Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Es wurde zunächst ein Pflanzgarten rechtwinkelig 
70 zu 50 m angelegt, dreimal bis 40 cm tief um- 
gegraben, einmal gehackt, zweimal geharkt und von 
Unkraut nach Möglichkeit gereinigt, ebenso eine größere 
Fläche für die Aussaat von Körnerfrüchten gerodet 
und pflugfertig gemacht. 
Von den ausgesäten Waldsämereien gingen bald 
Pieca ecl., Spartium scarp., Robina pseudo- 
acacia, Acacia lophanta vorzüglich auf, sowie 
sämmtliche Gartensämereien mit Ausnahme von Runkel- 
rüben, Senegalhirse, Salat und Herbstrüben, welcher 
Samen beim Transport augenscheinlich gelitten hatte. 
Weiterhin wurden ausgesät: Eucalyptus marginata 
und diversicolor, Dacrydium cupressum, Podo- 
carpus falcata, Dammara australis, Eucalyptus 
salmonophlois, E. amygdalina, Vitis vinifera 
var. Monte Procida, Moskatella di Siracusa, 
Moskatella bianca, Eucalyptus globulus, von 
welchen 1. Eucalyptus diversicolor und 2. E. 
amygdalina in erfreulichster Weise bereits gekommen 
sind; Acacia pycnantha, A. Melanoxylon. Vitis 
vinilera var. de Naplis en Melange, Cedrus 
libani. 
Von landwirthschaftlichen Sämereien wurden zur 
Aussaat gebracht: sämmliche Roggensorten, alle Klee- 
sorten, und zwar letztere in der Weise, daß, nachdem 
Roggen und Haser, welch letzterer ebenfalls zur 
Aussaat gebracht wurde, einen Vorsprung von zehn 
Tagen hatten, Klee unter diese Hauptsamen gestreut 
wurde. « 
DiebeidcmEintreffenderGerftesofoktansk 
geführte Saat steht ausgezeichnet; es hätte indessen 
eine größere Fläche mit derselben bestanden sein 
lönnen, wenn beim Säen nicht auf viele zerstörte 
Körner Rücksicht zu nehmen gewesen wäre. Die in 
sich gewundenen Blätter, welche nahezu „russisch grün" 
sind, zeugen von einer außerordentlichen Mächtigkeit 
des Bodens in günstiger Nährstoffvertheilung. Der 
Usambara-Hafer steht gut, der weiße Abruzzen-Haser 
ist nur zu etwa 20 pCt. gekommen. Die ausgesäten 
Erbsen berechtigen zu den schönsten Hoffnungen, denn 
sie haben außergewöhnlich kräftige Keimblätter ge- 
trieben. 
Raps (holländischer Sommerraps) gab in Nichts 
den vorgenannten Saaten nach, er ist aber allmählich 
gelb geworden und ist zur Zeit — der Grund ist 
noch unbekannt — vollständig vernichtet. 
Sodann sind kürzlich, abgesehen von verschiedenen 
anderen Obstsorten, Aprikosen-, Mandel= (bittere und 
süße) und Pfirsichkerne in die Erde gebracht worden. 
Bezüglich der Arbeiterfrage hat Hauptmann 
Prince die Heranziehung der Wahehe zur bezahlten 
Arbeit, welche bislang von Leuten anderer Stämme 
besorgt wurde, eingcleitet, und bleibt der Erfolg 
abzuwarten. 
werden konnten. 
  
Unalosen von Trinkwässern der Rüstenplätze 
in Deutsch-Ostafrika. 
Der frühere Apotheker beim Kaiserlichen Gou- 
vernement von Deutsch-Ostafrika Giemsa hat die 
nachstehenden Analysen von Trinkwässern der Küsten- 
plätze ausgearbeitet. -. 
Die Analysen sind nach den Direktiven des Kaiser- 
lichen Reichsgesundheitsamts angefertigt, soweit diesen 
in Anbetracht der dortigen Verhältnisse Rechnung 
getragen werden konnte. Die für die Analysen be- 
stimmten Proben sind sämmtlich von ihm selbst ent- 
nommen, so daß auch alle an den Entnahmestellen 
vorzunehmenden Untersuchungen daselbst ausgeführt 
Die bakteriologischen Prüfungen 
mußten vorläufig ausbleiben und werden erst vorge- 
nommen werden können, sobald das neue Gouverne= 
mentslazareth zu Dar-es-Saläm bezw. das darin 
vorgesehene bakteriologische Laboratorium im Betrieb 
sein wird. Während nun die chemischen Analysen 
erschöpfend bearbeitet wurden, scheiterte die Prüfung 
der örtlichen Verhältnisse meist an dem Mangel an 
Zeit, durchweg aber daran, daß man es bisher in 
der Kolonie beim Brunnenbau unterlassen hatte, 
irgend welche Aufzeichnungen über Tiefenverhältnisse, 
verschiedene Wasserstände bei Trocken= bezw. Regen- 
periode, über die Art der zu Tage geförderten Erd- 
schichten und viele andere zur Orientirung noth- 
wendige Punkte zu machen. Im Allgemeinen weist 
der Berichterstatter darauf hin, daß die meisten Privat- 
brunnen an den Küstenplätzen Ostafrikas an dem 
Uebelstande leiden, daß sie zum Schöpfen bestimmt 
und daher offen sind. Unter ihnen sind es die 
Brunnen der indischen Mineralwasserfabrikanten, 
welche ausnahmslos diese Unvollkommenheit aufweisen, 
in erster Linie aber in Betracht kommen, weil sie 
das Hauptgenußmittel der europäischen Bevölkerung, 
das Sodawasser, liefern. 
Diese Art von Brunnen liesert bei dem nicht 
allzugroßen Reinlichkeitssinn der Neger keinerlei Ga- 
rautie für dauernd trinkbares Wasser. In Saadani 
und Bagamoyo sind durch die zur Karawanenzeit zu 
Tausenden mit allerhand Schöpfinstrumenten über das 
Wasser herfallenden Träger die Brunnen sogar so 
verschmutzt, daß der Genuß des Wassers, selbst für 
Eingeborene, bedenklich erscheint. Hingegen sind die 
Pumpbrunnen, welche in letzter Zeit das Gouveme- 
ment in der Nähe der fiskalischen Häuser baut, in 
jeder Weise mustergültig zu nennen. Man hofft, 
daß sich auch die dortigen meist sehr wohlhabenden 
Mineralwasserfabrikanten dazu verstehen, gleiche 
Brunnen bauen zu lassen. 
Wie nothwendig in jedem Falle für das Wohl- 
befinden der gesammten Bevölkerung das Ausfindig= 
machen guter Trinkwässer, eine von Zeit zu Zeit 
vorzunehmende systematische Untersuchung derselben 
sowie eine häufige und scharfe Kontrole der dortigen 
Mineralwasserfabriken ist, hat die Erfahrung wieder- 
holt gelehrt.
	        
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