anderen Stamme bewohnte Zone. Die den vorigen 
gleichenden Eingeborenen benahmen sich wiederum 
feindlich und nöthigten uns, von unseren Waffen 
Gebrauch zu machen. 
Unser Proviant war jeßt derart zusammen- 
geschmolzen, daß wir zur Umkehr gezwungen wurden. 
Die von uns befahrene Strecke betrug etwa 250 km. 
Die starke Strömung (nach häufigen Messungen 
etwa 2 m pro Sekunde) machte die Stromauffahrt 
äußerst langwierig und beschwerlich, so daß wir erst 
am 3. September unser erstes Lager an diesem 
Fluß erreichten. 
Der Name des Flusses lautet am Bismarck- 
gebirge: Jagel unterhalb Röümu. Seine Breite 
wechselt zwischen 100 und 300 m, doch ist das 
Flußbett stellenweise kilometerweit. Die Tiefe betrug 
(während der Trockenzeit) 1 bis 4 m, Hochwasser- 
marken an den Bäumen deuten auf ein zeitweises 
Steigen des Wassers um 3 bis 4 m hin; eine 
Fahrrinne von etwa 4 m Tiefe ist überall vorhanden. 
Vom 4. bis 6. September bestieg ich mit Dr. 
Kersting einen etwa 1000 m hohen Berg des 
Bismarckgebirges, von welchem sich uns eine um- 
fassende Aussicht nach Südosten, Osten bis Nord- 
westen öffnete. Der Rämu (bielleicht identisch mit 
dem Ottilienfluß) war noch 100 km nach Südosten 
in gleicher Größe sichtbar. Eine Ebene von durch- 
schnittlich 30 km Breite erstreckt sich hinter dem 
Finisterregebirge dem Rande des Bismarckgebirges 
(welches auf der Karte um etwa 100 km nach 
Südwesten zu verschieben ist) und dessen Ausläufern 
folgend bis an die südlich vom Augustafluß gelegenen 
Bergzüge heran und biegt dann, wohl 100 km breit, 
nach Norden nach der See zu um. Nördlich des 
Gogol ziehen sich der Küste parallel 1000 bis 
2000 m hohe Gebirge hin, welche nach Norden sich 
abflachend in die Ebene übergehen. Zwischen 
Gogolebene und Rämuebene liegen nur niedere 
Höhenzüge. 
Der Boden der Ebene besteht durchweg aus 
Alluvialland; stark humose, tiese, lehmige Krume, 
  
meist mit Lehmuntergrund. Stellenweise scheint das 
Land für kürzere Strecken der Ueberschwemmung 
ausgesetzt. Die Ebene ist durchweg mit Hochwald 
bestanden und für Neu-Guineaverhältnisse reich be- 
völkert. 
Auf den höchsten Spitzen des Bismarckgebirges 
(nach trigonometrischer Berechnung etwa 4300 m), 
die übrigens mit den von Zöller gesehenen nicht 
identisch sind, war zeitweise Schnee sichtbar. Das 
centrale Massiv scheint, den Bachgeröllen nach zu 
urtheilen, aus Quarz und Schiefer zu bestehen. 
Am 8. September begannen wir den Rückmarsch 
und trafen am 16. September in Stephansort ein. 
Während der Expedition sind zwei Todesfälle 
und eine Verwundung zu verzeichnen, im Uebrigen 
war der Gesundheitszustand ein vorzüglicher. 
Von den drei Mitgliedern der Expedliion wurden 
Routenaufnahmen gemacht. Die Mehrzahl der Lager- 
plätze wurde durch astronomische Bestimmungen fest- 
gelegt, der sichtbare Theil des Bismarckgebirges 
sowie die anderen Gebirgszüge durch Meßtischblätter 
und trigonometrische Aufnahmen. Herr Tappen- 
beck fertigte die größere Anzahl von Photographien. 
Die botanische Sammlung umfaßt 900 Nummern, 
die zoologische einige Häute und Schädel, 100 Vogel- 
bälge, eine Anzahl Reptilien, Amphibien und Süß- 
wassersische und eine große Zahl Insekten. Ferner 
wurden geologische Handstücke sowie Erdproben und 
eine umfangreiche Sammlung von ethnographischen 
Gegenständen der durchzogenen Gebiete zusammen- 
gebracht. 
Der Aufenthalt in Stephansort bis zur Ankunft 
des Dampfers wurde, von einigen Fiebern unter- 
brochen, zur Ordnung und Verpackung der Samm- 
lungen sowie Abrechnung verwandt. Vom 13. bis 
21. Oktober machten Dr. Kersting und ich eine 
Rundfahrt durch den Archipel; am 9. November 
langten wir in Singapore, am 9. Dezember mit dem 
Dampfer „Preußen“ in Genna an. 
Aus dem Brreiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Die Basler Mission in Kamerunn befindet 
sich in einem erfreulichen Zustand der Entwickelung 
und Ausbreitung. Von einer Forschungsreise nach 
den südlichen Gegenden der Kolonie berichtet Missio- 
nar Hermann: „Unser Haupteindruck von der Reise 
war, daß die Thüren für unsere Missionsarbeit offen 
stehen, die Leute fast durchweg des alten Treibens 
überdrüssig sind und die Betrügereien der Fetischleute 
allgemein erkannt und verspottet werden.“ Die Zahl 
der Missionsstationen in Kamerun ist von fünf im 
Jahre 1895 auf sieben im Jahre 1896 erhöht, noch 
zwei sollen hinzukommen. « 
Im Kondelande am Nyassasee hat die Berliner 
Mission abermals die Zeltpfähle weiter stecken
	        
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