in das Hinterland von Bane begeben wollten. An
demselben Tage kam auch die Nachricht von dem
Anmarsche des Lieutenants v. Glisczinski. Der-
selbe traf am 31. mittags ein.
Während des Aufenthalts in Tunga war es mir
vergönnt, zum ersten Male mehrere Leute des bisher
nur dem Namen nach bekannten Zwergvolkes der
Bakellis zu sehen. Die Bakellis bewohnen den west-
lichen Urwaldgürtel und kommen hauptsächlich im
Ngumba-, Bakoko= und Buligebiet vor. Nach wieder-
holter Aufforderung brachte mir Tunga einen Häupt-
ling und sieben Männer dieses Volkes. Ich habe
die Körpergröße dieser acht Leute gemessen, die von
1,45 bis 1,60 m varürt. Die Bakellis haben sich
augenscheinlich schon vielfach mit anderen Stämmen
gemischt, nur bei den kleinsten Männern war die
hellere, beinahe gelbe Hautfarbe und die eckigen,
starkknochigen Gesichter zu bemerken. Schon während
meines Aufenthaltes in Matemape war von einer
Patrouille ein Bakelliweib und ein Knabe ergriffen
worden. Nur der Knabe schien von reiner Rasse zu
sein. Beide entwichen, absichtlich nicht streng bewacht.
Späterhin kaufte ich in Lolodorf von einem Ngumba=
häuptling ein ausgewachsenes Bakellimädchen frei,
dasselbe ist 1,24 m groß; ich habe es behufs
Messungen und Abbildung nach Kamerun gebracht.
Die Bakellis sollen fleißige Gummisammler und
Jäger sein, trotzdem werden sie von den anderen
Stämmen verachtet und werden kaum als Menschen
angesehen. Die oben erwähnte Bakelligesandtschaft
entließ ich beschenkt, nachdem ich ihnen gesagt, daß
sie ihre bisherige Scheu vor Weißen ablegen sollten.
Außer diesen Leuten kamen noch Gesandte von den
Winnjoks, einem Yaundestamm, welcher nördlich von
Tunga zwischen Gumbas und Bakokos wohnt.
Am 23. März erfolgte der Abmarsch von Tunga-
dorf auf einem von Tunga auf meine Veranlassung
neu angelegten Wege. Diese Straße geht nördlich
des alten Regierungsweges über Ngobaiang und
bietet den Vortheil, daß keine jähe Steigungen vor-
kommen. Am 24. März wurde die Station Lolo-
dorf erreicht.
Während der Abwesenheit der Expedition hatte
der Bulistamm der Jewols, der zwischen Lolodorf
und der Missionsstation Eboloa wohnt, seine Unter-
werfung angezeigt und hatte den Weg nach Eboloa
aus eigenem Antriebe beinahe fertig gereinigt. Die
Bane und Kame-Yaundes hatten dagegen die ihnen
vom Premierlieutenant Freiherrn v. Stein auferlegten
Bedingungen, namentlich in Bezug auf den Zeitpunkt,
nicht innegehalten, hatten aber melden lassen, daß sie
bei Wiedereintreffen der Expedition in Lolodorf sofort
zahlen würden. Nach unserer Ankunft wurde daher
eine Patrouille unter Führung eines zuverlässigen
farbigen Unteroffiziers über Genoa nach Bane ge-
sandt, um die Eingeborenen zur Erfüllung ihrer
Verpflichtungen anzuhalten.
Nach Eboloa ging gleichzeitig ein Schreiben an
die dortige Mission ab mit der Aufrage, ob die
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Mission irgendwie bedroht sei und ein Eingreifen
seitens der Truppe zum Schutz derselben nöthig werde.
Am 27. März traf der Büchsenmacher Zimmer-=
mann und der Unteroffizier Staadt, von Yaunde
kommend, ein mit der Meldung des Premierlieute=
nants Dominik, betreffs Uebernahme der Yaunde-
station. Während des Aufenthalts in Lolodorf kamen
beinahe täglich Häuptlinge aus der weiteren Um-
gebung, die ihre Unterwerfung anzeigten und Geschenke
brachten. So erschienen zum ersten Male auf der
Station Häuptlinge aus den Landschaften Mapoa,
Quambo und Ngobaiang. Ferner erschienen die
Genoahäuptlinge, um ihre Friedfertigkeit zu versichern,
und viele Häuptlinge der Buli-Jewols.
Am 2. April kam Antwort der Mission Eboloa,
aus der hervorging, daß ein Einschreiten der Truppe
zur Zeit nicht erforderlich sei. Am 6. April kam die
nach Bane entsandte Patrouille zurück, begleitet von
etwa 150 Banes und Kama-Yaundes, die Theil-
zahlungen in Vieh brachten. Häuptling Nijurre be-
gleitete sie. Er übergab mir die Söhne von vielen
mächtigen Banehäuptlingen mit der Bitte, sie als
Diener für mich und meine Offiziere zu verwenden.
Gleichzeitig bat er um weiteren Aufschub der Zah-
lungen. Unter diesen Verhältnissen nahm ich von
einem nochmaligen Einschreiten im Banegebiet Abstand
und übertrug die Regelung der weiteren Zahlung
dem Stationschef Premierlieutenant Frhrn. v. Stein.
Am 7. April erfolgte die Eintheilung der Truppe,
und zwar: Als Expeditionstruppe Hauptmann
v. Kamptz, Lieutenant v. Glisczinski, Feldwebel
Bauch, Büchsenmacher Zimmermann, 116 farbige
Chargen und Soldaten, in vier Zügen rangirt.
Lieutenant v. Glisczinski wurde mit der Wegeauf-
nahme beauftragt.
Zur Besetzung von Lolodorf verblieben: Premier=
lieutenant Freiherr v. Stein, Sergeant Rückert,
Unteroffiier Hensel, 50 farbige Chargen und Sol-
aten.
Oberarzt Dr. Lichtenberg begab sich, da seine
Gesundheit sehr angegriffen war, mit dem gleichfalls
sehr kranken Sergeauten Staadt und zwölf farbigen
Soldaten von Lolodorf direkt zur Küste.
Am 8. April verließ die Expeditionstruppe Lolo-
dorf und gelangte an demselben Tage nach Eposs.
Von hier aus wurde in südlicher Richtung der
Marsch nach Mapoa angetreten. Da die Eingebo-
renen vorher von dem Durchmarsch verständigt waren,
hatten sie überall die schmalen Buschwege auf 3 m
Breite ausgehauen. Sämmtliche kleinere Wasserläufe
waren gut überbrückt, so daß ich die meisten dieser
Uebergänge zu Pferde passiren konnte. Das Ueber-
setzen über den Lokundje bei dem Dorfe Ogan erfolgte
durch zwei von Eingeborenen bereitgestellte Kanus,
ersorderte aber bei der Kleinheit der Fahrzeuge und
der starken Strömung des sehr angeschwollenen Flusses
viel Zeit. In späterer Stunde erreichten wir daher
den Ort Mapoa in der gleichnamigen Landschaft.
Hier erwarteten uns die versammelten Häuptliuge