Dhanis und Lothaire konnten mit den Arabern
und ihren Flinten fertig werden, aber jetzt haben sie
es mit Tausenden von Hinterladern zu thun. Die
Station der Belgier haben die Aufrührer nicht ver-
brannt, wohl aber geplündert und zerstört. Viel-
leicht haben sie vor, dahin zurückzukehren und sich
dort festzusetzen. Sie haben erklärt, nichts gegen
das deutsche Gebiet zu unternehmen; ihr Häuptling
hat sogar acht Elefantenzähne geschickt, um sie gegen
Stoff auszutauschen.
Sie werden es nur zu begreiflich finden, daß
Herr Ullmann und wir sofort den Führer der Sta-
tion von Udjidfi, Herrn Premierlientenant v. Grauert,
von dem Vorgefallenen in Kenntniß gesetzt hatten.
Volle Anerkennung und Bewunderung verdient dessen
thatkräftiges, schnelles Eingreifen, seine wackere Hülfe-
leistung uns gegenüber sowie sein wirksamer Schutz
der deutschen Grenze. Am Sonntag, den 28., waren
unsere Briese in Udjidji um 12 Uhr mittags ange-
kommen. Sogleich ward die Station alarmirt, die
Patronen wurden vertheilt, und am 29. in aller
Frühe brach die ganze Kompagnie auf. Heute
Morgen, am 7. Dezember, ist sie hier in Usumbura
angekommen. In nur acht Tagen haben die tapferen
Krieger den weiten Weg zurückgelegt, trotz des durch
den langen Regen aufgeweichten schlechten Bodens,
oder der unwegsamen Gebirge, die sich an manchen
Stellen am Tanganyika hinziehen. So haben wir
denn jetzt 100 Soldaten nebst mehreren Schnell-
feuerkononen. So können wir uns nun auch wieder
nachts ruhig zu Bette legen — dank der Thatkraft
dieser tapferen deutschen Offiziere.
Herr Lieutenant v. Grauert hat sich entschlossen,
so lange hier zu bleiben, bis Genaueres über die
Rebellen bekannt ist. Herr Sergeant Ullmann ist
krankheitshalber durch den Lieutenant Kramer er-
setzt worden. Usumbura ist also Offiziersstation ge-
worden und ihre Besatzung beläuft sich nunmehr
auf 25 Mann.
Unsere Gesundheit war bisher stets ausgezcichnet,
und unsere Mission zeitigt immer herrlichere Früchte.
Wir haben zur Zeit mit den Dienern 93 Kinder.
Wie der Church Missionary Intelligencer be-
richtet, sind der Rev. D. J. Rees nebst Gattin und
Fräulein S. R. Spriggs von der Church Missionary
Society auf der Station Mamboia und Rev. E. H.
Fincher auf der Station Kisokwe eingetroffen.
Beide Orte liegen in der Landschaft Usagara. (Vergl.
Kol. Bl. vom 1. März S. 115 f.)
—
Dem „Afrika-Boten“ zufolge ist F. Thuet von
der Gesellschaft der Weißen Väter in seiner Missions-
stotion zu Ururi am 29. November v. Is. am Fieber
derstorben.
Wie das „Evangelische Missionsmagazin“ be-
richtet, hat die Rheinische Mission im Ovambolande
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(Deutsch-Südwestafrika) die vier Evangelien und ein
Wörterbuch in die Landessprache (Oschikuanjama)
übersetzt und im Druck verbreitet. Jetzt soll die
biblische Geschichte an die Neihe kommen.
Aus fremden MKolonien.
Die Eingeborenen-Unruhen in Betschnanaland.
Von Seiten der englischen Regierung ist im März
dem Parlament eine Korrespondenz über die Einge-
borenen-Unruhen in Betschuanaland vorgelegt worden.
Die Unruhen selbst werden darin nur gelegentlich
gestreift, dagegen die durch die Unruhen erforderlich
gewordenen Maßnahmen aktenmäßig klargelegt.
Zum leichteren Verständniß mag kurz erwähnt
werden, daß in den letzten Tagen des Jahres 1896
in Betschuanaland im Anschluß an die Maßregeln
zur Unterdrückung der Rinderpest ein kleinerer Auf-
stand ausbrach, der sich bis zum August 1897 hinzog
und mit der Ergebung der in den sogenannten
Langbergen belagerten Eingeborenen — etwa 3800
— endigte.
Zur Bestrafung der Aufständischen wurde von
Seiten des Kapministeriums zunächst die Einziehung
der denselben durch die „Bechuanaland Annexation
Act“ von 1895 zugetheilten Landreserven als Kron-
land ins Auge gefaßt. Das Colonial Office erklärte
sich damit einverstanden, in der Annahme, daß die
Eingeborenen durch den Aufstand ihrer Rechte ver-
lustig gegangen seien, und daß die Einziehung den
heilsamsten Eindruck auf die übrigen Betschuanas
machen werde. Diese Einziehung wurde durch die
„Bechuanaland Native Reserves Bill 1897“ unter
namentlicher Aufführung der betreffenden Reserven
ausgesprochen.
Den weiteren Plänen des Kapministeriums, bei
dieser Gelegenheit auch die zerstreut liegenden klei-
neren Reserven der ruhig gebliebenen Eingeborenen
zur besseren Beaufsichtigung zusammenzulegen und
gleichzeitig den Häuptlingen die ihnen belassenen
Machtbefugnisse über ihre Stammesangehörigen zu
entziehen, trat das Colonial Office nicht bei, da
kein Grund vorliege, allgemein die den Eingeborenen
durch die Annexation Act zugebilligten Rechte aufzu-
heben oder zu kürzen.
Die weitere Frage war, was mit den nach Kuru-
man gebrachten 3800 Gefangenen — Männer, Frauen
und Kinder — zu geschehen habe. Den Führern
des Aufstandes und den sonst besonders Belasteten
wurde der Prozeß gemacht. Ein Theil, etwa die
Hälfte, Frauen, Kinder, alte Leute und einzelne jün-
gere Leute, welche sich nachweislich nicht aktiv am
Aufstand betheiligt hatten, wurden freigelassen, der
Rest, einschließlich der zugehörigen Frauen und Kinder,
gegen 1900, mußte sich zu fünfjähriger Zwangsarbeit
in den westlichen Theilen der Kapkolonie verpflichten.