Auch die Bevölkerung dieser Inselgruppe, welche
Tausende ernähren kann, geht einem schnellen Unter-
gange entgegen. Zur Zeit sollen nicht mehr als 30
einheimische Männer vorhanden sein, dazu sechs bis
sieben fremde von den Anachorcten und den Echiquiers.
Entsprechend ihrem heruntergekommenen Zustand ist
die Bevölkerung friedlich, der auf einer kleinen Riff-
insel im Osten der Gruppe ansässige Händler hatte
aur über Faulheit der Leute im Gewinnen und Ver-
handeln der Landesprodukte, Kopra und Trepang,
zu klagen. Nachdem die Dorfältesten ermahnt,
Frieden zu halten und namentlich Züge nach den
Anachoreten, wie sie früher zur Bennruhigung der
dortigen Einwohner unternommen worden sind, künftig
zu lassen, ging ich am 18. früh wieder in See und
ankerte am 19. gegen 3 Uhr nachmittags in Berlin-
hafen bei der Insel Tamara. Hier wurde die katho-
lisce Mission vom göttlichen Worte besucht und der
Hafen nach Einbruch der Dunkelheit um 7 Uhr
wieder verlassen.
Am 21. nachmittags wurde bei günstigem Wetter
vor Stephansort geankert und Aufenthalt bis zum
22. genommen, während dessen ein reger Verkehr
mit dem stellvertretenden Landeshauptmann und den
Herren der Neu-Guinea-Kompagnie stattfand. Unter
Anderem wurde eine interessante Rundfahrt durch die
Pflanzungen unternommen. Am 24. nachts traf S.
M. S. „Bussard“ wieder vor Herbertshöhe ein.
Während sonst die Rhede von Herbertshöhe in der
Periode des Nordwestmonsuns sich keines guten Rufes
erfreut, lagen in diesem Jahre, welches ausnahmsweise
gutes Wetter zu verzeichnen hat, keine Bedenken vor,
einige Tage hier zu bleiben. Unter ausgiebiger Be-
tbeiligung der Kolonie wurde der Geburtstag Seiner
Majestät des Kaisers gefeiert.
Am 1. Februar vormittags wurde nach Herberts-
höhe gedampft, um den Kaiserlichen Richter mit
Polizeitruppe für den zweiten Theil der Rundreise
an Bord zu nehmen.
Am 2. Februar früh wurde bei der Sandwich-
Jusel gestoppt, um dem Richter zu einem Besuch an
Land Gelegenheit zu geben. Nach einigen Stunden
wurde die Fahrt fortgesetzt, indem die Küste in guter
Sichtweite abgelaufen wurde, um die Flagge zu
zeigen und die Karte zu kontroliren. In der Frühe
des 3. Februar wurde nach dem Ankerplatz zwischen
der Insel Kung und dem Festlande gesteuert. Hierzu
war von Matupi der Händler Gangloff als Orts-
kundiger mitgenommen worden.
Nach Erledigung einiger Geschäfte des Nichters
wurde noch am Abend des 3. Nusa erreicht. Durch
Vahl der äußeren Route, wozu Gangloff als Lootse
angenommen war, wurde dies ermöglicht und gegen
5½⅛ Uhr nachmittags südlich der Niederlassungen
hinter der Insel Nago geankert. Der Aufenthalt
auf dieser wichtigsten Station Neu-Mecklenburgs und
Neu-Hannovers wurde bis zum Nachmittag des 4.
ausgedehnt und um 4 Uhr die Fahrt nach Vischer-
Ineel fortgesetzt, wo gegen 7 Uhr morgens am 5.
245
geankert wurde, um richterliche Geschäfte mit den
Eingeborenen zu erledigen. Von einer Ausschiffung
auf der gegenüberliegenden Gardner-Jnsel nahm ich
Abstand, weil die Brandung an der in Betracht
kommenden Nordseite zu stark war und überdies
Leute von dort bei den Verhandlungen auf der
Vischer-Insel zugegen gewesen waren. Ich dampfte
gleich nach Leineru, wo nachmittags in Ermangelung
eines Ankerplatzes gestoppt wurde. Durch Verhand-
lungen wurde die Wiedereröffnung einer Handels-
station sichergestellt.
Am 6. lief ich die Insel St. John in der Haupt-
sache zur Bestimmung ihrer Lage an.
Am 7. Febrnar früh mit Tagesanbruch wurden
der Richter und die Polizeitruppe in Herbertshöhe
ausgeschifft und dann nach Matupi gedampft, um die
Vorbereitungen für die Reise nach Sydney zu treffen.
Am 15. wurde Matupi verlassen und nach kurzem
Aufenthalt auf der Rhede von Herbertshöhe für
wenige Stunden im Hafen von Mioko geankert, um
auch in Neu-Lauenburg die Flagge gezeigt zu haben.
Um 4 Uhr nachmittags wurde die Reise nach Sydney
angetreten.
Marshall-IUnseln.
wissenschaftliche Studien.
Der Marinestabsarzt à la suite Dr. Konradin
Kraemer aus Stuttgart — der Komponist des als
samoanische Nationalhymne geltenden Liedes — ist
am 26. November 1897 angekommen, um sich Rifs-
und Korallenstudien zu widmen. Am 12. Dezember
1897 hat er sich mit dem deutschen Schuner
„Neptun“" nach den Gilbert-Inseln begeben, um
dort seine Studien fortzusetzen. Er wird voraus-
sichtlich Anfang Februar nach Jaluit zurückkehren
und in den Marshall-Inseln weitere Untersuchungen
anstellen. Mit seinem bisherigen Erfolg ist er sehr
zufrieden.
– —
Schifsverkehr in den Marshall-Inseln.
Unter den 79 Schiffen, welche Jaluit im Jahre
1897 besucht haben, befand sich das deutsche Kriegs-
schiff#„Bussard“ mit einer und das amerikanische
Missionsschiff „Morning Star“ mit zwei Einkla-
rirungen.
Die Zahl der denutschen Kauffahrteischiffe betrug
neun mit 59 Einklarirungen und 4007 Register-
tonnen gegen elf mit 50 Einklarirungen und 4114
Registertonnen im Vorjahr.
Von diesen Schiffen haben einklarirt:
3 Schiffe je zweimal, 1 Schiff zehnmal,
1 Schiff dreimal, 1 Schiff zwölfmal,
1 Schiff viermal, 1 Schiff fünfzehnmal.
1 Schiff neunmal,