Die „Kirchlichen Mittheilungen“ der Neuen-
dettelsauer Missionsgesellschaft veröffentlichen unter
der Ueberschrift „Willige Hörer in Neu-Guinea“
einen erfreulich lautenden Bericht über die Thätigkeit
dieser Mission in Kaiser Wilhelmsland. In einem
dort wiedergegebenen Briefe des Missionars Held
aus Simbang bei Finschhafen heißt es u. A.: Die
Schule konnte regelmäßig gehalten und auch von den
bisherigen Schülern (zwischen 30 und 40) regelmäßig
besucht werden. Die Simbanger sind in den letzten
Monaten fleißig zum Gottesdienst gekommen, einmal
zählten wir mit unseren Jungen 68 Personen. Sie
hören auch ganz aufmerksam zu, einige bekräftigen
durch ihr Wiederholen manches Wort.
In letzter Zeit war ich auch das erste Mal mit
Br. Hoh in den Gingala= und Jabimdörfern. Es
war schön anzusehen, wie sich Alt und Jung, Männer
und Frauen vor uns versammelten und der Rede
Br. Hohs lauschten. Und besonders war es uns
eine Freude, daß auch die anderen Jungen, die noch
nicht auf der Station gewesen sind, die Jabimlieder
mitsangen. Man sieht, wie sie einander die Lieder
lernen. Ein anderes Mal war ich mit Br. Hoh
bei den Kai gegen Westen, wo wir ebenfalls sehr
freundlich aufgenommen worden sind. Auch die Leute
in Finschhafen, die sich sonst etwas zurückgehalten
haben sollen, waren gegen Br. Pfalzer, der sie vor
Kurzem besuchte, ganz freundlich. Es scheint, daß
die Alten jetzt anfangen zu suchen.
Missionar Pfalzer (ebenfalls in Simbang)
schreibt: Man findet jetzt überall willige Hörer.
Die Simbanger besuchten seit Weihnachten sehr fleißig
den Gottesdienst hier oben und von den Männern
kam bis jetzt nie einer ohne sein Lendentuch, sogar
am Werktag haben es die meisten um, wenn sie ge-
legentlich kommen. Sogar die alten Häupter, Jaboa,
Seboa und Lengo binden sich's um, sie schämen sich
nicht mehr, weder des Besuchs der oba (d. h. der
Grasfläche, so nennen die Eingeborenen die Station),
noch des Besuches der Gottesdienste, noch selbst des
Mitsingens und Mitbetens. Wenn die Simbanger
anhalten mit Gottesdienstbesuch, müssen wir unser
Schullokal vergrößern in der nächsten Regenzeit, so
daß es dann ein kirchenmäßigeres Ansehen erhält als
der gottesdienstliche Raum in Tami.
In Kwalasam, woselbst bekanntlich ein Versamm-
lungshaus für gottesdienstliche Zwecke gebaut worden
ist, hat das angefangene Werk weiteren Bestand ge-
wonnen. Dassenige christliche Fest, bei welchem am
meisten Betheiligung von Heiden stattfindet, ist das
Weihnachtsfest, welches ja durch den Weihnachtsbaum
auf ein Volk, das noch unentwickelt ist, naturgemäß
am meisten Eindruck macht. Die Leute erkennen
aber auch, daß das Christenthum im Leben bethätigt
werden müsse. Zu den früheren Beweisen, die sie
von dem Vorhandensein dieser Erkenntniß gegeben
haben, kann wieder ein neuer berichtet werden. Als
jüngst die ganze Gegend zu einer großen Versamm-
lung in Suam bei Finschhafen berusen worden war,
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zeigte ihre Erscheinung einen bedeutungsvollen Unter-
schied: alle die einzelnen Dorfschaften erschienen bis
an die Zähne bewaffnet, ein unfreiwilliges Bekennt-
niß, daß dem Heidenthum mit dem Vertrauen auf
Gott auch das Zutrauen zu den Menschen fehlt.
Die Leute von Kwalasam waren von ihren Freunden
noch ausdrücklich ermahnt worden, ja ihre Waffen
nicht zu vergessen, allein sie kamen als die einzigen
unbewaffnet. Die Missionare rühmen es auch, daß
bei ihren gegenwärtigen Dörferbesuchen auch Frauen
anfangen, der Predigt zuzuhören. Infolge der reli-
giösen Niederhaltung, in der die Frauen vom N.-G.
Heidenthum gehalten werden, haben dieselben bis
daher nicht viel um die Missionare sich gekümmert,
wenigstens nicht auf dem Festland.
Auch von Tami kann Gutes berichtet werden.
Ueber die Tamiesen ist die Erkenntniß gekommen,
daß sie doch dem Missionar recht viel verdanken
und großen Nutzen von ihm haben; sie entschlossen
sich daher, den Sonntag zu beobachten und zum
Gottesdienst zu kommen. In ihrem Verhalten gegen
die Missionare hat sich gegen früher eine große Ver-
änderung vollzogen: vor Jahren wollten sie die
Missionare fort haben; jetzt meinen sie, schreibt
Missionar Bamler, wenn etwa ein Papier käme,
ich sollte fort, wollten sie meinen Besitzern Eberzähne
1n sonstige Werthsachen geben, daß sie mich da
ießen.
Am Schluß des Berichtes heißt es: Am 28. Juni
wird Missionar Vetter, so Gott will, nach 1¼ jäh-
rigem Erholungsaufenthalt die Rückreise in sein
Arbeitsfeld von Genua aus wieder antreten. Er
bringt seinen Mitarbeitern draußen als erwünschte
Gabe mehrere Lehr= bezw. Erbauungsbücher mit,
eine Fibel, eine biblische Geschichte des alten und
neuen Testaments, eine Liedersammlung und Kate-
chismus, welche er während seines Urlaubs für den
Druck hat fertigstellen können.
Dem Jahresbericht der Norddeutschen Missions-
Gesellschaft (Togo) für das Jahr 1897 entnehmen
wir Folgendes:
Von den Zöglingen in Basel war im letzten
Jahre keiner fertig mit seinem Studium, und wir
haben keinen neuen Missionar aussenden können.
Dagegen dursten wir zwei neue Schwestern den
Arbeitern zur Hülfe senden; im Januar d. J. reiste
Fräul. A. Hörz und im April Schwester S. Schmidt.
Beide haben freilich nur Lücken ausgefüllt. Am
25. Juli war in Ho Margarethe Diehl dahin-
geschieden. Von den Frauenarbeiterinnen haben auch
die Schwestern A. Reineken und A. Kähler ihren
Urlaub in der Heimath angetreten; vor der Zeit
war die Schwester Maud Innes genöthigt heimzu-
kehren und zwar so, daß sie an einen Wiedereintritt
nicht denken darf. Ende April ist dann auch noch
Fräulein M. Tolch heimgekehrt. Die fünf Lücken
sind also nicht ganz ausgefüllt durch die genannten
zwei neuen Schwestern und durch Frau Knüsli und