— 93
Die mir übersandte Probe Samen aus Togo
lieferte bei der Extraktion mit Aether und nach-
folgender Reinigung mit Petroleumbenzin
53,27 pCt. Oel.
Für die Qualität eines Sesamöles sprechen die
Säure= und Esterzahl, bezw. Verseifungszahl, sowie
die Hüblsche Jodzahl und das spezifische Gewicht.
Diese sämmtlichen Zahlen bewegen sich in den Grenzen,
wie man sie für ein gutes Sesamöl festgestellt hat.
Die nachfolgende Zusammenstellung erläutert dies:
* Sesamöl
Gutes Sesamöl aus Togo
Spez. Gewicht 0,921—0,924 (Benedikt 0,)918 bei
bei 15% und Wolfbauer) 20%.
Säurezahl. — 2,92
Esterzahl ... — 189,84
Verseifungszahl 192—193 (Thörner) 192.76
106 (Hübl)
Jodzahl 106 4—109 (Filsinger) 106,9
Auch die Baudouinsche Reaktion, welche als
charakteristisch für das Sesamöl angeführt wird, giebt
das Sesamöl aus Togo ausgezeichnet. Diese Reak-
tion wird, wie folgt, ausgeführt: Man übergießt
0,05 g Zucker mit Salzsäure von 23°% Bé (D= 118)
und schüttelt mit dem doppelten Volumen Oel. Es
tritt nach Kurzem eine schöne rothe Färbung ein.
Aus der vorstehenden Untersuchung geht zur
Genüge hervor, daß die Sesamsaat aus Togo als
Material für die Gewinnung von gutem Sesamöl
mit Vortheil benutzt werden kann.
— . — —
Ueber Rolakultur
schreibt Dr. O. Warburg im „Tropenpflanzer":
Die als Anhalt für die Kultur des Kolabaumes
dienenden Materialien waren bisher nur spärlich in
der Litteratur vertreten, um so erfreulicher ist es,
daß wir jetzt in der Lage sind, mit Erlaubniß des
Auswärtigen Amtes einen von Herrn Lieutenant
R. Plehn erstatteten Bericht über die in den Jahren
1896/97 bei der Station Misahöhe gemachten An-
bauversuche der Kolanuß hier veröffentlichen zu können.
Wenngleich sich der Bericht natürlich nur mit den
Ansängen der Kolakultur beschäftigen kann, so unter-
liegt es doch keinem Zweifel, daß hier die Grund-
logen geschaffen werden für einen rationellen Kola-
Plantagenbau, und die einzige Befürchtung, die ich
nicht unterdrücken kann, ist die, daß die Station
Misahöhe vielleicht zu südlich liegt für nutzbare
Kolakultur. In dem Hinterland der Goldküste fand
der französische Reisende Binger die ersten sterilen
Kolabäume bei Koransa (8° 5) in Nord-Aschanti
und bei Grumania (8°5) im Annogebiet, die ersten
tragenden ebendaselbst bei Kamelinso (7° 50°) und
die letzten schon bei Attakru (7°); Misahöhe liegt
aber noch etwas südlich vom siebenten Grad.“") Daß
die klimatischen Verhältnisse ähnlich sind wie in den
westlicheren englischen Gegenden, beweist die Kultur
der Kolanuß in der Landschaft Tapa unter 7° 307,
also genau dem Hauptcentrum der Kolakultur in
Aschanti entsprechend. Ich möchte deshalb glauben,
daß gerade diese Gegend vor Allem ins Auge gefaßt
werden sollte, zumal da die geringe Entfernung vom
Volta einen billigen Transport des Produktes ge-
währleistet.
Erfreulich ist die geringe Empfindlichkeit des
Baumes gegen Belichtung und Bodenverschiedenheiten,
auch die durch das Aufgehen der auf dem Markte
in Kete Kratji gekauften Kolanüsse erwiesene lange
Keimungsfähigkeit dürfte der Kultur zu gute kommen;
im hohen Grade auffallend ist aber die von mir
konstatirte Thatsache, daß sogar die in dem gewöhn-
lichen Prozeß der Erntebereitung ihrer dünnen Samen-
haut beraubten und dann einen monatelangen Trans-
port nach Europa und Lagerung in Hamburg
durchmachenden Kolanüsse ihre Keimkraft nicht ver-
lieren, wie die dem botanischen Garten in Berlin
von mir im vorigen Jahre übergebenen frischen Nüsse
deutlich gezeigt haben. Es ist also eine leichte Sache,
sich gute Kolanuß--Qualitäten zur Anzucht zu ver-
schaffen, man kauft eben einfach das beste Markt-
produkt in den ersten afrikanischen Exportplätzen für
frische Kola; zur Weiterführung der Plantage dürfte
sich, um Degeneration in weniger geeigneten Gegen-
den zu verhüten, Stecklingszucht bewähren, mit ge-
legentlicher Wiedereinführung neuen Saatgutes. Dies
bezieht sich natürlich nur auf die fürs Erste haupt-
sächlich in Aussicht zu nehmende Kolakultur für den
Konsum der Afrikaner. Will man hingegen, was
ich aber nicht unbedingt befürworten möchte, für den
Export nach Europa Kola kultiviren, so kommt es
nicht sowohl auf die bei den Eingeborenen als Kau-
mittel beliebten Sorten an, sondern auf möglichst
coffeinreiche Sorten. Während die Kolanüsse für den
afrikanischen Konsum frisch auf den Markt gebracht
werden, am besten wohl stets in der landesüblichen
Verpackung, dürfte es für den Kolaexport nach Europa
vortheilhaft sein, die in die einzelnen Keimlappen
zerlegten Nüsse an der Sonne zu trocknen, hingegen
nicht über Feuer zu dörren, da durch den Röstprozeß
nachweislich viel Coffein verloren geht.
Die Bedeutung der Kolanuß für Europa besteht
darin, daß die Kolanuß der billigste bisher bekannte
Coffeinlieferant ist und event. noch billiger werden
kann; sie wird deshalb vor Allem als Kaffeesurrogat
oder als Verbesserungsmittel anderer Kaffeesurrogate
in Betracht kommen. Augenblicklich ist die Verwen-
dung noch eine mehr medizinische, die wichtigsten
bisher gebräuchlichen Präparate sind: Kolatinktur,
Kolapillen, Kolawein, Kolaextrakt, Kolafluidextrakt,
*) Andererseits geben aber Baseler Missionare und
Dr. Mähly an, daß die Kola im unteren Voltagebiet in
den Gegenden Akam und Akuawu vorkomme, also zwischen
6230“ und 7° 301.