Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Guiné. 
Portugiesisch Guiné ist diejenige überseeische 
Provinz, die wirthschaftlich am weitesten zurück und 
finanziell in der schwierigsten Lage ist. Es wird 
nicht leicht sein, den Grund dieses wenig schmeichel- 
haften Zustandes zu erklären, wenn man nur die 
geographischen und geologischen Verhältnisse Guinés 
betrachtet und nicht nach den verschiedenen Ursachen 
sucht, die dem Mutterlande so schwere Opfer auferlegt 
haben und noch auferlegen. 
Der Pflanzenwuchs ist reich und üppig, die Be- 
wässerung durch ein wahres Netz von Flüssen hervor- 
ragend gut, der Boden für die mannigfaltigsten 
Tropenerzeugnisse geeignet, die Bevölkerung der Arbeit 
im Allgemeinen nicht abhold; so könnte Guinéê in 
gedeihlicher Entwickelung sein, und die aufgewandten 
Kapitalien und die zur Ausbeute verwandte Mühe 
könnte sich lohnen. 
Aber der Hauptnachtheil ist das ungesunde 
Klima, da der Wasserreichthum stellenweis Sümpfe 
entstehen läßt. Ein fernerer Nachtheil ist die Ver- 
schiedenheit der Bewohner, die fortgesetzt in Streit 
miteinander leben. Durch das mit mehr oder 
weniger Recht als nöthig erachtete Eingreifen der 
Regierung entstehen Ausgaben, denen als Entschädi- 
gung keinerlei Verbesserung der dortigen Verhältnisse 
gegenübersteht. « 
Abgesehen aber von diesen Ursachen, die die 
Kolonisation und Civilisation Guinés erschweren, 
besteht unter den Kennern der Gegend keine Mei- 
nungsverschiedenheit über die Ausbeutefähigkeit der 
Provinz besonders als Handelsniederlassung. 
Zwischen Französisch-Senegambien gelegen, umfaßt 
Guiné, nach dem portugiesisch-französischen Abkommen 
vom 12. Mai 1866, eine Oberfläche von etwa 
11 384 qkm. Zwar bedeutend kleiner als unser 
dortiger Besitz in früherer Zeit, ist es doch noch 
ausgedehnt genug, um dem privaten Unternehmungs- 
geist Gelegenheit zur Hebung der dortigen Reich- 
thümer zu geben. 
Es war nöthig, diese Betrachtungen vorauszu- 
schiken, um denen entgegenzutreten, die jeden erneuten 
Versuch zur Entwickelung Guinés verdammen. 
Freilich sind die Zahlen des Haushalts für Guins 
1897/98 nicht ermuthigend. 
Die Einnahme war 70 880,000 Doll., 
Ausgabe 176 105,359 
mithin der Fehlbetrag 105 225,359= 
— 315 '000 Mk. 
nn Die Einnahme besteht fast ausschließlich in in- 
irekten Abgaben, nämlich 45 400,000 Doll. Diese 
siiin bilden hier mehr als in anderen Be- 
cathen die Grundlage? der Schätzung der wirth- 
nur nicen Lage, denn wir üben dort eine sozusagen 
wichn elbare Thätigkeit aus, haben einige militärisch 
roner Punkte besetzt; Europäer können sich, als 
cn den, domt schwer niederlassen und beschränken 
3 4run Güteraustausch, daher entstehen unsere 
nnahmen eben aus dem Handel. 
  
  
473 
  
Dieser war 1897: 
  
Einfuhr. Ausfuhr. 
Dollar Dollar 
Bolama 186 065,741 31 672,789 
Bissau. 192 973,680 113 011,319 
Cacheu. 4 064,300 1 121,839 
333 103,721 145 805,947 
etwa 999 000 Mk. 338 000 Mk. 
Aus der Vergleichung dieser Zahlen mit denen 
von 1871/72 zeigt sich keine Zunahme der Handels- 
bewegung, denn Ein= und Ausfuhr in Bolama be- 
trugen damals zusammen 410 600,344 Doll., und 
die Zollabgaben in Bissau, Bolama und Cacheu 
41 108,508 Doll. 
Durch den Zolltarif vom 16. April 1892 wurde 
in Guiné Einfuhrfreiheit bewilligt, um das Ablenken 
des Handels auf andere Wege zu vermeiden und 
den Ortshandel zu beleben. Das war schon früher, 
aber nicht nachhaltig genug versucht worden. That- 
sächlich hob sich der Handel etwas, wie aus dem 
  
folgenden Vergleich zwischen 1891 und 1893 
hervorgeht. 
Einfuhr. Ausfuhr. 
Dollar Dollar 
1891: Bolama 165 163,998 142 700,355 
Bissau 71 619,861 48 950,503 
Cacheur 30 339,755 21 301.875 
267 123,614 212 952,733 
Einfuhr. Ausfuhr. 
Dollar Dollar 
1893: (schon unter dem 
neuen Zolltarif) 
Bolama 216 468,120 125 369,289 
Bissau 243 535,980 118 475,297 
Cacheu 26 787,001 9534,765 
  
486 591,701 253 379,351 
Diese Steigerung hat aber nicht angehalten, und 
die Handelsbewegung war 1897 sogar geringer. 
Dieser Hinweis soll nicht die Abschaffung des 
Tarifs von 1892 bezwecken, erschien nur nöthig, um 
auf die Opfer aufmerksam zu machen, die diese Pro- 
vinz dem Mutterlande beständig auferlegt. 
Die Hauptausfuhrartikel Guinés waren 1895 
folgende: 
Im Zellamte von: 
Bolama. Bissau. Cacheu. 
Dollar Dollar Dollar 
(mit einer Ge- 
sammtausfuhr 
von) 83 435.258 154 055,680 1217.,749 
— 249000 Mk.— 462000 Mk.— 3651Mk. 
Palmkerne 44 148,025 28 479,440 350,000 
Mancarra 16 175,700 — — 
Kautschuk 7 912,630 81 658,190 717,000 
Wachs 9 002,440 31 141,200 — 
Leder. 1273,200 83381,960 —- 
Oel....1010,000 — —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.