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Bruder Oskar kannte die Eingeborenen gründlich
und wußte mit ihnen umzugehen. So erfuhr er
denn auch manches, was wir durch Kundschafter nicht
herauszubringen vermochten. Eines Tages kam ich
zur Mission, deren Mitglieder sämmtlich noch bei
ihrer Arbeit waren. Bruder Oskar packte in seinem
Zimmer Kisten, ihn störte ich daher nicht. In jenem
Zimmer sah es wunderbar genug aus, alles Mögliche
und Unmögliche stand, hing oder lag umher. Die
wenigen Habseligkeiten des Missionars und sein ein-
faches Lager nahmen den geringsten Raum ein, dafür
zogen ethnographische und zoologische Gegenstände
afrikanischen Ursprungs die Aufmerksamkeit auf sich.
Mitten zwischen diesen Schätzen packte Bruder Oskar
eifrigst Kisten für eine Missionsstation im Innern.
Am meisten erstaunte ich jedoch über einen grau-
köpfigen Neger, der, ich weiß nicht mehr mit welcher
einfachen Arbeit beschäftigt, in einer Zimmerecke hockte.
„Nun sagen Sie mir, Bruder Oskar, was macht
der schwarze Onkel dort?“
„Der wartet. Der Kerl weiß nämlich offenbar
irgend was Besonderes, und das möchte ich erfahren.“
„Warum fragen Sie ihn denn nicht aus? Sie
sprechen ja das Kisuaheli fast besser als die Schwar-
zen selbst."
„Lieber Herr — und dabei machte Bruder Oskar
eine Pause in seiner Arbeit — ich mache das nicht
so wie Sie und die anderen Herren, sonst lügt mir
der Kerl nur die Hucke voll, und ich weiß nicht,
was wahr und falsch ist. Jetzt sitzt er aber schon
zwei Stunden hier und darf nicht raus; das wird
ihm bald langweilig werden, und wenn ich ihn so
weit hab', dann bringt er mir seine Wissenschaft auf
dem Präsentirteller. Sehen Sie, man muß mit den
Leuten Geduld haben, dann noch 'mal Geduld und
immer wieder Geduld, dann geht's.“
Und in der That, es ging, denn folgenden Tags
sagte mir Bruder Oskar schmunzelnd: „Gestern die
Geschichte war nicht umsonst, ich habe Sachen gehört,
die für den Vormarsch gegen den Feind wichtig ge-
nug sind.“
Doch nun genug von diesen Dingen, die Einem
das Herz warm und die Augen feucht machen, wenn
man an den wackeren Missionsbruder denkt. Da steht
die hohe Gestalt wieder doppelt lebhaft vor dem geistigen
Auge, und man hört ihn in seiner oft drastisch kerni-
gen Weise sprechen. Aber diese Derbheit, sie diente
ihm meist dazu, sein warmes Gefühlsleben zu ver-
bergen. Er sprach auch nicht gern von seinen eigenen
Thaten, es sei denn, daß er etwas halb und halb
mit seinem frischen Humor würzen konnte. Von den
zahlreichen Werken edelster Menschenliebe, welche er
im Dienste der Mission mit Einsetzung seiner ganzen
Kraft verrichten half, von der hingebenden Pflege
der Kranken und Elenden, von dem Schutze der
Schwachen, davon — schwieg er. Und so wie er,
so machen es auch die anderen Missionare, Bruder
Adelin, Alexander und wie sic alle heißen. Der
edle Pere Etienne aber dient ihnen als leuchtendes
Vorbild. Möge Gott diese braven Männer noch lange
zum Wohle unserer schwarzen Landsleute erhalten.
Bruder Oskar, der für seine Schwarzen, wenn
er auch manches kräftige Wörtchen einfließen ließ,
ein warmes Herz und tiefes Verständniß besaß, ist
nun ein stiller Mann. Das Herz, welches so warm
für das Missionswerk und auch — ich muß das noch
ganz besonders hervorheben — für sein Vaterland
schlug, dieses brave, unverzagte Herz, es schlägt nicht
mehr. Nach langjähriger, mühevoller Arbeit ruht
er nun auf dem Friedhofe der Mission in Bagamoyo,
unter den Kokospalmen, die er einst mit pflanzte.
Jeder aber, der ihn gekannt hat, der wird ihn
nimmermehr vergessen und ihm immer das nach-
rühmen: Er war ein ganzer Mann! Ueberall, zu
jeder Zeit, treu, furchtlos, hülfsbereit!
Aus fremden Holodnien.
Anwerbung von Arbeitern für Cavenne.
Dem „Moniteur de la Guyane Frangaise“
zufolge ist einem Herrn Jean in Cayenne von der
niederländisch-indischen Regierung die Erlaubniß zur
Anwerbung von 15 000 Javanen ertheilt worden.
Der Unternehmer will die Arbeiter im Thale von
Kourou (Cayenne) mit Gewinnung von Kautschuk
und anderen Harzsorten beschäftigen. Die Genehmi-
gung ist unter der ausdrücklichen Bedingung erfolgt,
daß die Arbeitsübereinkommen keine versteckte Skla-
verei sein dürfen und die Verträge unter Verant-
wortlichkeit der „Internationalen Kommission zur
Beschützung von Auswanderern zu Bern“ geschlossen
sein müssen. Für ihre Ueberfahrt soll auf jeden
Kopf 120 Gulden bezahlt werden. Ihr Mindestlohn
beträgt zwei Gulden wöchentlich.
dandel von Dahomey.
Die Einfuhr nach Dahomey hat 1896 eine Höhe
von 14 122 000 Frcs., die Ausfuhr eine solche von
12 215 000 Frcs. erreicht. 60 Prozent des Handels
der Kolonie liegen jetzt in den Händen französischer
Firmen.
Einverleibung in den französischen Rolonialbesitz.
Die zur Tahiti-Gruppe gehörigen Inseln unter
dem Winde, welche bereits seit dem Monat März
des Jahres 1888 thatsächlich im französischen Besitz
standen, sind durch Gesetz vom 19. März d. Is. für
einen integrirenden Theil des französischen Kolonial-
besitzes erklärt worden.