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Nachrichten aus den deulschen Schuhgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deulsch -· Bstafrika.
Ueber die politische CLage in Ahehe
berichtet Hauptmann Prince unter dem 31. Mai
d. Is. aus Iringa, wie folgt:
„Dem Gouvernement melde ich gehorsamst, daß
die 3. Kompagnie auf meinen Wunsch eine Abtheilung
nach Uhafiwa schickte. Vor deren Ankunft dort trafen
die Vertreter der Wasagira Uhafiwas zur Unter-
werfung in Iringa ein, und am 5. Mai stellten sich
mir 70 Leute von dort westlich Dabagas. Die
3. Kompagnie hat Weisung, einen Militärposten dahin
zu legen, um die geringfügige Bevölkerung zwischen
Muhanga und Kalinga zu konzentriren.
Nach Besichtigung Dabagas, wo ein Sohn Quawas,
der von seinem Vater seiner Zeit in Viransi zurück-
gelassen war, zu mir kam, traf ich am 22. d. Mts.
von der gemeldeten Reise wieder in Iringa ein.
Hier hatte sich nebst einer Reihe anderer Leute
Mwagada, der seiner Zeit in Likininda einen Askari
erschoß, gestellt. In Kalinga stellte sich Massalika,
der den Askari in Etappe I im Februar 1897 er-
mordet hatte, und wurde seitens der 3. Kompagnie
hierhergeschickt. In Mlangali haben sich sämmtliche
Ngoperinjis (direkte Vettern Qnawas) sowie Kiwanga
(Quawas Halbbruder) nebst anderen Aufständischen
gestellt. Da sich die Genannten freiwillig gestellt
haben, so habe ich von einer Bestrafung abgesehen,
werde sie aber der Sicherheit halber bei Gelegenheit
zur Küste schicken. Ich habe in Erfahrung gebracht,
daß Kola-Kola unweit Dwanghire bei Wasungwas
wohnt, die sich in Dwanghire gestellt haben. Askaris
und Wahehe sind heimlich von Iringa ausgeschickt,
die Gefangennahme zu bewerkstelligen. Mniewara ist
mit zwei Männern in der Gegend von Rungemba
gesehen und der Posten dort auf ihn scharf gemacht
worden. Muia-Ubena ist mit zwei Männern bei
Madiboro gesehen worden; doch läßt sich noch nichts
Bestimmtes thun. Jumba-Jumba wird verschiedentlich
erwähnt, aber sein Versteck ist nicht bekannt. Kolin-
dula, Quawas Halbbruder, Chotamalangalis, letzter
Sohn Magnirua treiben sich bei Ngeraiigi herum.
Wahehe von hier sind zu ihrer Gefangennahme aus-
geschickt. Farakita soll bei Uhafiwa versteckt sein;
Wahehe werden von hier zur Erkundung abgeschickt.
Gegenüber der Thatsache, daß über alle restirenden
nennenswerthen Aufständischen Nachrichten vorhanden
sind, dagegen gar nichts über Ouawa, ist die
vielfach herrschende Annahme seines Todes viellcicht
nicht ohne Begründung, zumal seine eigenen Kinder
und Verwandten sich innerhalb kurzer Zeit aus allen
möglichen, weit auseinanderliegenden Punkten gestellt
haben.
Die 3. Kompagnie hat jetzt Hauptsitz in Kalinga
mit einem Unteroffizierposten in Rungemba und bei
Mlogolo, wo Sultan Kiwanga seine Wassagira ein-
gesetzt und die Bevölkerung größtentheils konzentrirt
hat. Die 3. Kompagnie hat einen erfolgreichen
größeren Zug in Westusungwe gemacht.
Am 1. Mai, nach Eintreffen der Ablösung für
Feldwebel Langenkemper der 3. Kompagnie, geht
Lieutenant v. der Marwitz mit 30 hiesigen Askaris
zur Uebernahme Mlangalis ab, mit Auftrag zur
vorschriftsmäßigen Uebernahme und zur ausführlichen
Berichterstattung. Damit ist der erste Schritt zur
einheitlichen Bezirksverwaltung gethan.“
Magnetisches Observatorium in Dar#es-Salam.
Bei dem Gouvernement in Dar-es-Saläm ist ein
magnetisches Observatorium eingerichtet worden, auf
welchem von dem Meteorologen Dr. Maurer magne-
tische Beobachtungen angestellt werden. Auch sollen
derartige Beobachtungen an anderen Punkten der
ostasrikanischen Küste ausgeführt werden.
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Ramerun.
Ueber eine Reise nach dem Sanaga und der Station Edea
berichtet der Leiter des Botanischen Gartens zu
Victoria, Dr. Preuß, unter dem 19. Mai d. IJs.
Folgendes:
Um meine geringe Kenntniß des südlichen Theiles
unseres Schutzgebietes zu erweitern, mir ein all-
gemeines Bild von der Flora und Fauna des
Sanaga-Gebietes zu verschaffen und besonders um
die dortigen Bodenverhältnisse und die Anbaufähig-
keit des Landes kennen zu lernen, unternahm ich am
3. April von Viktoria aus eine Reisc nach der Station
Edea. Der Gouvernementsdampfer „Nachtigal“
brachte mich an demselben Tage nach Kamerun, von
wo aus ich die Reise am nächsten Morgen vermittelst
eines Petroleummotors fortsetzte.
Die Fahrt ging den Kamerunfluß hinab und
dann durch den Quaqua. Die Wasserverhältnisse im
OQuagqua sind schwierig, und es bedarf eines kundigen
Lootsen selbst für flachgehende Fahrzeuge, zumal in
der Trockenzeit. Wir hatten jedoch die günstigste
Zeit gewählt, indem wir mit dem letzten Thell der
Ebbe den Kamerunfluß hinabgefahren waren und
dann während der ganzen Fahrt durch den Quaqua
Fluth hatten. So dauerte die Fahrt von Kamerun
bis zum Sanaga nur sechs Stunden. Sie bietet im
Anfange in der ausgedehnten Mangroveregion wenig
Interessantes. Von fern sieht man auf den Sand-
bänken zahlreiche Pelikane stehen, ab und zu fliegt
ein Reiher oder eine kleine Anzahl von Graupapageien
vorüber.