Der Feind zog sich dicht vor der verfolgenden
Kompagnie weiter in nordwestlicher Richtung zurück.
Von der Bedeckung der rückwärts befindlichen Pferde
wurde dem Hauptmann Kaiser gemeldet, daß sich
ein stärkerer Trupp Hottentotten hinter der Kom-
pagnie befände. Daraufhin und weil Hauptmann
Kaiser halbrechts rückwärts in der Stellung der
Artillerie heftiges Feuergefecht hörte, zog er sich auf
meinen linken Flügel heran. Ich ließ nunmehr beide
Kompagnien die Verfolgung aufnehmen, es konnte
aber nur die Kompagnie „Kaiser“ noch einmal auf
800 m auf den zurückgehenden Feind, der bereits
den Hang erreicht hatte, zum Schuß kommen.
Der Zug der Feldbatterie, der inzwischen heran-
gekommen war, beschoß gleichfalls noch den Rückzug
des Feindes. Der letzte Schuß fiel um 2 Uhr nach-
mittags.
Eine sofortige weitere Verfolgung des Feindes
war mit Rücksicht auf die Schwierigkeit des Ge-
ländes, auf die Ermüdung von Mannschaften und
Pferden und auf die Unmöglichkeit, die Geschütze in
dem klippigen und durch den ewigen Regen ausge-
weichten Boden vorzubringen, nicht ausführbar.
Verluste:
Todt: Lazarethgehülfe Lehnberg (Schuß durch den
Kopf).
Führer (Witbooi-Hottentott) Berndt
Schwer D Pinner,
verwundet: I Eingeb. Vormann Lazarus,
Diener Hacku.
Reit= und Zugthiere:
1 Handpferd des Majors Mueller,
1 Pferd der Kompagnie Kaiser
2 Pferde und
2 Esel der Feldbatterie
Vom Feinde (in unsere Hände gefallen):
2 Hottentotten
1 Herero todt.
todt.
Der Gesammtverlust des Feindes ist bei der Un-
übersichtlichkeit des Geländes nicht festzustellen.
Am 27. Februar habe ich den Sattel X und
das dahinter liegende Gelände durch die Kompagnie
Kaiser erkunden lassen. Zur Beurtheilung des
Geländes sei angeführt, daß die Kompagnie Kaiser
zum Aufstieg nach dem Sattel, einer Entfernung
von 2¼ km, drei Stunden brauchte. Es wurde
festgestellt, daß der Feind in nordwestlicher Richtung
geflüchtet war. Die Kompagnie stieß auf eine feind-
liche Patrouille von etwa sieben Mann, von denen
zwei erschossen wurden. Hierbei wurde der Sekond-
lieutenant v. Zülow durch einen Geschoßsplitter
leicht an der Stirn verwundet, konnte aber weiter
Dienst thun.
Am 28. Februar hatte Premierlieutenant Franke
bei Gelegenheit einer Erkundung einen verwundeten
Gefangenen eingebracht.
Bei der am 1. März aufgenommenen Verfolgung
des Gegners führte uns dieser einen Fußweg, der
424 —
über Gowarib auf Seßfontein gehen sollte und auf
dem die Hottentotten nach seiner Angabe ihren
Rückzug nach Seßfontein bewerkstelligen mußten.
Eine Erkundung der von dem Gefangenen be-
zeichneten Wasserstellen Gorab und Gam-Onia ergab,
daß der Feind noch im Gebirge saß. Am 3. März
ging ich bis an den Grootberg zurück und ver-
einigte mich am 5. mit der inzwischen nachgezogenen
Kolonne „von Estorff“ (4. Feldkompagnie, zwei
Geschütze), welche den Proviant aus Kamaniab
heranführte.
Durch einen Boten mit Briefen an den Führer
Samuel wurde nun der genauere Aufenthalt des
Feindes im Gebirge festgestellt.
Die Hottentotten baten jedoch jetzt um Frieden.
Der bezügliche Brief des Samuel Swartbooi foldt
in Uebersetzung weiter unten. Die Unterhandlungen,
bei welchen der Missionar Riechmann aus Franz-
fontein sehr gute Dienste leistete, führten dazu, daß
Samuel und Joel Swartbooi am 17. März mit
120 Kriegern im Lager erschienen und dort die
Waffen niederlegten.
Der ganze Stamm, 150 Männer und an 400
Weiber und Kinder mit etwa 1000 Stück Vieh,
wurde dann dem z. Zt. hier anwesenden stellver-
tretenden Landeshauptmann, Herrn Regierungsrath
v. Lindequist, übergeben und auf dessen Anord-
nung nach Windhoek in die Gefangenschaft abge-
führt.
Der Feind (Hottentotten und Hereros) hat im
Laufe des Feldzuges bis zum Gefecht am Grootberg
16 Todte
im Gefecht am Grootbetre 100
in Summa 26 Todte
verloren.“
Der erwähnte Brief des Samuel Swartbooi lautet:
„Grootberg, 13. März 1898.
An den Herrn Major Mueller der Kaiserlichen
Schutztruppe, Hochwohlgeboren.
Unterzeichneter sendet diesen Brief, und giebt
Kenntniß damit, daß es unser Aller herzlicher Wunsch
ist, Frieden zu machen und wir danken dem Herrn
dafür, der Solches, was unmöglich zu sein schien
für die Menschen, möglich machen kann, nach den
Gebeten der vielen Christen hier im Gebirge.
Und ich hoffe, daß dies wahrer Friede sein
wird, den Gott in uns allen auf einmal hat zu
Stande bringen wollen und ich bitte den Herrn,
daß er wird mit uns vollbringen.
Also bitte ich Ew. Hochwohlgeboren um wahren
Frieden und sende als Beweis von demselben zwei
Männer voraus mit Boab Davids, mit Namen
Sem Swaartbooi und Paul Hendriks. Ich werde
Montag Nachmittag von hier laufen (gehen) und
Herr Riechmann kann (soll) Dienstag von dort
aus gehen, daß wir vormittags bei der Pforte
untereinander unterhandeln können.
Mit Gruß von mir
(gez.) Samuel Swartboy.“