Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

In den heißen Ländern leben Landschnecken besonders 
da, wo ihnen bleibende Feuchtigkeit gesichert ist, so 
z. B. in den Blattachseln von lilienartigen Pflanzen 
und Bananen (Pisang), an und unter faulenden 
Baumstämmen. Man findet sie lebend am leichtesten 
nach einem warmen Regen oder in der Morgen- 
frische, auch bei Nacht mit einer Laterne. Bei 
trockenem Wetter verkriechen sie sich oft tief unter 
abgestorbenes Laub oder Rindenstücke, lose auf- 
liegende Bretter und Steine. Die ganz kleinen 
Arten findet man, wenn man Humuserde, moderndes 
Laub, trockenes Heu in einem Haarsieb schüttelt. 
Süßwasserschnecken und Süßwasser- 
muscheln findet man am Boden der Gewässer, an 
Wasserpflanzen und Steinen; schwimmende oder an 
Pflanzen sitzende fängt man mit Kätschern. 
An den Mündungen größerer Flüsse und in 
stehenden Gewässern sehr nahe dem Meere, in 
den Tropenländern, namentlich aber in den 
Mangledickichten (Mangroven), finden sich oft eigen- 
thümliche Formen von Schrnecken und Muscheln. 
Hier achte man besonders darauf, ob die lebenden 
Thiere über oder unter Wasser herumkriechen und 
ihre Fühler hervorstrecken, ob sie an Stellen leben, 
die regelmäßig bei Fluth unter, bei Ebbe über Wasser 
sind oder höher oder tiefer, ob das Wasser da, wo 
sie leben, je nach Fluth und Ebbe (oder nach sehr 
hohem oder niedrigem Wasserstand der Flüsse) mehr 
oder weniger salzig ist, ob dieselben Arten auch noch 
weiter aufwärts in immer süßem, oder weiter abwärts 
nur in reinem Meerwasser leben, und mache darüber 
Aufzeichnungen. 
Im Meere selbst findet man die meisten Mol- 
lusken an Felsenküsten und steinigen Stellen, in den 
Tropen auf den Korallenriffen. Die Aehnlichkeit der 
äußeren Schalenform und Färbung mit derjenigen 
der umgebenden Steine und Korallen tritt hier oft 
auffallend hervor, und passende Beispiele davon sind 
erwünscht. Für das Umherwaten auf Korallenriffen 
versehe man sich mit alten werthlosen Schuhen oder 
Sandalen. 
Flache Sand= oder Schlammstrecken des Meeres- 
ufers bieten in der Regel auf den ersten Anblick 
nichts Anderes als eine Reihe an den Strand ge- 
worfener Schalen, viele zerbrochen und verbleicht, 
manche aber auch noch gut erhalten. Oefters findet 
sich dicht am Wasserrande ein schmaler Streifen 
ganz kleiner Schälchen von Mollusken und Rhizo- 
poden, worunter manches Seltene sein kann, besonders 
an ruhigen geschützten Stellen. Von lebenden 
Mollusken findet man in flachen Sand= und Schlamm- 
strecken eingebohrte Muscheln, die sich zuweilen durch 
ein kleines Loch und daraus aufspritzendes Wasser 
verrathen; man gräbt sie aus. Manche Schnecken 
und Muscheln verbergen sich im Schlamme und 
Sande, hinterlassen in diesem aber ihre Kriechlinien. 
Meerpflanzen sind oft von kleinen 
Schnecken besetzt, die man am bequemsten erhält, 
wenn man die Pflanzen in eine Schüssel mit süßem 
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Wasser legt; dann fallen die Schnecken ab und bleiben 
am Boden der Schüssel liegen. 
Schalenlose Cephalopoden (LTintenfische, 
Cuttlefishes) findet man oft auf den Fischmärkten. 
Sie sind aus außereuropäischen Gegenden sehr will- 
kommen und werden in Spiritus von 70 PCt. auf- 
bewahrt, der einige Male zu ersetzen ist. Da ihre 
weiche Haut sich leicht abreibt, so umwickelt man sie 
mit dünnem Zeug oder festem Papier. Wenn riesen- 
große Tintenfische an den Strand geworfen werden, 
so nehme man genaue Maße von ihnen und setze 
Theile ihrer Arme mit großen Saugnäpfen, die 
Augen, das Gebiß u. A. in Spiritus. Von Cepha= 
lopoden mit Schale trifft man Argonauta in allen 
wärmeren Meeren frei schwimmend; das Thier mit 
der Schale in Spiritus ist immer willkommen, die 
Schale aller ist sehr zerbrechlich und muß deshalb 
vorsichtig verpackt werden. Nautilus lebt im In- 
dischen und Stillen Ocean. Thiere in Spiritus und 
Angaben über Aufenthalt und Lebensweise sind er- 
wünscht; von leeren Schalen nur diejenigen Arten, 
welche in der Mitte eine Vertiefung (Nabel)h zeigen. 
Von Spirula (wie ein kleiner Tintenfisch, mit einer 
Schale, deren Windungen sich nicht berühren), ist 
das ganze Thier äußerst selten, daher ist jedes auch 
unvollständige Exemplar in Spiritus willkommen, 
Schalen allein haben keinen Werth, da sie schon oft 
gesammelt sind. 
Eingeborene kann man zum Suchen an- 
leiten, indem man ihnen ein schon gefundenes Ob- 
jekt oder auch eine Abbildung zeigt. 
Gereinigte Conchylien, welche Reisenden zum 
Verkauf angeboten werden, sind meistens in den 
europäischen Sammlungen schon vorhanden. 
Die meisten Landschnecken legen Eier mit Kall- 
schalen, viele Meerschnecken derbhäutige Eikapseln in 
Form von Kelchen, Fläschchen, Taschen und dergl., 
oft von lebhafter Farbe und nicht selten in be- 
stimmter Weise zu einem Haufen gruppirt; solche 
mitzunehmen ist immer von Interesse, namentlich 
wenn man mit Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit 
angeben kann, von welcher Art sie stammen, und 
womöglich ist dann die Schale des erwachsenen 
Thieres hinzuzusügen. 
Um Schnecken mit einer Nadel aus ihren Schalen 
herausziehen zu können, kocht man sie einige Minuten. 
Bei zarten Schalen hüte man sich, die Schale mit 
der Nadel zu durchstechen oder mit den sie fest- 
haltenden Fingern zu zerdrücken. Wenn die Weich- 
theile während des Herausziehens abreißen, was sehr 
leicht geschieht, wenn die Windungen der Schale 
zahlreich und eng sind, so verstopt man die Mün- 
dung mit etwas Baumwolle, um Beschmutzung der 
Schale durch die innen bleibenden faulenden Weich- 
theile zu verhüten. Kleinere Conchylien, unter 5 bis 
10 mm im Durchmesser, und solche mit sehr enger 
Mündung trocknet man einfach nach dem Täödten in 
kochendem Wasser, da die Weichtheile doch nicht ohne 
Verletzung der Schale herauszubringen sind. Bei
	        
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