Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

RKamerun. 
Bericht über die Erpedition des Unteroffiziers Staadt 
von Carnotville nach Vaunde. 
Ueber seinen Rückmarsch von Carnotville nach 
Maunde hat Unteroffizier Staadt einen Bericht er- 
stattet, dem wir Folgendes entnehmen: 
Am 10. Dezember 1897 marschirte ich von der 
französischen Station Carmotville ab. Da der Rück- 
weg ein möglichst direkter sein sollte, so schlug ich 
einen direkt nach Westen führenden Weg ein, um 
ungefähr bei Dandunku den Sanaga zu erreichen. 
Von Carnotville bis Bertua ist das Land (franzö- 
sisches Gebiet) fast nur Grasland, mit sehr viel 
kleinen Gewässern durchzogen und wenig bevölkert. 
Bei Bertua, einem Orte von etwa 1500 sehr schön 
gebauten runden Hütten, betritt man das Gebiet des 
bis zum Sanaga sich ausdehnenden Mackastammes. 
Da dieser große Stamm kein allgemein anerkanntes 
Oberhaupt hat, wird er von allen Seiten stets be- 
kämpft und dürfte wohl seinem Untergange entgegen- 
gehen. Als ich bei Mekunda, zwei Tage südlich 
Wutschaba, eintraf, sagten mir Boten des Häuptlings 
Loa, Wemke sei fünf Tage südlich mit dem Macka- 
stamm wieder in Krieg verwickelt. Die Sache hat 
solgenden Grund: Tibati hat Wemke den Befehl 
zugehen lassen, ihm umgehend 100 Sklaven zu 
schicen, welche Wemke auch sofort bei dem Macka- 
stamm geholt hat. Da Wenke schon wieder das 
rechte Ufer des Sanaga erreicht hatte, konnte ich 
diesen Menschenraub leider nicht mehr verhindern. 
Der Mackastamm soll Menschenfleisch allen anderen 
Speisen vorziehen, welcher Umstand auch einem meiner 
schwarzen Soldaten das Leben kostete. Am 11. Januar 
1898, auf dem Marsche von Ngollo nach einem 
Lagerplatz, blieb der Betreffende trotz wiederholter 
Ermahnung am Ende der Marschkolonne fast hundert 
Schritte zurück. Als gegen Mittag ein kleiner Wald 
passirt wurde, wurde der Soldat von Eingeborenen 
von rückwärts mit einem Speer erstochen. Als 
Zampa hierauf schoß, eilte ich zurück, verfolgte die 
Eingeborenen, wodurch es mir gelang, dieselbe zu 
vertreiben und wenigstens die Leiche zu retten. 
Zwei weitere Soldaten erhielten je einen Pfeil- 
schuß in die Oberlippe, doch waren es leichte Ver- 
wundungen. Der Gefallene wurde an demselben Tage 
im Lager beerdigt. Um auf meinem Weitermarsche 
nicht mehr gestört zu werden, marschirte ich zwei 
Tage nach Norden, bis zum Häuptling Mekunda, 
halb Wutte, halb Macka, unter Herrschaft der Wutte 
stehend, worauf der Marsch bis Yainde, welches 
ich am 27. Januar ohne jegliche Störung erreichte, 
fortgesetzt wurde. 
297 
  
Bericht über eine Reise des Bezirksamtmanns Boedber 
von KRio del Rey nach Bibundi. 
Der Bezirksamtmann Boeder berichtet über eine 
Reise über Land von Rio del Rey nach Bibundi, 
wie folgt: 
Da ich es für wünschenswerth hielt, wenn sich 
der Bezirksamtmann einmal auf dem festen Lande 
zeige, entschloß ich mich, nicht mit dem „Nachtigal“ 
nach Bibundi zu fahren, sondern zu versuchen, über 
Land diesen Platz zu erreichen. Nachdem es noth- 
dürftig gelungen war, die Lasten für diese nicht vor- 
hergesehene Reise herzustellen, fuhr ich am 22. März 
1898, mittags 12⅛ Uhr, in Begleitung des Stations- 
leiters Romberg mit günstigem Wasser nach Ndobe 
ab. Nachts 11⅛ Uhr erreichten wir Ekundu, den 
früheren Stapelplatz der schwedischen Faktorei, setzten 
um 3⅛ Uhr die Fahrt fort und kamen Mittwoch 
den 23., morgens 7 Uhr, in Ndobe an. Fast wäh- 
rend der ganzen Fahrt war der Kriek (Massakke- 
Kriek) von Mangroven eingesäumt, erst kurz vor 
Ndobe wurde die Vegetation üppiger; besonders die 
große Menge von Bambus fiel auf. Nach Romberg 
ist derselbe von Calabarhändlern angepflanzt, die 
früher unter dem dichten, Regen und Sonne abhal- 
tenden Bambusdach ihr Oel preßten. 
Von dem Kriek nach der Station, die neben der 
Faktorei der Deutsch-Westafrikanischen Handels- 
gesellschaft liegt, führt ein sehr sauber gehaltener 
breiter Weg. 
Um 1 Uhr 40 Minuten nachmittags setzten wir 
die Reise zu Fuß fort, kamen um 2 Uhr 20 Min. 
in Ndobe, 3 Uhr 40 Min. in Kumbe und nach- 
mittags 5 Uhr 40 Min. in Bongé an, die letzte 
Stunde von einem schweren Gewitter überrascht, das 
uns mit einem wolkenbruchartigen Regen beglückte. 
In der Faktorei der Deutsch-Westafrikanischen Han- 
delsgesellschaft fanden wir gastfreundliche Aufnahme. 
Da mir in Bongc die Schönheit der Düvenfälle 
gerühmt wurde, beschloß ich, einen Tag dazu zu 
verwenden, um diese zu sehen. 
Am 24. morgens 7 Uhr marschirten wir ab, 
passirten um 9 Uhr 20 Min. Bawo, erreichten auf 
allmählich ansteigendem Wege um 103¾/4 Uhr Ekumbe 
Ndene und waren nach einstündiger Wanderung um 
11/¾ Uhr an den Fällen. 
Der Arblick ist überwältigend schön. Das Wasser 
fällt von etwa 40 m Höhe senkrecht herunter in 
einem Halbkreis von etwa 250 bis 300 m. 
Um 1" Uhr traten wir den Rückmarsch über 
Bai Bakotta an, waren um 3 Uhr 20 Min. in der 
Barrofaktorei der Deutsch-Westafrikanischen Handels- 
gesellschaft, fuhren von dort per Kanu den Meme 
hinab und erreichten um 5 Uhr Bongé. 
Man hat hier Versuche mit Kakaopflanzungen 
gemacht. Die eine Pflanzung soll 15 000 Bäume 
enthalten; jedoch geht nach Aussage der Besitzer 
ungefähr der dritte Theil der ausgepflanzten Bäume 
im dritten bis fünften Jahre ein. Ursache soll der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.