Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Nachdem man jedoch die Uebergangsregion der 
wilden Dattelpalme (Phoenix spinosa), der Bambu- 
palme (Raphia vinifera), des Kandelaber-Panda- 
mnus (Pandanus Candelabrum) und eines riesigen 
Farnkrautes (Chrysodium aureum) durchquert hat, 
werden die etwas höheren Ufer interessanter. Sie 
sind meist von den eingeborenen Duallas bebaut mit 
Pisang (Musa paradisiaca), Makabo (Aanthosoma 
violaceum), Kassada (Manihot utilissima), Yams, 
und zwar wahrscheinlich Dioscorea dumetorum, 
jedenfalls nicht die in Ostafrika meist kultivirte 
D. alata, ferner mit Mais, Erdnüssen (Arachis 
hypogaes und Voandzeia subterranea), der 
weniger geschätzten Art von Makabo (Colocasia 
antiquorum), der süßen Banane (Musa sapientium) 
und verschiedenen Bohnenarten. Die Hütten sind 
oft beschattet von riesigen Mangobäumen. Die 
Kokos= und Oelpalme sind häufig. 
Das Gebiet des Quaqua ist verhältnißmäßig 
fruchtbar. Es wird in der Regenzeit weithin über- 
schwemmt. Sobald das Wasser zurückgetreten ist, 
werden mit Vorliebe an solchen Stellen, wo sich der 
fruchtbare Schwemmboden abgelagert hat, die Kul- 
turen angelegt. Für Mais, Bohnen und Erdnüsse 
genügt die Trockenzeit vollkommen zur Ernte. Für 
Makabo und Yams aber ist sie oft zu kurz, denn 
diese brauchen etwa acht Monate zu einer guten 
Entwickelung. Sobald das Hochwasser kommt, müssen 
die Knollen in aller Eile geerntet werden, da sie 
unter Wasser gesetzt, schnell faulen. Sie werden 
daher auch selten oder nie so groß wie diejenigen, 
welche auf höher gelegenem Boden wachsen. Auch 
sollen sie nicht so wohlschmeckend sein. 
Gegen das Südende des Quagqua tritt zum ersten 
Male eine mir im nördlichen Theile des Kamerun= 
gebietes bisher nicht vorgekommene Art von Raphia- 
palme auf, welche im Habitus an die R. taedigera 
erinnert. Ein eigenthümliches loses Geflecht umhüllt 
den Stamm, welcher ziemlich schlank ist und oben 
eine Krone trägt von Blättern, die weit kleiner sind 
als diejenigen der R. vinifera. 
Diese Palme ist am Ausgange des Quaqua bei 
dem Dorfe Ndogotunda sehr häufig und liefert hier 
den Palmwein, welcher anderswo aus Elacis 
guineensis und Raphia vinifera gewonnen wird. 
Das Anzapfen geschieht ebenso wie bei der Oelpalme 
an der Stelle, von welcher ein Blüthenschaft sich 
entwickeln will. Da alle Bäume durch das Anzapfen 
leiden, so fiel es mir schwer, Früchte zu erhalten. 
Jedoch fand ich später bei Edea einige, welche im 
Botanischen Garten in Viktoria ausgesäet wurden. 
Diese Raphia ist am ganzen Sanaga von Ma- 
limba bis Edea verbreitet. Erst ganz im unteren 
Laufe des Flusses, wo das Wasser brackisch wird, 
verschwindet sie, und die weit stattlichere Rapbia. 
vivifera tritt wieder in großer Menge auf. 
An der Einmündung des Quaqua in den Sanaga, 
welche in der Trockenheit wegen vorgelagerter Sand- 
bänke nur für Kanus und kleine Boote passirbar ist, 
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hielt der Motor. Ich erfuhr, daß der Dampfer 
„Soden“, welcher mich dort erwarten sollte, noch 
nicht da war, und begab mich durch das Dorf 
Ndogotunda hindurch nach der von Herrn Missionar 
Scholten geleiteten Baseler Missionsstation Lobethal. 
Unterwegs fielen mir an allen Hütten gewaltige 
Haufen von etwa handtellergroßen, glatten, hell- 
braunen mit dunkler radialer Streifung versehenen, 
flachen Muschelschalen auf, mit welchen der Boden 
stellenweise wie gepflastert war. Diese Muscheln 
werden im Quaqua und im Sanaga gesammelt. Die 
Thiere werden, nachdem die Schalen vermittelst eines 
Messers geöffnet sind, herausgenommen, auf Schnüre 
gezogen, geräuchert und spielen dann auf dem Markte 
als ein von den Bewohnern des oberen Sanaga 
sehr begehrtes Nahrungsmittel eine große Rolle. 
Das Verbreitungsgebiet dieser Muschel ist der 
Sanaga von Malimba bis zur Einmündung des 
Quaqua. Oberhalb Lobethal kommen sie nur noch 
sehr vereinzelt vor. 
Sie bedürfen offenbar eines wenn auch nur sehr 
geringen Salzgehalts im Wasser. Dieses Brackwasser 
dringt jedenfalls durch den Quaqua ein, denn das 
Wasser des Sanaga fließt bei Lobethal selbst zur 
Zeit des niedrigsten Wasserstandes stets dem Meere 
zu. Zur Zeit der Fluth staut es sich zwar, so daß 
der Wasserspiegel bei Fluth bis 30 cm höher liegt 
als bei Ebbe. In der Regenzeit soll dieser Unter- 
schied nicht bemerkbar sein. Dann ist die Wasser- 
menge des Sanaga so bedeutend, daß selbst bei der 
Einmündung des Flusses in die See wohl die 
Stärke aber nicht die Richtung der Strömung durch 
die Fluth geändert wird. 
Einige Exemplare der erwähnten Muschel nahm 
ich behufs Bestimmung mit mir. 
Die Berge von Muschelschalen, die man überall 
in den Dörfern, besonders in Malimba aufgehäuft 
sieht, legen den Gedanken nahe, hieraus Kalk zu 
brennen. Auf meine diesbezügliche Frage theilte 
Herr Lütge, Vertreter von Woermann in Ma- 
limba, mir mit, man hätte es einmal versuchen 
wollen, jedoch hätten dann die Eingeborenen plötzlich 
für die Schalen, die ihnen sonst sehr lästig sind, 
einen so hohen Preis gefordert, daß man den Ver- 
such hätte ausgeben müssen. Ich glaube indessen 
sicher, daß dieser Sache später noch einmal näher- 
getreten werden wird. 
Auf der Missionsstation in Lobethal erfuhr ich, 
daß der Dampfer „Soden“, mit welchem ich die 
Reise nach Edea machen sollte, an demselben Tage 
den Sanaga stromab nach Malimba gefahren sei. 
Ich nahm daher das freundliche Anerbieten des 
Herrn Scholten, in Lobethal bis zum nächsten Tage 
zu bleiben, mit größtem Danke an. Lobethal ist 
hübsch gelegen am hohen Ufer des Sanaga, dicht 
unterhalb der Quaquamündung. Die Station macht 
mit ihren gut und sauber gehaltenen praktischen 
Gebäuden und der sich daran anschließenden Kakao- 
und Kaffeepflanzung einen sehr guten Eindruck. Das
	        
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