Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Herr ihre Götzen, die Ochsen, genommen hat, sich in 
so großer Zahl und, wie es scheint, mit ganzem 
Herzen dem Evangelium zuwenden. Es ist eine 
Bewegung entstanden, und zwar nicht nur auf den 
Nissionsstationen, sondern vielfach auch bei den Leuten 
im Felde, wie wir sie wohl noch nie dort erlebt 
haben. Selbst einer der höheren deutschen Offiziere 
hat uns sagen lassen, jetzt sollten wir nur für mehr 
Missionare sorgen, jetzt sei die rechte Zeit für die 
Arbeit angebrochen. Wir sind allmählich zu der 
Ueberzeugung gekommen, daß wir im Namalande 
es selbst werden in die Hand nehmen müssen, den 
Landbesitz, den man den Farbigen als unveräußer- 
liches Eigenthum übergeben will, für die Leute nutzbar 
zu machen, das heißt, daß wir dafür sorgen müssen, 
die Wasserverhältnisse zu regeln, Brunnen zu bohren, 
Dämme anzulegen und weiter die Leute dann beim 
Ackerbau anzuleiten. Das ist für uns also eine ganz 
neue Aufgabe, für welche wir auch neue Kräfte nöthig 
haben, in erster Linie also einen Ingenieur, der der- 
gleichen Sachen gründlich versteht. Jetzt, gerade wo 
wir ihn nöthig haben, da kommt ganz ungesucht und 
ungerufen ein solcher Mann, der ganz genau für 
diese Dinge ausgebildet ist, der auch schon einmal 
in Aftika war, und fragt, ob wir ihn gebrauchen 
könten. (Vergl. Kol. Bl. 1897, S. 420 f.) 
Das „Evangelische Missionsmagazin“ der Baseler 
Mission berichtet aus Kamerun: Bekanntlich besteht 
von früher her eine Baptistengemeinde, die sich 
schon 1889 von der Baseler Mission lossagte und 
sih unter Führung eines eingeborenen Predigers zu 
einer unabhängigen Gemeinde konstituirte und eine 
rcge Missionsthätigkeit entfaltete, zugleich aber auch 
der Baseler Mission entgegenarbeitete und deren 
Stellung erschwerte. Sie gründete eine Anzahl 
Außenstationen und gewann auch eine nennenswerthe 
anzahl von Anhängern, die etwa 2000 betragen mag, 
deuen jedoch der Uebertritt zum Christenthum dadurch 
alleichtert wurde, daß Niemandem die Polygamie 
und Haussklaverei verwehrt wurde. Auch bestand 
für sie kein Branntweinverbot. Vom Jahre 1890 
ab wurden ihnen vom deutschen Zweig der amerika- 
nischen Baptisten in Berlin einige Missionare zu 
Hülfe gesandt, aber bei den Grundsätzen der freien 
Gemeinde, die jede missionarische Leitung ablehnte, 
war ein Zusammenarbeiten auf die Länge nicht 
möglich. Die Missionare, deren Zahl nie über drei 
hinausging sahen sich deshalb genöthigt, eine neue 
Risson für sich zu beginnen und jene ihren eigenen 
Veg gehen zu lassen. Die Arbeit der deutschen 
Uoptistenmissionare steht noch in den Anfängen, sie 
wirken aber bis jetzt in friedlichem Einklang mit 
den Baslern. 
Die Arbeit der amerikanischen Presbyte- 
dioner erstreckt sich auf das französische Küstengebiet 
es Gabun sowie auf Batanga im südlichen Kamerun. 
dac haben sie ihre Thätigkeit im französischen Ge- 
iete ziemlich eingeschränkt, seit ihnen die französische 
61 
  
irdische Leitung ist in Aussicht genommen. 
Regierung allerlei Schwierigkeiten auf dem Gebiete 
des Schulwesens bereitete. Dagegen wandten sie 
seit 1889 ihre Hauptkraft dem südlichen Kamerun 
zu und ließen sich hier in Deutsch-Batanga nieder. 
Sie nahmen zunächst die Küstengebiete in Angriff und 
gründeten hier die Arbeitsposten Ehikihiki, Efulen, 
Lobedorf und Groß-Batanga sowie die Station Evune 
an der südlichen Grenze des Schutzgebietes, an der 
Mündung des Kampoflusses. Die Arbeit auf diesen 
Küstenplätzen geschieht unter den Mabeyastämmen. 
Inzwischen ist die presbyterianische Mission aber 
auch landeinwärts vorgedrungen und hat im Hinter- 
lande unter dem Fangstamm der Bule die Stationen 
Nkongemekak oder Efuloe (1893) und Ebolowoe (1894) 
angelegt. Ueber den Erfolg der Arbeit läßt sich 
noch nicht viel berichten, doch finden sich zahlreiche 
Hörer und Schüler zu den Gottesdiensten und in 
der Schule ein. Auch siud bereits die Evangelien 
übersetzt und vor Kurzem gedruckt worden. Die 
neue Gründung hat aber auch ihre Opfer gekostet, 
darunter den tüchtigen und unternehmenden Dr. Good. 
Leider hat der letzte Jahrgang von „Church at 
home and abroad" keine genaue Uebersicht über 
den gegenwärtigen Stand der Mission. Nach einer 
summarischen Angabe der letzten Juninummer standen 
voriges Jahr 33 Missionsarbeiter — darunter 13 
ordinirte und drei Aerzte — in der afrikanischen 
Arbeit. 
— — 
Aus fremden RKolonien. 
Die Eisenbahn in Sierra Leone, 
deren Bau von England 1895 begonnen wurde, ist 
jetzt auf eine Länge von 32 km fertig. Man 
hofft, im Juni noch weitere 16 km eröffnen zu 
können. Die Strecke Freetown — Songotown wäre 
damit vollendet. Der Bau der 0.79 m breiten Bahn 
kostet infolge zahlreicher erforderlicher Brückenbauten 
130 000 Frcs. für einen Kilometer. 
Telegraphen= und Telephonverbindung im Rongostaat. 
Die Nr. 11 des Jahrganges 1897 des Bulletin 
ofliciel de TI’état ind#Opendant du Congo berichtet, 
daß die Telegraphen= und Telephonverbindung zwischen 
Boma, Matadi, Tumba und Gongolo fertiggestellt 
ist und daß die Linie in wenigen Monaten den 
Stanley-Pool gleichzeitig mit der im Bau begriffenen 
Eisenbahn erreichen wird. 
Die Fortführung der Linie von hier über die 
Stanley-Fälle bis zum Tanganyika durch eine ober- 
Die 
Kosten werden bei einer Kabellänge von etwa 
2000 km auf rund 3.000000 Frcs. veranschlagt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.