In den heißen Ländern leben Landschnecken besonders
da, wo ihnen bleibende Feuchtigkeit gesichert ist, so
z. B. in den Blattachseln von lilienartigen Pflanzen
und Bananen (Pisang), an und unter faulenden
Baumstämmen. Man findet sie lebend am leichtesten
nach einem warmen Regen oder in der Morgen-
frische, auch bei Nacht mit einer Laterne. Bei
trockenem Wetter verkriechen sie sich oft tief unter
abgestorbenes Laub oder Rindenstücke, lose auf-
liegende Bretter und Steine. Die ganz kleinen
Arten findet man, wenn man Humuserde, moderndes
Laub, trockenes Heu in einem Haarsieb schüttelt.
Süßwasserschnecken und Süßwasser-
muscheln findet man am Boden der Gewässer, an
Wasserpflanzen und Steinen; schwimmende oder an
Pflanzen sitzende fängt man mit Kätschern.
An den Mündungen größerer Flüsse und in
stehenden Gewässern sehr nahe dem Meere, in
den Tropenländern, namentlich aber in den
Mangledickichten (Mangroven), finden sich oft eigen-
thümliche Formen von Schrnecken und Muscheln.
Hier achte man besonders darauf, ob die lebenden
Thiere über oder unter Wasser herumkriechen und
ihre Fühler hervorstrecken, ob sie an Stellen leben,
die regelmäßig bei Fluth unter, bei Ebbe über Wasser
sind oder höher oder tiefer, ob das Wasser da, wo
sie leben, je nach Fluth und Ebbe (oder nach sehr
hohem oder niedrigem Wasserstand der Flüsse) mehr
oder weniger salzig ist, ob dieselben Arten auch noch
weiter aufwärts in immer süßem, oder weiter abwärts
nur in reinem Meerwasser leben, und mache darüber
Aufzeichnungen.
Im Meere selbst findet man die meisten Mol-
lusken an Felsenküsten und steinigen Stellen, in den
Tropen auf den Korallenriffen. Die Aehnlichkeit der
äußeren Schalenform und Färbung mit derjenigen
der umgebenden Steine und Korallen tritt hier oft
auffallend hervor, und passende Beispiele davon sind
erwünscht. Für das Umherwaten auf Korallenriffen
versehe man sich mit alten werthlosen Schuhen oder
Sandalen.
Flache Sand= oder Schlammstrecken des Meeres-
ufers bieten in der Regel auf den ersten Anblick
nichts Anderes als eine Reihe an den Strand ge-
worfener Schalen, viele zerbrochen und verbleicht,
manche aber auch noch gut erhalten. Oefters findet
sich dicht am Wasserrande ein schmaler Streifen
ganz kleiner Schälchen von Mollusken und Rhizo-
poden, worunter manches Seltene sein kann, besonders
an ruhigen geschützten Stellen. Von lebenden
Mollusken findet man in flachen Sand= und Schlamm-
strecken eingebohrte Muscheln, die sich zuweilen durch
ein kleines Loch und daraus aufspritzendes Wasser
verrathen; man gräbt sie aus. Manche Schnecken
und Muscheln verbergen sich im Schlamme und
Sande, hinterlassen in diesem aber ihre Kriechlinien.
Meerpflanzen sind oft von kleinen
Schnecken besetzt, die man am bequemsten erhält,
wenn man die Pflanzen in eine Schüssel mit süßem
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Wasser legt; dann fallen die Schnecken ab und bleiben
am Boden der Schüssel liegen.
Schalenlose Cephalopoden (LTintenfische,
Cuttlefishes) findet man oft auf den Fischmärkten.
Sie sind aus außereuropäischen Gegenden sehr will-
kommen und werden in Spiritus von 70 PCt. auf-
bewahrt, der einige Male zu ersetzen ist. Da ihre
weiche Haut sich leicht abreibt, so umwickelt man sie
mit dünnem Zeug oder festem Papier. Wenn riesen-
große Tintenfische an den Strand geworfen werden,
so nehme man genaue Maße von ihnen und setze
Theile ihrer Arme mit großen Saugnäpfen, die
Augen, das Gebiß u. A. in Spiritus. Von Cepha=
lopoden mit Schale trifft man Argonauta in allen
wärmeren Meeren frei schwimmend; das Thier mit
der Schale in Spiritus ist immer willkommen, die
Schale aller ist sehr zerbrechlich und muß deshalb
vorsichtig verpackt werden. Nautilus lebt im In-
dischen und Stillen Ocean. Thiere in Spiritus und
Angaben über Aufenthalt und Lebensweise sind er-
wünscht; von leeren Schalen nur diejenigen Arten,
welche in der Mitte eine Vertiefung (Nabel)h zeigen.
Von Spirula (wie ein kleiner Tintenfisch, mit einer
Schale, deren Windungen sich nicht berühren), ist
das ganze Thier äußerst selten, daher ist jedes auch
unvollständige Exemplar in Spiritus willkommen,
Schalen allein haben keinen Werth, da sie schon oft
gesammelt sind.
Eingeborene kann man zum Suchen an-
leiten, indem man ihnen ein schon gefundenes Ob-
jekt oder auch eine Abbildung zeigt.
Gereinigte Conchylien, welche Reisenden zum
Verkauf angeboten werden, sind meistens in den
europäischen Sammlungen schon vorhanden.
Die meisten Landschnecken legen Eier mit Kall-
schalen, viele Meerschnecken derbhäutige Eikapseln in
Form von Kelchen, Fläschchen, Taschen und dergl.,
oft von lebhafter Farbe und nicht selten in be-
stimmter Weise zu einem Haufen gruppirt; solche
mitzunehmen ist immer von Interesse, namentlich
wenn man mit Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit
angeben kann, von welcher Art sie stammen, und
womöglich ist dann die Schale des erwachsenen
Thieres hinzuzusügen.
Um Schnecken mit einer Nadel aus ihren Schalen
herausziehen zu können, kocht man sie einige Minuten.
Bei zarten Schalen hüte man sich, die Schale mit
der Nadel zu durchstechen oder mit den sie fest-
haltenden Fingern zu zerdrücken. Wenn die Weich-
theile während des Herausziehens abreißen, was sehr
leicht geschieht, wenn die Windungen der Schale
zahlreich und eng sind, so verstopt man die Mün-
dung mit etwas Baumwolle, um Beschmutzung der
Schale durch die innen bleibenden faulenden Weich-
theile zu verhüten. Kleinere Conchylien, unter 5 bis
10 mm im Durchmesser, und solche mit sehr enger
Mündung trocknet man einfach nach dem Täödten in
kochendem Wasser, da die Weichtheile doch nicht ohne
Verletzung der Schale herauszubringen sind. Bei