Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Mit der Pflanzungsstation Stephansort ist als 
Nebenstation Erimahafen verbunden, wo der Schiffs- 
verkehr stattfindet und eine Feldbahn mündet. Letz- 
tere hat jetzt eine Ausdehnung von etwa 10 km. 
Die Station Konstantinhafen, welche als Neben- 
station von Friedrich Wilhelmshafen behufs der Er- 
haltung der Kokosbestände und als Versuchspflanzung 
verwaltet wurde, wird von Stephansort aus bearbeitet 
und geleitet. 
Die Gesammtanlage in Herbertshöhe (Bismarck- 
Archipel) zerfällt in drei Komplexe, von denen der 
eine, Kokopo, an der Küste liegt, die anderen, Vuna- 
tali und Kaliwuwur, auf der dahinter ansteigenden 
Höhe. 
Produktion, Handel und Verkehr in Kaiser 
Wilhelmsland. 
Der Waarenverkehr von und nach dem Ausland 
beschränkt sich in Kaiser Wilhelmsland in der Haupt- 
sache auf die Neu-Guinea-Kompagnie und Astrolabe- 
Lompagnie und die daselbst bestehenden Missionen. 
Bezüglich der Ausfuhr und Einfuhr fehlt es an einer 
genauen Statistik, da außer von alkoholhaltigen Ge- 
tränken Einfuhrzölle nicht erhoben werden, eine Kon- 
tole also nicht stattfindet. Soweit es sich um Güter 
handelt, welche von den beiden Gesellschaften einge- 
führt werden, so hat deren Werth, einschließlich der 
nach Herbertshöhe eingeführten, betragen: für die 
abgesandten Güter von 
aus Europa anderswo 
in der Zeit vom 1. April Mark Mark 
1895 bis 31. März 
18996 161 637,00 276 681,12 
in der Zeit vom 1. April 
1896 bis 30. Sep- 
tember 19906 1071 046,40 86 258,37 
Bismarck-Archipel. Zur Ausfuhr gelangten: 
2437,2 Tons Kopra, 145,3 Tons Trepang, 13 400 
Pfund Perlschalen, 1074 Pfund Schildpatt, 99 954 
Pfund Lintbaumwolle, 75 Tons Elfenbeinnüsse und 
104 000 Stück Green Snail shells. 
Der Werth der von den vier Hauptfirmen außer 
der Neu-Guineg-Kompagnie und den Missionen be- 
wirkten Einfuhr wird auf 605 000 Mark angegeben. 
1897. 
Die Einschränkung der Station Friedrich Wilhelms- 
hasen ist im Jahre 1897 zu Gunsten von Stephans- 
ort durch den Generaldirektor v. Hagen fortgesetzt 
worden. Dieser Betrieb wird sich zunächst außer 
auf die weitere Anpflanzung von Kokospalmen an 
der Küste des Hafens und seinen Buchten, auf per- 
ennirende anspruchslose Kulturen auf Terrain, das 
der Bearbeitung wenig Schwierigkeiten bietet, be- 
shränken; er soll jedoch nach Maßgabe der verfüg- 
boren Arbeitskräfte auf den Anbau von Tabak und 
zwar auf dem schon früher abgepflanzt gewesenen 
Terrain des benachbarten Jomba ausgedehnt werden. 
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In Stephansort waren die Aussichten auf die 
Tabakernte des Jahres 1896 wegen der schweren 
Dürre, die von Juni bis Oktober geherrscht hatte, 
sehr trübe. Es wurde besorgt, daß der im Wachs- 
thum behinderte Tabak keine willige Aufnahme finden 
werde. Der Markt entschied anders. Er befand das 
Produkt viel besser, als der vorausgegangene Ruf 
hatte erwarten lassen. Zum Versandt kamen 606 
Ballen = 96 960 Pfund brutto. Von der Ernte 
von 1897 wird berichtet, daß 79 300 Pfund geerntet 
wurden. Von der ersten Ernte sind etwa 8000 Pfund 
bereits zum Versandt gebracht. 
Der Bestand an Kokospalmen betrug Ende Mai 
27 000. Bereits tragfähig sind 50. 
Mit Kapokbäumen sind alle Wege der Pflanzung 
in Entfernung von 5 zu 5 m bepflanzt worden. 
Die mit der Kultur der Ramiêfaserpflanze (Boeb- 
meria) begonnenen Versuche sind fortgesetzt worden. 
Die Schwierigkeit der Entrindung der Pflanze, die 
am Orte der Erzeugung vorgenommen werden muß, 
wenn der Transport nicht unverhältnißmäßig ver- 
theuert werden soll, scheint neuerdings durch eine in 
Frankreich erfundene Maschine behoben zu sein, und 
es ist deshalb eine solche Maschine behufs Prüfung 
ihrer Brauchbarkeit nach dem Schutzgebiet auf den 
Weg gebracht. Auf der Pflanzung waren Ende Mai 
2 ha mit Ramiéê bestellt, über deren Fortkommen 
abschließende Berichte noch ausstehen. 
Von Nährpflanzen werden vorzüglich Mais (30 ha) 
und Paddy angebaut; außerdem Taro, in großer 
Menge Bananen, Bataten und Ananas als gesunde 
und gewohnte Zukost der Arbeiter. 
In der Baumwollpflanzung standen 240 ha 
unter Kultur. 
Auf der Kaffeepflanzung standen im Oktober 
33 401 Bäumchen im Felde; der Bestand an Pflanz- 
beeten betrug 81 mit etwa 11 340 Pflänzlingen, der 
der Keimbeete 60 mit etwa 9731 Keimlingen. An 
den Wegen der Kaffeepflanzung waren 1860 Kapok- 
bäume ausgesetzt. Außerdem werden darin Kokos- 
palmen (3245), 5770 zum Keimen ausgelegte Pflanz- 
nüsse, Pisang (2127 St.), Kautschukpflanzen (Castillea 
elastica 580 und Hevea hbrasiliensis 450) und 
Kassiabäume (362) aufgezogen sowie Versuche mit 
Isonandra gutta, Pfeffer und Kakao gemacht. Die 
Letzteren gedeihen gut; mit Isonandra, die ebenfalls 
gut aufkommt, ist 1 ha bepflanzt. In der mit 
Stephansort verbundenen Nebenstation Erimahafen 
ist ein Bestand von 2401 Kokospalmen, von denen 
191 tragen. 
Auf der Nebenstation Constantinhafen, auf der 
nur Rekonvaleszenten beschäftigt werden, belief sich 
der Bestand an Kokospalmen Ende Juli auf 6801 
Stück. Im Oktober wurden 300 Palmen neu aus- 
gepflanzt. 
Nutzhölzer. Der Export von Nutzhölzern aus 
dem Schutzgebiet hat sich in der Berichtszeit auf eine 
Holzart, Alzelia bijuga, beschränkt. Verschifft 
wurden 149 Stämme Alzelia bisjuga mit etwa
	        
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