Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

stachys bambusoides (2), welche ausgezeichnete 
Gehstöcke liefert. Eine andere Art, welche zu Regen- 
schirmstöcken und Geflecht von Rohrstühlen 2c. Ver- 
wendung findet, ist bereits früher nach Kamerun 
übergeführt worden und gedeiht in Busa sehr gut. 
Die Eingeborenen im Kamerungebiet haben leider 
noch wenig Verständniß für den Nutzen des Bambus- 
rohres. Sie sind an die sogenannte Bambupalme, 
Raphia vinisera, gewöhnt, welche aber auf die 
Dauer kaum im Stande sein dürfte, den ganzen 
Bedarf an Material zum Hausbau zu decken, da sie 
zu langsam wächst. Ich hoffe, daß das Bambusrohr 
allmählich eine größere Verbreitung finden und, wie 
in Indien, eine Wohlthat für die ganze Bevölkerung 
werden wird. In Sas Thom, wo zum Theil 
Chinesen als Arbeiter verwendet werden, sah ich 
letztere aus der Bambusa arundinacea z. B. sehr 
gute Körbe herstellen, indem die Stämme der Länge 
nach in Streifen gespalten wurden, welchen man 
durch Abschaben des Innengewebes die erforderliche 
Geschmeidigkeit gab, so daß sie sich leicht zu Flecht- 
werk verwenden ließen. 
Am 9. Dezember begab ich mich an Bord der 
„Nachtigal“ und langte am 10. in Gabun an. 
Herr Konsul Gebauer empfing mich aufs Freund- 
lichste. Ich machte dem Gouverneur meinen Besuch, 
welcher meine Wünsche in Betreff des botanischen 
Gartens zu erfüllen versprach, und lernte dann den 
Direktor des letzteren, Herrn Chalot, kennen. Ein 
Tornado mit lange andauerndem Regen hinderte 
leider jede Unternehmung. 
Am 10. Dezember besichtigte ich unter Führung 
des Herrn Chalot den botanischen Garten. Dieser 
umfaßt einen Flächenraum von 6 ha. Er ist durch 
Wege in eine Anzahl regelmäßiger Felder eingetheilt, 
welche durch schöne Palmen (Latania borbonica, 
Hyphaene thebaica, Thrinax argentea etc.) 
oder hohe Gräser, wie Andropogon citratus und 
A. muricatus, oder durch Hecken von Strophantus 
gratus 2c. eingefaßt sind. Sehr eigenartig ist eine 
prachtvolle Allee von Raphia taedigera. 
Das Gelände ist wellig und an den tieferen 
Stellen etwas sumpfig. Der Boden ist minder- 
werthig —, ein stark verwitterter Laterit mit zahl- 
reichen Knöllchen von Raseneisenstein. Was Schön- 
heit der Lage, Fruchtbarkeit des Bodens, Ueppigkeit 
des Pflanzenwuchses und Gunst der Wasserverhält- 
nisse anbetrifft, läßt er sich allerdings nicht mit dem 
Versuchsgarten in Victoria vergleichen, jedoch ist er 
sehr sauber gehalten, und man sieht, daß dort fleißig 
gearbeitet und viel für denselben gethan wird. 
Der Garten enthält eine verhältnißmäßig hohe 
Anzahl von Nutz= und Zierpflanzen, im Ganzen 
326 Arten, von denen 73 im französischen Kongo- 
gebiete wild vorkommen. Besondere Aufmerksamkeit 
wird den Obstarten geschenkt. Von Mangikera 
indica finden sich allein 13 veredelte Varietäten 
vor, welche sich durch Größe und Wohlgeschmack bei 
sehr lleinem Kern auszeichnen, außerdem giebt es 
  
172 — 
Anonen, Avocadobirnen, Orangen, Mandarinen, 
Pompelmus, Citronen, Ananas, Spondias cxtherea;, 
Monstera deliciosa und Andere mehr. Sehr 
reichhaltig ist die Sammlung von Palmen. Sie 
enthält 32 Arten in meist sehr schönen Exemplaren, 
welche die größte Zierde des Gartens sind. 
Von Vanilla planifolia ist eine kleine Ver- 
suchspflanzung eingerichtet, welche stark mit faulenden 
Pflanzentheilen, Bananendetritus 2c. gedüngt wird 
und gut gedeiht. Als Stützpflanze dient Curcas 
purgans. Meine Hoffnung, hier eine andere Varietät 
vorzufinden als in Sas Thomé, erfüllte sich nicht, 
indessen nahm ich eine Anzahl Stecklinge mit mir. 
Interessant war es mir, hier die richtige Four- 
croya gigantea (Mauritiushanf) zu sehen, deren 
Blätter am Rande glatt sind, während diejenigen 
der in Victoria kultivirten Varietät mit starken 
Stacheln besetzt sind. 
Eine wildwachsende Alstonia wird in großer An- 
zahl kultivirt. Man hofft, ein guttaperchaähnliches 
Produkt daraus zu gewinnen. 
Den Manihot Glaziowii erwähnte ich schon 
an anderer Stelle. Auch der Parakautschukbaum, 
Hevea brasiliensis, wird kultivirt, ist aber nur 
in noch sehr jungen Exemplaren vorhanden. In 
Victoria haben in diesem Januar die ältesten Bäume 
von Herea zum ersten Male reichlich geblüht. Es 
ist dieses sehr beachtenswerth, da diese Art, nach den 
bisherigen Erfahrungen zu urtheilen, für Kamerun 
eventuell eine große Zukunft hat und demnächst sich 
Gelegenheit bieten dürfte, sie in größerem Maßstabe 
durch Samen fortzupflanzen. 
Von Strophantus sind sechs Arten in Kultur, 
darunter zwei wilde, noch unbestimmte. Von 
S. gratus konnte ich zwei Pflanzen und eine reife 
Frucht, welche etwa einen halben Meter lang ist, 
mit mir nehmen. Stecklinge von S. hispicus hoffe 
ich in kurzer Zeit zu erhalten. 
Eine Anzahl Bäume von Khaya senegalensis 
gedeihen sehr gut. Uragoga Ipecacuanha versagt 
hier ebenso vollständig wie in Victoria. 
Der Kakao entwickelt sich nicht besonders gut, 
es waren nur einige mittelmäßige Bäume vorhanden. 
Dagegen überraschte mich der üppige Wuchs einiger 
Nelkenbäume, Caryophyllus aromaticus. Der 
sandige und lehmige Boden von Gabun scheint ihnen 
besser zu behagen als der humusreiche Basaltboden 
des Kamerungebirges. Dieses wird für den süd- 
lichen Theil des Schutzgebietes in Zukunft zu be- 
achten sein. 
Die Arten, welche ich für den botanischen Garten 
in Victoria erhielt, sind folgende: Andropogon 
muricatus, A. citratus, Bambusa viridi-glau- 
cescens, B. pigra, Cicca disticha (Samen), Citrus 
deliciosa, C. lumia, zwei schöne Codiaeum-Varie- 
täten, Crescentia Cujete var. wicrocarpa, Cur- 
cuma aromatica, Cycas revoluta, Eupatorium 
aapana, Landolphia Klainii, Lagerstroemia 
reginae, Lavigeria salutaris. Mammea amerl-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.