Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Bruder Oskar kannte die Eingeborenen gründlich 
und wußte mit ihnen umzugehen. So erfuhr er 
denn auch manches, was wir durch Kundschafter nicht 
herauszubringen vermochten. Eines Tages kam ich 
zur Mission, deren Mitglieder sämmtlich noch bei 
ihrer Arbeit waren. Bruder Oskar packte in seinem 
Zimmer Kisten, ihn störte ich daher nicht. In jenem 
Zimmer sah es wunderbar genug aus, alles Mögliche 
und Unmögliche stand, hing oder lag umher. Die 
wenigen Habseligkeiten des Missionars und sein ein- 
faches Lager nahmen den geringsten Raum ein, dafür 
zogen ethnographische und zoologische Gegenstände 
afrikanischen Ursprungs die Aufmerksamkeit auf sich. 
Mitten zwischen diesen Schätzen packte Bruder Oskar 
eifrigst Kisten für eine Missionsstation im Innern. 
Am meisten erstaunte ich jedoch über einen grau- 
köpfigen Neger, der, ich weiß nicht mehr mit welcher 
einfachen Arbeit beschäftigt, in einer Zimmerecke hockte. 
„Nun sagen Sie mir, Bruder Oskar, was macht 
der schwarze Onkel dort?“ 
„Der wartet. Der Kerl weiß nämlich offenbar 
irgend was Besonderes, und das möchte ich erfahren.“ 
„Warum fragen Sie ihn denn nicht aus? Sie 
sprechen ja das Kisuaheli fast besser als die Schwar- 
zen selbst." 
„Lieber Herr — und dabei machte Bruder Oskar 
eine Pause in seiner Arbeit — ich mache das nicht 
so wie Sie und die anderen Herren, sonst lügt mir 
der Kerl nur die Hucke voll, und ich weiß nicht, 
was wahr und falsch ist. Jetzt sitzt er aber schon 
zwei Stunden hier und darf nicht raus; das wird 
ihm bald langweilig werden, und wenn ich ihn so 
weit hab', dann bringt er mir seine Wissenschaft auf 
dem Präsentirteller. Sehen Sie, man muß mit den 
Leuten Geduld haben, dann noch 'mal Geduld und 
immer wieder Geduld, dann geht's.“ 
Und in der That, es ging, denn folgenden Tags 
sagte mir Bruder Oskar schmunzelnd: „Gestern die 
Geschichte war nicht umsonst, ich habe Sachen gehört, 
die für den Vormarsch gegen den Feind wichtig ge- 
nug sind.“ 
Doch nun genug von diesen Dingen, die Einem 
das Herz warm und die Augen feucht machen, wenn 
man an den wackeren Missionsbruder denkt. Da steht 
die hohe Gestalt wieder doppelt lebhaft vor dem geistigen 
Auge, und man hört ihn in seiner oft drastisch kerni- 
gen Weise sprechen. Aber diese Derbheit, sie diente 
ihm meist dazu, sein warmes Gefühlsleben zu ver- 
bergen. Er sprach auch nicht gern von seinen eigenen 
Thaten, es sei denn, daß er etwas halb und halb 
mit seinem frischen Humor würzen konnte. Von den 
zahlreichen Werken edelster Menschenliebe, welche er 
im Dienste der Mission mit Einsetzung seiner ganzen 
Kraft verrichten half, von der hingebenden Pflege 
der Kranken und Elenden, von dem Schutze der 
Schwachen, davon — schwieg er. Und so wie er, 
so machen es auch die anderen Missionare, Bruder 
Adelin, Alexander und wie sic alle heißen. Der 
edle Pere Etienne aber dient ihnen als leuchtendes 
  
Vorbild. Möge Gott diese braven Männer noch lange 
zum Wohle unserer schwarzen Landsleute erhalten. 
Bruder Oskar, der für seine Schwarzen, wenn 
er auch manches kräftige Wörtchen einfließen ließ, 
ein warmes Herz und tiefes Verständniß besaß, ist 
nun ein stiller Mann. Das Herz, welches so warm 
für das Missionswerk und auch — ich muß das noch 
ganz besonders hervorheben — für sein Vaterland 
schlug, dieses brave, unverzagte Herz, es schlägt nicht 
mehr. Nach langjähriger, mühevoller Arbeit ruht 
er nun auf dem Friedhofe der Mission in Bagamoyo, 
unter den Kokospalmen, die er einst mit pflanzte. 
Jeder aber, der ihn gekannt hat, der wird ihn 
nimmermehr vergessen und ihm immer das nach- 
rühmen: Er war ein ganzer Mann! Ueberall, zu 
jeder Zeit, treu, furchtlos, hülfsbereit! 
Aus fremden Holodnien. 
Anwerbung von Arbeitern für Cavenne. 
Dem „Moniteur de la Guyane Frangaise“ 
zufolge ist einem Herrn Jean in Cayenne von der 
niederländisch-indischen Regierung die Erlaubniß zur 
Anwerbung von 15 000 Javanen ertheilt worden. 
Der Unternehmer will die Arbeiter im Thale von 
Kourou (Cayenne) mit Gewinnung von Kautschuk 
und anderen Harzsorten beschäftigen. Die Genehmi- 
gung ist unter der ausdrücklichen Bedingung erfolgt, 
daß die Arbeitsübereinkommen keine versteckte Skla- 
verei sein dürfen und die Verträge unter Verant- 
wortlichkeit der „Internationalen Kommission zur 
Beschützung von Auswanderern zu Bern“ geschlossen 
sein müssen. Für ihre Ueberfahrt soll auf jeden 
Kopf 120 Gulden bezahlt werden. Ihr Mindestlohn 
beträgt zwei Gulden wöchentlich. 
dandel von Dahomey. 
Die Einfuhr nach Dahomey hat 1896 eine Höhe 
von 14 122 000 Frcs., die Ausfuhr eine solche von 
12 215 000 Frcs. erreicht. 60 Prozent des Handels 
der Kolonie liegen jetzt in den Händen französischer 
Firmen. 
Einverleibung in den französischen Rolonialbesitz. 
Die zur Tahiti-Gruppe gehörigen Inseln unter 
dem Winde, welche bereits seit dem Monat März 
des Jahres 1888 thatsächlich im französischen Besitz 
standen, sind durch Gesetz vom 19. März d. Is. für 
einen integrirenden Theil des französischen Kolonial- 
besitzes erklärt worden.
	        
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