Nachdem man jedoch die Uebergangsregion der
wilden Dattelpalme (Phoenix spinosa), der Bambu-
palme (Raphia vinifera), des Kandelaber-Panda-
mnus (Pandanus Candelabrum) und eines riesigen
Farnkrautes (Chrysodium aureum) durchquert hat,
werden die etwas höheren Ufer interessanter. Sie
sind meist von den eingeborenen Duallas bebaut mit
Pisang (Musa paradisiaca), Makabo (Aanthosoma
violaceum), Kassada (Manihot utilissima), Yams,
und zwar wahrscheinlich Dioscorea dumetorum,
jedenfalls nicht die in Ostafrika meist kultivirte
D. alata, ferner mit Mais, Erdnüssen (Arachis
hypogaes und Voandzeia subterranea), der
weniger geschätzten Art von Makabo (Colocasia
antiquorum), der süßen Banane (Musa sapientium)
und verschiedenen Bohnenarten. Die Hütten sind
oft beschattet von riesigen Mangobäumen. Die
Kokos= und Oelpalme sind häufig.
Das Gebiet des Quaqua ist verhältnißmäßig
fruchtbar. Es wird in der Regenzeit weithin über-
schwemmt. Sobald das Wasser zurückgetreten ist,
werden mit Vorliebe an solchen Stellen, wo sich der
fruchtbare Schwemmboden abgelagert hat, die Kul-
turen angelegt. Für Mais, Bohnen und Erdnüsse
genügt die Trockenzeit vollkommen zur Ernte. Für
Makabo und Yams aber ist sie oft zu kurz, denn
diese brauchen etwa acht Monate zu einer guten
Entwickelung. Sobald das Hochwasser kommt, müssen
die Knollen in aller Eile geerntet werden, da sie
unter Wasser gesetzt, schnell faulen. Sie werden
daher auch selten oder nie so groß wie diejenigen,
welche auf höher gelegenem Boden wachsen. Auch
sollen sie nicht so wohlschmeckend sein.
Gegen das Südende des Quagqua tritt zum ersten
Male eine mir im nördlichen Theile des Kamerun=
gebietes bisher nicht vorgekommene Art von Raphia-
palme auf, welche im Habitus an die R. taedigera
erinnert. Ein eigenthümliches loses Geflecht umhüllt
den Stamm, welcher ziemlich schlank ist und oben
eine Krone trägt von Blättern, die weit kleiner sind
als diejenigen der R. vinifera.
Diese Palme ist am Ausgange des Quaqua bei
dem Dorfe Ndogotunda sehr häufig und liefert hier
den Palmwein, welcher anderswo aus Elacis
guineensis und Raphia vinifera gewonnen wird.
Das Anzapfen geschieht ebenso wie bei der Oelpalme
an der Stelle, von welcher ein Blüthenschaft sich
entwickeln will. Da alle Bäume durch das Anzapfen
leiden, so fiel es mir schwer, Früchte zu erhalten.
Jedoch fand ich später bei Edea einige, welche im
Botanischen Garten in Viktoria ausgesäet wurden.
Diese Raphia ist am ganzen Sanaga von Ma-
limba bis Edea verbreitet. Erst ganz im unteren
Laufe des Flusses, wo das Wasser brackisch wird,
verschwindet sie, und die weit stattlichere Rapbia.
vivifera tritt wieder in großer Menge auf.
An der Einmündung des Quaqua in den Sanaga,
welche in der Trockenheit wegen vorgelagerter Sand-
bänke nur für Kanus und kleine Boote passirbar ist,
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hielt der Motor. Ich erfuhr, daß der Dampfer
„Soden“, welcher mich dort erwarten sollte, noch
nicht da war, und begab mich durch das Dorf
Ndogotunda hindurch nach der von Herrn Missionar
Scholten geleiteten Baseler Missionsstation Lobethal.
Unterwegs fielen mir an allen Hütten gewaltige
Haufen von etwa handtellergroßen, glatten, hell-
braunen mit dunkler radialer Streifung versehenen,
flachen Muschelschalen auf, mit welchen der Boden
stellenweise wie gepflastert war. Diese Muscheln
werden im Quaqua und im Sanaga gesammelt. Die
Thiere werden, nachdem die Schalen vermittelst eines
Messers geöffnet sind, herausgenommen, auf Schnüre
gezogen, geräuchert und spielen dann auf dem Markte
als ein von den Bewohnern des oberen Sanaga
sehr begehrtes Nahrungsmittel eine große Rolle.
Das Verbreitungsgebiet dieser Muschel ist der
Sanaga von Malimba bis zur Einmündung des
Quaqua. Oberhalb Lobethal kommen sie nur noch
sehr vereinzelt vor.
Sie bedürfen offenbar eines wenn auch nur sehr
geringen Salzgehalts im Wasser. Dieses Brackwasser
dringt jedenfalls durch den Quaqua ein, denn das
Wasser des Sanaga fließt bei Lobethal selbst zur
Zeit des niedrigsten Wasserstandes stets dem Meere
zu. Zur Zeit der Fluth staut es sich zwar, so daß
der Wasserspiegel bei Fluth bis 30 cm höher liegt
als bei Ebbe. In der Regenzeit soll dieser Unter-
schied nicht bemerkbar sein. Dann ist die Wasser-
menge des Sanaga so bedeutend, daß selbst bei der
Einmündung des Flusses in die See wohl die
Stärke aber nicht die Richtung der Strömung durch
die Fluth geändert wird.
Einige Exemplare der erwähnten Muschel nahm
ich behufs Bestimmung mit mir.
Die Berge von Muschelschalen, die man überall
in den Dörfern, besonders in Malimba aufgehäuft
sieht, legen den Gedanken nahe, hieraus Kalk zu
brennen. Auf meine diesbezügliche Frage theilte
Herr Lütge, Vertreter von Woermann in Ma-
limba, mir mit, man hätte es einmal versuchen
wollen, jedoch hätten dann die Eingeborenen plötzlich
für die Schalen, die ihnen sonst sehr lästig sind,
einen so hohen Preis gefordert, daß man den Ver-
such hätte ausgeben müssen. Ich glaube indessen
sicher, daß dieser Sache später noch einmal näher-
getreten werden wird.
Auf der Missionsstation in Lobethal erfuhr ich,
daß der Dampfer „Soden“, mit welchem ich die
Reise nach Edea machen sollte, an demselben Tage
den Sanaga stromab nach Malimba gefahren sei.
Ich nahm daher das freundliche Anerbieten des
Herrn Scholten, in Lobethal bis zum nächsten Tage
zu bleiben, mit größtem Danke an. Lobethal ist
hübsch gelegen am hohen Ufer des Sanaga, dicht
unterhalb der Quaquamündung. Die Station macht
mit ihren gut und sauber gehaltenen praktischen
Gebäuden und der sich daran anschließenden Kakao-
und Kaffeepflanzung einen sehr guten Eindruck. Das