Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

bevor sie soweit herabkommen. Im Südwesten 
kommen einige kleine Flüsse von dem hohen Plateau 
herab, verschwinden jedoch, bevor sie in die offene 
Ebene gelangen. Der See ist auf beiden Seiten 
gut bevölkert (a fair population), aber Wasser giebt 
es nur wenig und schlecht. Alle Leute scheinen ge- 
sittet (civil) und zufrieden zu sein; es gab viel Lebens- 
mittel. Chimaraunga ist ihr großer Popanz (bugbear), 
doch scheint er hinreichend ruhig, seit er von Sakaliro 
vertrieben worden ist. Er hat eine gute, aber nicht 
starke Boma und zwei oder drei außerhalb liegende 
Dörfer. 
Wild war überall in großer Menge, doch nur 
zwei oder drei Arten: Zebra, Hartebeest und einige 
kleine Antilopen. Keine Spur von Elefanten oder 
Rhinozerossen; doch Löwen in großer Zahl zwischen 
dem Saisi und Songwe. 
Im Sommer glaube ich, daß das offene Wasser 
im Rukwa sich 75 bis 80 geogrophische Meilen in 
nordwestlicher bis südöstlicher Richtung erstreckt, mit 
einer durchschnittlichen Breite von 15 oder 16 Meilen 
und 3 bis 5 Fuß Tiefe. Die Tiefe da, wo das 
Wasser sich zur Zeit befindet, ist meiner Ansicht nach 
nicht viel mehr. 
Ich habe nirgends Unannehmlichkeiten gehabt und 
bin mit allen meinen Trägern zurückgekommen. 
———□— — 
Kamerun. 
Bericht des Direktors des botanischen Gartens in 
Dictoria Dr. Preuß. 
Der Direktor des botanischen Gartens in Victoria 
Dr. Preuß hat über einen Besuch des Pflanzgartens 
in Monte Cafe auf Sab Thomé sowie des staat- 
lichen botanischen Gartens in Gabun und einer 
Kakaopflanzung in Campo unter dem 2. Februar 
d. Is. folgenden Bericht erstattet: 
Der Zweck meiner Reise war, aus dem Versuchs- 
garten von Monte Cafe auf Saö Thom noch 
einige Pflanzen für den botanischen Garten in 
Victoria zu erwerben, ferner den botanischen Garten 
und die Gartenanlagen der katholischen Mission in 
Gabun zu dem gleichen Zwecke zu besuchen und 
außerdem die Kakaopflanzung des Herrn Küderling 
in Campo, welcher mit mir die Reise über Saö 
Thomé machte, einer Besichtigung zu unterwerfen. 
Diese Kakaopflanzung ist die älteste und größte im 
südlichen Theile des Schutzgebietes, und es war mir 
daher von großem Interesse, das Gedeihen derselben 
auf dem Lateritboden von Campo zu beobachten, 
zumal als Saatgut die verschiedensten Kakaovarietäten 
aus der Versuchsplantage in Victoria gedient hatten. 
Am 23. November verließ ich auf dem Dampfer 
„Loanda“ Lissabon und traf bereits am 6. Dezember 
in Sa5b Thomé ein, wohin Herr Gouverneur 
v. Puttkamer den Regierungsdampfer „Nachtigal“ 
gesandt hatte, um mir die Weiterreise zu ermöglichen. 
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Ich erfuhr zu meiner großen Freude, daß Herr 
Konsul Spengler mit „,Nachtigal“ von Victoria 
gekommen sei, und benachrichtigte ihn sofort von 
meiner Absicht, ihn zu besuchen. Am 7. begab ich 
mich hinauf nach Monte Café. 
Wenn man Sas Thomé auch schon kennt, so ist 
man doch immer wieder von Neuem erstaunt über 
die großartige Fruchtbarkeit des Bodens, die sich 
überall offenbart. Wer aber glaubt, nun gleich beim 
Betreten der Insel vom Strande an sorgfältig ge- 
pflegte und regelmäßig angelegte Kaffee= und Kakao- 
pflanzungen zu sehen, der wird über die meist sehr 
dicht und unregelmäßig bepflanzten und mangelhaft 
gepflegten Kaffee= und Kakaogärten, die größtentheils 
Schwarzen angehören, sehr enttäuscht sein. Will 
man die berühmten Plantagen von Sas Thomé 
sehen, so muß man sich erst ziemlich weit von der 
— gleichnamigen — Stadt entfernen, bis dahin, wo 
die Besitzthümer der großen Pflanzer anfangen. 
Dann bekommt man überhaupt erst einen Begriff 
von der Großartigkeit dieser Pflanzungen. Die von 
Herrn Konsul Spengler eingerichtete und bisher 
geleitete Pflanzung Monte Cafée gilt auf der ganzen 
Insel als Musterplantage; leider erlaubte es meine 
Zeit nicht, dieselbe, welche ich auch schon von früher 
her kannte, einer nochmaligen Besichtigung zu unter- 
werfen. 
Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Versuchs- 
garten zu, welcher neben einer großen Anzahl von 
Rosen, buntblätterigen Coleus, ferner Begonia., 
Gardenia-, Tabernaemontana-, Clerodendron- 
Arten und anderen Zierpflanzen eine noch bedeutendere 
Anzahl von Nutzpflanzen enthält. Die verschiedensten 
Kakao= und Kaffeevarietäten sind hier vertreten, 
ferner Vanille, Thee, Pfeffer, Kardamom, Kampher 
und Zimmet. Von Palmen sind vertreten Thrinax 
argentea, Cocos-, Corypha-, Areca-, Latania- 
Arten und, durch Größe und Schönheit hervor- 
ragend, zwei herrliche Livistona australis. Von 
Fruchtarten sind zu nennen Orangen, Citronen, 
Mandarinen, Pompelmus, Cajamanga-Spondias 
Cytherea, Avocabdo-Persea gratissima, Gnayaven= 
Psidium aromaticum, P. gnayava, P. Aracga, 
Eriobotrya japonica, Passiflora quadrangularis, 
Ardisia cochinchinensis, Mangifera indica, 
Siargium jembolanum, Musa cbinensis und 
mehrere Varietäten der Musa sapientium sowie 
zwei Varietäten der Musa paradisiaca und andere 
Arten mehr. Von Kautschukpflanzen giebt es Ma- 
nihot Glaziowii, Urostigma Vogelli, Ficus 
elastica und einige Landolphia-Spczies, darunter 
die Landolphia llorica vom Kamerungebirge. 
Erwähnenswerth sind noch Musa textilis, Manila- 
hanf, welche auch auf Fernando Po in ausge- 
dehnterem Maße kultivirt wird und deren Fasern 
dort praktisch verwendet werden, ferner Eritbroxylon 
Coca, Paullinia sorbilis, Crescentia Ccucur- 
bitana, die einzige in Westafrika und zwar nur auf 
Saöb Thomé vorkommende Konifere Podocarpus
	        
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