Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Der Feind zog sich dicht vor der verfolgenden 
Kompagnie weiter in nordwestlicher Richtung zurück. 
Von der Bedeckung der rückwärts befindlichen Pferde 
wurde dem Hauptmann Kaiser gemeldet, daß sich 
ein stärkerer Trupp Hottentotten hinter der Kom- 
pagnie befände. Daraufhin und weil Hauptmann 
Kaiser halbrechts rückwärts in der Stellung der 
Artillerie heftiges Feuergefecht hörte, zog er sich auf 
meinen linken Flügel heran. Ich ließ nunmehr beide 
Kompagnien die Verfolgung aufnehmen, es konnte 
aber nur die Kompagnie „Kaiser“ noch einmal auf 
800 m auf den zurückgehenden Feind, der bereits 
den Hang erreicht hatte, zum Schuß kommen. 
Der Zug der Feldbatterie, der inzwischen heran- 
gekommen war, beschoß gleichfalls noch den Rückzug 
des Feindes. Der letzte Schuß fiel um 2 Uhr nach- 
mittags. 
Eine sofortige weitere Verfolgung des Feindes 
war mit Rücksicht auf die Schwierigkeit des Ge- 
ländes, auf die Ermüdung von Mannschaften und 
Pferden und auf die Unmöglichkeit, die Geschütze in 
dem klippigen und durch den ewigen Regen ausge- 
weichten Boden vorzubringen, nicht ausführbar. 
Verluste: 
Todt: Lazarethgehülfe Lehnberg (Schuß durch den 
Kopf). 
Führer (Witbooi-Hottentott) Berndt 
Schwer D Pinner, 
verwundet: I Eingeb. Vormann Lazarus, 
Diener Hacku. 
Reit= und Zugthiere: 
1 Handpferd des Majors Mueller, 
1 Pferd der Kompagnie Kaiser 
2 Pferde und 
2 Esel der Feldbatterie 
Vom Feinde (in unsere Hände gefallen): 
2 Hottentotten 
1 Herero todt. 
todt. 
Der Gesammtverlust des Feindes ist bei der Un- 
übersichtlichkeit des Geländes nicht festzustellen. 
Am 27. Februar habe ich den Sattel X und 
das dahinter liegende Gelände durch die Kompagnie 
Kaiser erkunden lassen. Zur Beurtheilung des 
Geländes sei angeführt, daß die Kompagnie Kaiser 
zum Aufstieg nach dem Sattel, einer Entfernung 
von 2¼ km, drei Stunden brauchte. Es wurde 
festgestellt, daß der Feind in nordwestlicher Richtung 
geflüchtet war. Die Kompagnie stieß auf eine feind- 
liche Patrouille von etwa sieben Mann, von denen 
zwei erschossen wurden. Hierbei wurde der Sekond- 
lieutenant v. Zülow durch einen Geschoßsplitter 
leicht an der Stirn verwundet, konnte aber weiter 
Dienst thun. 
Am 28. Februar hatte Premierlieutenant Franke 
bei Gelegenheit einer Erkundung einen verwundeten 
Gefangenen eingebracht. 
Bei der am 1. März aufgenommenen Verfolgung 
des Gegners führte uns dieser einen Fußweg, der 
  
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über Gowarib auf Seßfontein gehen sollte und auf 
dem die Hottentotten nach seiner Angabe ihren 
Rückzug nach Seßfontein bewerkstelligen mußten. 
Eine Erkundung der von dem Gefangenen be- 
zeichneten Wasserstellen Gorab und Gam-Onia ergab, 
daß der Feind noch im Gebirge saß. Am 3. März 
ging ich bis an den Grootberg zurück und ver- 
einigte mich am 5. mit der inzwischen nachgezogenen 
Kolonne „von Estorff“ (4. Feldkompagnie, zwei 
Geschütze), welche den Proviant aus Kamaniab 
heranführte. 
Durch einen Boten mit Briefen an den Führer 
Samuel wurde nun der genauere Aufenthalt des 
Feindes im Gebirge festgestellt. 
Die Hottentotten baten jedoch jetzt um Frieden. 
Der bezügliche Brief des Samuel Swartbooi foldt 
in Uebersetzung weiter unten. Die Unterhandlungen, 
bei welchen der Missionar Riechmann aus Franz- 
fontein sehr gute Dienste leistete, führten dazu, daß 
Samuel und Joel Swartbooi am 17. März mit 
120 Kriegern im Lager erschienen und dort die 
Waffen niederlegten. 
Der ganze Stamm, 150 Männer und an 400 
Weiber und Kinder mit etwa 1000 Stück Vieh, 
wurde dann dem z. Zt. hier anwesenden stellver- 
tretenden Landeshauptmann, Herrn Regierungsrath 
v. Lindequist, übergeben und auf dessen Anord- 
nung nach Windhoek in die Gefangenschaft abge- 
führt. 
Der Feind (Hottentotten und Hereros) hat im 
Laufe des Feldzuges bis zum Gefecht am Grootberg 
16 Todte 
im Gefecht am Grootbetre 100 
in Summa 26 Todte 
verloren.“ 
Der erwähnte Brief des Samuel Swartbooi lautet: 
„Grootberg, 13. März 1898. 
An den Herrn Major Mueller der Kaiserlichen 
Schutztruppe, Hochwohlgeboren. 
Unterzeichneter sendet diesen Brief, und giebt 
Kenntniß damit, daß es unser Aller herzlicher Wunsch 
ist, Frieden zu machen und wir danken dem Herrn 
dafür, der Solches, was unmöglich zu sein schien 
für die Menschen, möglich machen kann, nach den 
Gebeten der vielen Christen hier im Gebirge. 
Und ich hoffe, daß dies wahrer Friede sein 
wird, den Gott in uns allen auf einmal hat zu 
Stande bringen wollen und ich bitte den Herrn, 
daß er wird mit uns vollbringen. 
Also bitte ich Ew. Hochwohlgeboren um wahren 
Frieden und sende als Beweis von demselben zwei 
Männer voraus mit Boab Davids, mit Namen 
Sem Swaartbooi und Paul Hendriks. Ich werde 
Montag Nachmittag von hier laufen (gehen) und 
Herr Riechmann kann (soll) Dienstag von dort 
aus gehen, daß wir vormittags bei der Pforte 
untereinander unterhandeln können. 
Mit Gruß von mir 
(gez.) Samuel Swartboy.“
	        
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