bevor sie soweit herabkommen. Im Südwesten
kommen einige kleine Flüsse von dem hohen Plateau
herab, verschwinden jedoch, bevor sie in die offene
Ebene gelangen. Der See ist auf beiden Seiten
gut bevölkert (a fair population), aber Wasser giebt
es nur wenig und schlecht. Alle Leute scheinen ge-
sittet (civil) und zufrieden zu sein; es gab viel Lebens-
mittel. Chimaraunga ist ihr großer Popanz (bugbear),
doch scheint er hinreichend ruhig, seit er von Sakaliro
vertrieben worden ist. Er hat eine gute, aber nicht
starke Boma und zwei oder drei außerhalb liegende
Dörfer.
Wild war überall in großer Menge, doch nur
zwei oder drei Arten: Zebra, Hartebeest und einige
kleine Antilopen. Keine Spur von Elefanten oder
Rhinozerossen; doch Löwen in großer Zahl zwischen
dem Saisi und Songwe.
Im Sommer glaube ich, daß das offene Wasser
im Rukwa sich 75 bis 80 geogrophische Meilen in
nordwestlicher bis südöstlicher Richtung erstreckt, mit
einer durchschnittlichen Breite von 15 oder 16 Meilen
und 3 bis 5 Fuß Tiefe. Die Tiefe da, wo das
Wasser sich zur Zeit befindet, ist meiner Ansicht nach
nicht viel mehr.
Ich habe nirgends Unannehmlichkeiten gehabt und
bin mit allen meinen Trägern zurückgekommen.
———□— —
Kamerun.
Bericht des Direktors des botanischen Gartens in
Dictoria Dr. Preuß.
Der Direktor des botanischen Gartens in Victoria
Dr. Preuß hat über einen Besuch des Pflanzgartens
in Monte Cafe auf Sab Thomé sowie des staat-
lichen botanischen Gartens in Gabun und einer
Kakaopflanzung in Campo unter dem 2. Februar
d. Is. folgenden Bericht erstattet:
Der Zweck meiner Reise war, aus dem Versuchs-
garten von Monte Cafe auf Saö Thom noch
einige Pflanzen für den botanischen Garten in
Victoria zu erwerben, ferner den botanischen Garten
und die Gartenanlagen der katholischen Mission in
Gabun zu dem gleichen Zwecke zu besuchen und
außerdem die Kakaopflanzung des Herrn Küderling
in Campo, welcher mit mir die Reise über Saö
Thomé machte, einer Besichtigung zu unterwerfen.
Diese Kakaopflanzung ist die älteste und größte im
südlichen Theile des Schutzgebietes, und es war mir
daher von großem Interesse, das Gedeihen derselben
auf dem Lateritboden von Campo zu beobachten,
zumal als Saatgut die verschiedensten Kakaovarietäten
aus der Versuchsplantage in Victoria gedient hatten.
Am 23. November verließ ich auf dem Dampfer
„Loanda“ Lissabon und traf bereits am 6. Dezember
in Sa5b Thomé ein, wohin Herr Gouverneur
v. Puttkamer den Regierungsdampfer „Nachtigal“
gesandt hatte, um mir die Weiterreise zu ermöglichen.
170
Ich erfuhr zu meiner großen Freude, daß Herr
Konsul Spengler mit „,Nachtigal“ von Victoria
gekommen sei, und benachrichtigte ihn sofort von
meiner Absicht, ihn zu besuchen. Am 7. begab ich
mich hinauf nach Monte Café.
Wenn man Sas Thomé auch schon kennt, so ist
man doch immer wieder von Neuem erstaunt über
die großartige Fruchtbarkeit des Bodens, die sich
überall offenbart. Wer aber glaubt, nun gleich beim
Betreten der Insel vom Strande an sorgfältig ge-
pflegte und regelmäßig angelegte Kaffee= und Kakao-
pflanzungen zu sehen, der wird über die meist sehr
dicht und unregelmäßig bepflanzten und mangelhaft
gepflegten Kaffee= und Kakaogärten, die größtentheils
Schwarzen angehören, sehr enttäuscht sein. Will
man die berühmten Plantagen von Sas Thomé
sehen, so muß man sich erst ziemlich weit von der
— gleichnamigen — Stadt entfernen, bis dahin, wo
die Besitzthümer der großen Pflanzer anfangen.
Dann bekommt man überhaupt erst einen Begriff
von der Großartigkeit dieser Pflanzungen. Die von
Herrn Konsul Spengler eingerichtete und bisher
geleitete Pflanzung Monte Cafée gilt auf der ganzen
Insel als Musterplantage; leider erlaubte es meine
Zeit nicht, dieselbe, welche ich auch schon von früher
her kannte, einer nochmaligen Besichtigung zu unter-
werfen.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Versuchs-
garten zu, welcher neben einer großen Anzahl von
Rosen, buntblätterigen Coleus, ferner Begonia.,
Gardenia-, Tabernaemontana-, Clerodendron-
Arten und anderen Zierpflanzen eine noch bedeutendere
Anzahl von Nutzpflanzen enthält. Die verschiedensten
Kakao= und Kaffeevarietäten sind hier vertreten,
ferner Vanille, Thee, Pfeffer, Kardamom, Kampher
und Zimmet. Von Palmen sind vertreten Thrinax
argentea, Cocos-, Corypha-, Areca-, Latania-
Arten und, durch Größe und Schönheit hervor-
ragend, zwei herrliche Livistona australis. Von
Fruchtarten sind zu nennen Orangen, Citronen,
Mandarinen, Pompelmus, Cajamanga-Spondias
Cytherea, Avocabdo-Persea gratissima, Gnayaven=
Psidium aromaticum, P. gnayava, P. Aracga,
Eriobotrya japonica, Passiflora quadrangularis,
Ardisia cochinchinensis, Mangifera indica,
Siargium jembolanum, Musa cbinensis und
mehrere Varietäten der Musa sapientium sowie
zwei Varietäten der Musa paradisiaca und andere
Arten mehr. Von Kautschukpflanzen giebt es Ma-
nihot Glaziowii, Urostigma Vogelli, Ficus
elastica und einige Landolphia-Spczies, darunter
die Landolphia llorica vom Kamerungebirge.
Erwähnenswerth sind noch Musa textilis, Manila-
hanf, welche auch auf Fernando Po in ausge-
dehnterem Maße kultivirt wird und deren Fasern
dort praktisch verwendet werden, ferner Eritbroxylon
Coca, Paullinia sorbilis, Crescentia Ccucur-
bitana, die einzige in Westafrika und zwar nur auf
Saöb Thomé vorkommende Konifere Podocarpus