Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Schwefelthermen von Aachen (besonders der Kaiser- 
quelle zu Aachen) überein, so daß man jene Quellen 
geradezu als ein deutsch-afrikanisches Aachen 
bezeichnen darf. Die Mengenverhältnisse der Chloride, 
Sulfate und Carbonate, die (auch für Aachen charak- 
teristische, im Allgemeinen sehr selten vorkommende) 
bedeutende Menge des Kaliums im Verhältniß zum 
Natrium, das Quantum des (als Schwefelalkali) ge- 
bundenen Schwefelwasserstoffs — nach allen diesen 
Rhtungen hin stellt sich die afrikanische Quelle den 
Nachener Wässern in auffallender Uebereinstimmung 
an die Seite. Auch die Temperatur der Amboni- 
quelle ist eine für die Anwendung des Wassers zu 
Bädern überaus geeignete, da sie der Körpertemperatur 
nahe kommt und daher keiner künstlichen Veränderung, 
weder der Erwärmung noch der Abkühlung, bedarf. 
Nur die bedeutende Menge des frei im Wasser 
absorbirten Schwefelwasserstoffs unterscheidet die 
afrikanische Quelle von den Aachener Wässern, und 
cs würde auf die Frage Bedacht zu nehmen sein, ob 
nicht etwa bei zu langem Aufenthalt im Bade und 
ungenügender Ventilation der Baderäume gesundheits- 
schädliche Mengen von dem überaus giftigen Gase 
eingeathmet werden könnten. Indessen dürfte bei 
einiger Vorsicht eine wirkliche Gefahr wohl nicht 
vorhanden sein. 
Die Anwendung des Wassers zu Trinkkuren ist 
wohl kaum rathsam; es würden vorzugsweise Bäder 
verschiedener Anwendung in Betracht kommen, und 
cs wäre zugleich die Frage aufzuwerfen, ob sich in 
dem Quellgebiet nicht genügende Mengen von Schwefel- 
moor oder -schlamm finden, die mit Erfolg zur An- 
wendung von Schlammbädern neben den Wasser- 
bädern dienen könnten. 
Alle durch die Erfahrung festgestellten, für die 
Anwendung der kochsalzreichen Schwefelthermen 
maßgebenden therapeutischen Indikationen wür- 
den auch für den Gebrauch der Amboniquellen in 
Frage kommen: vor Allem veraltete Syphilis, Haut- 
und Drüsenleiden, chronische Metallvergiftungen 
(besonders Quecksilbervergistung), Magen= und Darm- 
affektionen in Zusammenhang mit Leber= und Gallen- 
leiden, chronische Rückenmarksleiden, Lähmungen, 
Neurosen, chronischer Rheumatismus, Residuen trau- 
matischer Entzündungen und traumatische Neurosen, 
chronische Gelenkleiden, Ankylosen und Verkrümmungen, 
chronische Katarrhe, Blasenkatarrh und dergl. 
Unzweifelhaft besitzt die ostafrikanische Kolonie in 
diesen verhältnißmäßig leicht und bequem zugänglichen 
Quellen einen werthvollen arzneilichen Schatz, dessen 
Musbeutung entschieden wünschenswerth und erfolg- 
recch sein dürfte. 
II. 
Die nach den vorliegenden Mittheilungen weit 
schwerer zugänglichen Schwefelthermen von Nyon— 
goni im Ruhoiflusse zeigen zwar eine ähnliche Zu- 
sommensetzung wie die ersteren, sind aber (/ abgesehen 
von dem hier fehlendem Kalium) in jeder Hinsicht 
  
137 — 
gehaltreicher. Unter den bisher bekannten Schwefel- 
thermen können sie ihrer ganzen Beschaffenheit nach, 
namentlich was den Reichthum an Chloriden und an 
Schwefelwasserstoff anlangt, am ehesten den bekannten 
Herkulesbädern zu Mehadia in Ungarn sowie den 
Quellen von Héluan in Mittelägypten an die Seite 
gestellt werden. Sie übertreffen aber diese durch ihre 
sehr hohe Temperatur und reihen sich in dieser Hin- 
sicht unmittelbar den heißesten unter den Mineral-= 
quellen Europas (Karlsbad, Plombiêres, Baden- 
Baden, Wiesbaden 2c.) an. An sich könnte das 
Wasser der Nyongoniquellen ebenso erfolgreich zu 
Heilzwecken verwerthet werden, wie es mit den ägyp- 
tischen Quellen von Héluan geschieht, das bereits 
seit 25 Jahren als Badeort dient, aber freilich an 
der Bahn unweit des Nils und nicht allzu weit von 
Kairo gelegen ist. · 
Da aber die Emanation des Schwefelwasserstoff- 
gases in der Nähe des Quellursprungs von Nyongoni 
so bedeutend ist, daß das Verweilen an diesem Orte 
mit Lebensgefahr verbunden ist, so müßten die Quellen 
an einen entfernteren Ort geleitet werden, was er- 
hebliche Kosten und technische Schwierigkeiten (schon 
wegen des starken Schlammakbsatzes aus solchen 
Wässern) verursachen würde; außerdem wäre selbst- 
verständlich eine bedeutende Abkühlung des Wassers 
behufs des Gebrauches erforderlich. 
Aus diesen Gründen wird wohl auf den Ge- 
danken einer arzneilichen Ausbeutung der Nyongoni- 
quellen zur Zeit verzichtet werden müssen. 
Analyse einer Schwefelquelle von Amboni 
im Sigigebiet. 
100 000 Theile des Mineralwassers enthielten: 
Chlen 145,00 Theile, 
Schwefelsäure SO 8,10 = 
Kohlensäure CO2 32,9 
Kalk CaO. .. 28,20 — 
Magnesia Mg0 10,22 
Kalium K # . 28,62- 
Natrium N 70,32 - 
Ammonicccck 0,1 2 = 
Schwefelwasserstoff frei 0,792. 
Schwefelwasserstoff gebunden 0.466 
  
Zusammen 325,628 Theile. 
Rückstand betrug bei 120° getrocknet 328,2 Theile, 
Spezifisches Gewicht bei 27° C 1,0011, 
Gesammthärte nach BB 39,80 deutsche Grade, 
Temperatur des Quellwassers 35,7° C. 
Analyse einer Schwefeltherme von Nyongoni 
im Ruhotgebiet. 
100 000 Theile des Mineralwassers enthielten: 
Chter 326.00 Theile, 
Schwefelsäure (803) . 29,30 
Salpetersäure (NeOd) Spuren, 
Kohlensäure, gesammte (CO##) 64,.20 
Eisenoxyd + Thonerde 0,32 
Kalk (Cab) 11,35
	        
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