Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Sklavenraub ohne vorausgegangenen Anlaß ist 
im Ganzen selten. Ich habe erklärt, daß ich gegen 
ihn auftreten werde, wo sich Gelegenheit bietet. 
Gefahren für die Station und kriegerische Zwischen- 
fälle sind für die Zukunft in diesen Theilen des 
Hinterlandes nur dann zu befürchten, wenn die Lan- 
deshauptmannschaft nicht in der Lage ist, der Station 
die nöthigen Machtmittel zu belassen. Ich habe in 
Sugu-Wangara 43 Soldaten zur Verfügung gehabt. 
Ich glaube, daß es unvermeidlich sein wird, diese 
(von denen zwei nach Einziehung unserer Fahnen 
desertirt sind) der Station dauernd zu belassen. Es 
handelt sich hier um sehr bedeutende Menschenmassen, 
die zwar keineswegs kriegerisch sind, wenn richtig 
behandelt, die aber nur gehorchen, wenn sie eine 
gewisse Macht sehen. 
Außer in Kirikiri habe ich bereits durch die Ein- 
geborenen kleine feste Stationen bauen lassen: in 
Dako, Bafilo, Tschamba und Dadaure. An letzterem 
Orte werde ich in nächster Zeit mit dem Bau der 
Hauptstation beginnen. Posten habe ich zur Zeit in 
Dako, Bafilo, Sudu, Dadaure, Paratau, Tschamba 
und Kushunti. Wenn in Basari geordnete Verhält- 
nisse herrschen werden, wird der Posten in Dalo 
eingezogen werden können. 
Ueber drei Reisen, die ich neuerdings unter- 
nommen habe, möchte ich hier noch einige Worte 
anschließen. 
Die erste galt einem Zusammentreffen mit Herrn 
d. Massow, welches wir beide im Interesse unserer 
Aufgabe für wünschenswerth hielten. Ich wählte, 
um einen anderen Theil meines Gebietes kennen zu 
lernen, eine neue Route. Von Kirikiri ging ich über 
Pasa (eigentlich Panyanga, Pasa heißt der Fluß), 
wo die Ebene in stark gewelltes Terrain übergeht, 
nach Kumene. Ueberall die leidige Buschsavanne, um 
die Dörser wohlgepflegte, ausgedehnte Farmen: 
Guineakorn in mehreren Varietäten, Nams, Okro, 
Lohnen, Baumwolle, Kürbisse; kein Maniok, selten 
ein wenig Reis. Das Gras ist zu Beginn der 
trocenen Zeit, etwa Mitte Oktober, so hoch und 
dict, daß es das Reisen in dieser Trockenzeit sehr 
unbequem macht. Ich empfinde es aber täglich als 
einen Segen, daß die kleine, rothe Zecke (Buschmucker), 
die in Gras und Busch Neu-Guineas so sehr be- 
lästigt, hier fehlt. Auch der Sandfloh kommt hier 
meines Wissens nicht vor. Kumene, etwa 500 Hütten, 
hübsch an einem kleinen Höhenzuge gelegen, schließt 
mit Trogode, das ein paar Stunden weiter westlich 
liegt, die Kotpkolissiedelungen nach Westen ab. In 
den Winkel, den die von Basari nach Süden und 
Osten abgehenden Gebirgszüge bilden, giebt es nur 
vereinzelte Fullanigehöfte und eine größere Fullani- 
niederlassung, einen Tagemarsch von Basari, wo man 
auf dem Wege von Dadaure nach Basari übernachtet. 
Tabalo liegt auf einem Berggrat weithin sichtbar, 
veel nördlicher als auf der Karte angegeben, einen 
kleinen Tagemarsch von Dako. 
Jon Trogode, das etwa 200 Hütten zählt und 
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an der großen Straße von Bafilo über Aledjo-Katara- 
nach Dadaure liegt, ging ich nach Dako auf steinigem, 
unbequemem Wege, die letzten drei Stunden (von 
sieben Stunden) im Gebirge, mit guter Umsicht über 
das Ganze nach Norden und Süden. In Dako er- 
hielt ich Herrn v. Massows briefliche Bitte, die 
Zusammenkunft nach Basari zu verlegen, da Herr 
Winkler todkrank an Schwarzwasserfieber darnieder- 
liege. Ich marschirte daher weiter nach Basari, zu- 
erst am Nordhang des Gebirges von Dako hin, mit 
dem schönen Fernblick auf die Bergzüge von Kabure 
(Kapre), dann durch anmuthiges Hügelland, auf 
steinigem Wege, bis an die charakteristische, flache 
Kuppe von Basari. 
In Basari genoß ich zwei Tage lang die liebens- 
würdigste Gastfreundschaft und konnte alles Wünschens- 
werthe mit Herrn v. Massow besprechen. Herr 
Dr. Gruner war bereits Rekonvaleszent und Herr 
Winkler über die Hauptgefahr glücklich hinüber. 
Die Stationsanlage ist ungünstig am Berghang auf 
feuchtem Grunde gelegen. Herr v. Massow plante 
ihre Verlegung. Basari liefert dem Osten Eisen und 
Tabak und ist deshalb geschätzt, dabei wegen der 
Raublust seiner Bewohner gefürchtet. Auf dem 
Rückwege ging ich über Dako, Tabale, Nyamazile, 
Dadaure. Dako ist Kautschukmarkt. Der Kautschuk 
kommt aus der Umgegend von Tabolo. Ich begab 
mich dorthin, um selbst zu sehen. Es handelt sich 
um ganz schmale Linien Galeriewald, die den Bach- 
läufen entlang ziehen und Kautschuklianen (Landolphia) 
in geringer Menge enthalten. Ich fürchte, daß sich 
große Hoffnungen für die Zukunft an diese Gebiete 
nicht knüpfen lassen. Die Gewinnung ist die rohe, 
allgemein bekannte. Ein Ball Kautschuk wird in 
Dako bei einer Größe von 5 cm Durchmesser mit 
100 bis 200 Kauris bezahlt. 
Sonst wird in meinem Gebiete, soviel mir bisher 
bekannt, kein Kautschuk gewonnen. Es giebt im 
ganzen Lande keinen Wald, die kleinen Galerien an 
den Bächen abgerechnet. Ehe es vielleicht gelingt, 
durch Hintertreibung der Grasbrände größere Theile 
der Savanne aufzuforsten, wird Kotokoli kein Kaut- 
schukland werden. Das Vorkommen von Gummi- 
pflanzen im Graslande ist mir bisher nicht bekannt 
geworden. 
Außer einer reichlichen und guten Ernährung 
seiner Bewohner produzirt dieser Theil unserer Ko- 
lonie zur Zeit kaum etwas, was zum Export aus 
so fernen Gebieten reizen könnte. 
Der Reichthum, den der Wohlhabende an Land- 
erzeugnissen besitzt, besteht in Pferden, Rindern, 
Kleinvich, werthvollen einheimischen Baumwollstoffen, 
Kaurimuscheln und Farmen. Dieses sind auch Zah- 
lungsmittel für die Importe. An Pferden sind nur 
die kleinen einheimisch. Die großen werden von 
Norden importirt. 
Das größte Interesse beanspruchen zuerst die Rinder, 
mehrere Rassen, alle groß und werthvoll wie das 
beste norddeutsche Rassevieh. Viel von demselben
	        
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