Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

in das Hinterland von Bane begeben wollten. An 
demselben Tage kam auch die Nachricht von dem 
Anmarsche des Lieutenants v. Glisczinski. Der- 
selbe traf am 31. mittags ein. 
Während des Aufenthalts in Tunga war es mir 
vergönnt, zum ersten Male mehrere Leute des bisher 
nur dem Namen nach bekannten Zwergvolkes der 
Bakellis zu sehen. Die Bakellis bewohnen den west- 
lichen Urwaldgürtel und kommen hauptsächlich im 
Ngumba-, Bakoko= und Buligebiet vor. Nach wieder- 
holter Aufforderung brachte mir Tunga einen Häupt- 
ling und sieben Männer dieses Volkes. Ich habe 
die Körpergröße dieser acht Leute gemessen, die von 
1,45 bis 1,60 m varürt. Die Bakellis haben sich 
augenscheinlich schon vielfach mit anderen Stämmen 
gemischt, nur bei den kleinsten Männern war die 
hellere, beinahe gelbe Hautfarbe und die eckigen, 
starkknochigen Gesichter zu bemerken. Schon während 
meines Aufenthaltes in Matemape war von einer 
Patrouille ein Bakelliweib und ein Knabe ergriffen 
worden. Nur der Knabe schien von reiner Rasse zu 
sein. Beide entwichen, absichtlich nicht streng bewacht. 
Späterhin kaufte ich in Lolodorf von einem Ngumba= 
häuptling ein ausgewachsenes Bakellimädchen frei, 
dasselbe ist 1,24 m groß; ich habe es behufs 
Messungen und Abbildung nach Kamerun gebracht. 
Die Bakellis sollen fleißige Gummisammler und 
Jäger sein, trotzdem werden sie von den anderen 
Stämmen verachtet und werden kaum als Menschen 
angesehen. Die oben erwähnte Bakelligesandtschaft 
entließ ich beschenkt, nachdem ich ihnen gesagt, daß 
sie ihre bisherige Scheu vor Weißen ablegen sollten. 
Außer diesen Leuten kamen noch Gesandte von den 
Winnjoks, einem Yaundestamm, welcher nördlich von 
Tunga zwischen Gumbas und Bakokos wohnt. 
Am 23. März erfolgte der Abmarsch von Tunga- 
dorf auf einem von Tunga auf meine Veranlassung 
neu angelegten Wege. Diese Straße geht nördlich 
des alten Regierungsweges über Ngobaiang und 
bietet den Vortheil, daß keine jähe Steigungen vor- 
kommen. Am 24. März wurde die Station Lolo- 
dorf erreicht. 
Während der Abwesenheit der Expedition hatte 
der Bulistamm der Jewols, der zwischen Lolodorf 
und der Missionsstation Eboloa wohnt, seine Unter- 
werfung angezeigt und hatte den Weg nach Eboloa 
aus eigenem Antriebe beinahe fertig gereinigt. Die 
Bane und Kame-Yaundes hatten dagegen die ihnen 
vom Premierlieutenant Freiherrn v. Stein auferlegten 
Bedingungen, namentlich in Bezug auf den Zeitpunkt, 
nicht innegehalten, hatten aber melden lassen, daß sie 
bei Wiedereintreffen der Expedition in Lolodorf sofort 
zahlen würden. Nach unserer Ankunft wurde daher 
eine Patrouille unter Führung eines zuverlässigen 
farbigen Unteroffiziers über Genoa nach Bane ge- 
sandt, um die Eingeborenen zur Erfüllung ihrer 
Verpflichtungen anzuhalten. 
Nach Eboloa ging gleichzeitig ein Schreiben an 
die dortige Mission ab mit der Aufrage, ob die 
  
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Mission irgendwie bedroht sei und ein Eingreifen 
seitens der Truppe zum Schutz derselben nöthig werde. 
Am 27. März traf der Büchsenmacher Zimmer-= 
mann und der Unteroffizier Staadt, von Yaunde 
kommend, ein mit der Meldung des Premierlieute= 
nants Dominik, betreffs Uebernahme der Yaunde- 
station. Während des Aufenthalts in Lolodorf kamen 
beinahe täglich Häuptlinge aus der weiteren Um- 
gebung, die ihre Unterwerfung anzeigten und Geschenke 
brachten. So erschienen zum ersten Male auf der 
Station Häuptlinge aus den Landschaften Mapoa, 
Quambo und Ngobaiang. Ferner erschienen die 
Genoahäuptlinge, um ihre Friedfertigkeit zu versichern, 
und viele Häuptlinge der Buli-Jewols. 
Am 2. April kam Antwort der Mission Eboloa, 
aus der hervorging, daß ein Einschreiten der Truppe 
zur Zeit nicht erforderlich sei. Am 6. April kam die 
nach Bane entsandte Patrouille zurück, begleitet von 
etwa 150 Banes und Kama-Yaundes, die Theil- 
zahlungen in Vieh brachten. Häuptling Nijurre be- 
gleitete sie. Er übergab mir die Söhne von vielen 
mächtigen Banehäuptlingen mit der Bitte, sie als 
Diener für mich und meine Offiziere zu verwenden. 
Gleichzeitig bat er um weiteren Aufschub der Zah- 
lungen. Unter diesen Verhältnissen nahm ich von 
einem nochmaligen Einschreiten im Banegebiet Abstand 
und übertrug die Regelung der weiteren Zahlung 
dem Stationschef Premierlieutenant Frhrn. v. Stein. 
Am 7. April erfolgte die Eintheilung der Truppe, 
und zwar: Als Expeditionstruppe Hauptmann 
v. Kamptz, Lieutenant v. Glisczinski, Feldwebel 
Bauch, Büchsenmacher Zimmermann, 116 farbige 
Chargen und Soldaten, in vier Zügen rangirt. 
Lieutenant v. Glisczinski wurde mit der Wegeauf- 
nahme beauftragt. 
Zur Besetzung von Lolodorf verblieben: Premier= 
lieutenant Freiherr v. Stein, Sergeant Rückert, 
Unteroffiier Hensel, 50 farbige Chargen und Sol- 
aten. 
Oberarzt Dr. Lichtenberg begab sich, da seine 
Gesundheit sehr angegriffen war, mit dem gleichfalls 
sehr kranken Sergeauten Staadt und zwölf farbigen 
Soldaten von Lolodorf direkt zur Küste. 
Am 8. April verließ die Expeditionstruppe Lolo- 
dorf und gelangte an demselben Tage nach Eposs. 
Von hier aus wurde in südlicher Richtung der 
Marsch nach Mapoa angetreten. Da die Eingebo- 
renen vorher von dem Durchmarsch verständigt waren, 
hatten sie überall die schmalen Buschwege auf 3 m 
Breite ausgehauen. Sämmtliche kleinere Wasserläufe 
waren gut überbrückt, so daß ich die meisten dieser 
Uebergänge zu Pferde passiren konnte. Das Ueber- 
setzen über den Lokundje bei dem Dorfe Ogan erfolgte 
durch zwei von Eingeborenen bereitgestellte Kanus, 
ersorderte aber bei der Kleinheit der Fahrzeuge und 
der starken Strömung des sehr angeschwollenen Flusses 
viel Zeit. In späterer Stunde erreichten wir daher 
den Ort Mapoa in der gleichnamigen Landschaft. 
Hier erwarteten uns die versammelten Häuptliuge
	        
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