— 272 —
heben. Thatsächlich wird man danach annehmen
können, daß sechs Arbeiter ausreichen werden, um
die Hälfte jener Wassermenge, also 5 Liter in der
Sekunde, 300 Liter in der Minute oder 18 chm in
der Stunde, auf die angegebene Höhe zu befördern.
Temperaturverluste des Wassers werden bei der
Hebung nicht völlig zu vermeiden sein. Durch Iso-
lirung der Druckröhren und anhaltendes Durch-
pumpen von Wasser durch die Badeanlage vor der
jedesmaligen Benutzung werden sie sich aber auf ein
Mindestmaß bringen lassen. An der Zusammen-
setzung des Wassers kann durch eine mäßige Ver-
minderung der Temperatur übrigens nichts geändert
werden, da das Wasser weder den Schwefelwasser-
stoff noch eines der medizinisch wichtigen Salze bis
zur Sättigung gelöst enthält.
Zum Vergleiche hinsichtlich der Höhe der Tem-
peratur diene noch, daß die als heilkräftig geschätzten
Schwefelquellen von Heluan, die ich von hier) aus
besucht habe, eine mittlere Austrittstemperatur von
nur 31° C. besitzen.“7)
gez. Bornhardt, Bergassessor.
— — ÛDn7 —
Ramerun.
Expedition v. Carnap.
Ueber seine Reise nach der Ostgrenze des Schutz-
gebietes Kamerun berichtet Premierlieutenant v. Car-
nap nach seiner Rückkehr über den Kongo nach
Kamerun, wie folgt:
Den fortwährenden Bitten der durch den Häupt-
ling Ngila beunruhigten, diesseits des Sanaga woh-
*) Der Bericht ist während der Heimreise von Aegypten
aus erstattet.
*) Eine Analyse des Quellwassers von Heluan ist in
F. Engel: Die klimatischen Verhältnisse des Schwefel-
bades und Kurortes Heluan, Wien 1881, Sonderabdruck
aus der österreichischen Badezeitung, wie folgt, wieder-
gegeben:
Analyse von Professor Gastinal Bey, 1879 (zum
zweiten Male) an Ort und Stelle ausgeführt.
In 1 Liter Wasser sind enthalten:
2 Schwefelwasserstoff. . cem 47 89 0,0731
Kohlensäue 61 0,1200
Stickstofe é".10 00126
g 0,2057
Chlorcaleimm 00,1880
Chlormagnesinn 1,8105
Chlornatri 3292
Calciumcarbonat 0,8050
Calciumsullast 0,2100
ESilichn 00150
Organische Bestandtheile 000015
6,2300
Einem Gehalt an Schwefelwasserstoff von 4 cem in
Heluan steht nach derselben Quelle ein solcher von 42,6 cem
in Herkuleobad, von 27,2 in Aix-les-Bains, von 3,90 cem
in Aachen und von 2,56 cem in Baden bei Wien gegen-
über. Dem Gesammtgewichtsgehalt der Amboniquellen an
Schwefelwasserstoff von 7,92 + 4,66 = 12,58 mg im Liter
würde nach dem hier für Heluan mitgetheilten Verhältniß
von Gewichts= zu Volumengehalt ein solcher von 8,1 cem
entsprechen.
nenden, regierungsfreundlich gesinnten Stämme
nachgebend, verließ ich am 4. September 1897 die
Station Yaunde. Ich war nach bereits gemachten
Erfahrungen überzeugt, daß ein wachsames Auge
meinerseits Ngila von weiteren räuberischen Einfällen
abhalten würde.
Meine Anwesenheit war umsomehr angebracht,
als es die Zeit der Farmarbeit war, bei der die
Eingeborenen jede kriegerische Störung besonders
empfinden.
Am oberen Sanaga trafen von glaubwürdiger
Seite Nachrichten ein, die, anscheinend durch Ver-
schiebungen der nördlichen Völkerstämme veranlaßt,
mich bewogen, nach Norden weiter zu gehen, um
Zuverlässiges melden zu können.
Nach Feststellung des Sachverhaltes in Yoko
marschirte ich in südöstlicher Richtung, um nach
Maunde zurückzukehren. Ich wählte einen neuen
Weg, um einerseits unerforschtes Gebiet kennen zu
lernen, andererseits den größten Kolamarkt Wutschaba
zu besuchen. Es war mir ferner mitgetheilt worden,
daß im Südosten ein Fluß vorhanden sei, dessen
eventuelle Schiffbarkeit festzustellen für mich von
Interesse sein mußte.
Als mir in der Gegend Wutschabas, vier Tage
südlich von Yoko, der Unteroffizier Staadt mit
22 Soldaten, von Yaunde kommend, am 14. Oktober
die Verfügung des Herrn Gouverneurs überbrachte,
laut welcher ich versuchen sollte, „auf friedlichem
Wege die Verbindung mit den Handelsfaktoreien
in der Südostecke des deutschen Kamerungebietes
herzustellen“, hielt ich mich für verpflichtet und be-
rechtigt, sofort an die Lösung dieser Aufgabe heran-
zugehen. Wohl hatte ich die Absicht, eine direkte
Meldung von meinem Weitermarsch nach Yaunde zu
senden, doch stand ich nach reiflicher Ueberlegung
davon ab, da mir die von mir besuchten Volksstämme
die genügende Sicherheit für eine Patrouille nicht
zu geben vermochten.
Von-Yaunde an war die Reise eine ungemein
anstrengende, bis November täglich Regen, schlechte
Wege, Urwald, Sumpfs, besonders die letzten Wochen
durch das deutsche Südadamaua haben die Leute zu
Gerippen werden lassen, und zwar trotz der vorzüg-
lichsten Verpflegung. Die Schuld hieran trägt die
Kälte, die selbst uns Europäer veranlaßte, Feuer
während der ganzen Nacht und morgens bis 8 und
9 Uhr in unseren Hütten zu unterhalten. Ich hatte
immerhin aber noch einen günstigen Moment zur
Ausführung der Reise getroffen. Wäre ich später
marschirt, so wären die letzten Strecken, namentlich
in dem wasserreichen Adamaua, einfach unpassirbar
gewesen. Ich gestatte mir zu bemerken, daß ich nur
durch unerforschtes deutsches Gebiet marschirt bin,
um durch diese, endlich ins Werk gesetzte Reise einen
möglichst ergiebigen Nutzen für die Kolonie zu erzielen.
Daß mich das Geschick von Yoko nach Südost und
dann den Sanaga aufwärts bis dicht nach Ngaundere
geführt hat, lag in den hiesigen politischen Verhält-