Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Während die Fabriken der Daira Sanieh mit dem 
verbesserten Zweimühlensystem ausgerüstet sind, arbeiten 
die Fabriken der Sucrerie-Raffinerie d’Egypte mit 
Schnitzelmaschinen und Diffusion. Mit demselben 
System sind verschiedene in neuerer oder neuester Zeit 
erst errichtete oder umgebaute Zuckerfabriken versehen; 
so die Einheimischen gehörigen Fabriken in Beni 
Korrah bei Assiut und in Baliana, beide mit einer 
Verarbeitungskraft von 400 Tonnen Zuckerrohr in 
24 Stunden, sowie die erst während des letzten Be- 
triebsjahres eröffnete Zuckerfabrik der Sugar and 
Land Co. Lid. in Baliana mit 600 Tonnen Ar- 
beitsleistung. 
Die beiden in Minich und in Farschut belegenen 
ältesten Zuckerfabriken Aegyptens, die beide noch mit 
dem Einmühlensystem arbeiten, kommen für die ägyp- 
tische Zuckerindustrie jetzt kaum noch in Betracht. 
Die Fabrik in Farschut soll während der diesjährigen 
Betriebszeit nicht gearbeitet haben. 
Nach den Angaben der österreichisch--ungarischen 
Handelskammer in Alexandrien wurde die Erzeugung 
der sämmtlichen Zuckerfabriken Aegyptens während 
der jetzt verflossenen Arbeitsperiode im Vergleich zum 
Vorjahre, wie folgt, geschätzt: 
  
1898 1897 
Kantar 
Daira Sanieh (9 Fabriken) 1 800 000 1 735.000 
Sucrerie-Raffinerie 
d'’Egypte (3 Fabriken) 550 000 400 000 
Fabrik Sultan Pascha 65 000 65 000 
Fabrik Beni-Korrah 60 000 55 000 
die übrigen Fabrikeen 10 000 35 000 
zusammen 2 485 000 2290 000 
Die Handelskammer hält die Schätzung für das 
Jahr 1898 jedoch für zu hoch. Sie glaubt nicht, 
daß der vorjährige Ertrag übertroffen werden wird. 
Wie in den letzten Jahren an der Vermehrung 
der industriellen Anlagen zum Zweck der Zucker- 
gewinnung stark gearbeitet worden ist, so war gleich- 
zeitig das Bestreben auf möglichste technische Ver- 
vollkommnung derselben gerichtet. 
Die Sucrerie-Raffinerie d’Egypte hat in ihrer 
Fabrik in Hawamdieh die Elektrolyse Say-Gramm 
(elektrolytisches Verfahren zur Reinigung des Zucker- 
rohrsafts) eingeführt. Dasselbe soll sich aber bisher 
ziemlich schlecht bewährt haben. Der Apparat soll 
stets nur kurze Zeit arbeiten können und dann zum 
Zweck gründlicher Reinigung einige Zeit außer Be- 
trieb gesetzt werden müssen. Durch diese häufige 
Arbeitsunterbrechung und die Kosten der Reinigung 
werde der Vortheil des Verfahrens völlig hinfällig 
gemacht. 
Die Gesellschaft Sucrerie-Raffinerie d’Enypte 
wendet ferner von neueren Vervolltommnungen u. a. 
das Steffensche Auswaschverfahren der Füllmasse an. 
Für die Trocknung der Rohrückstände, die bisher 
auf freiem Felde der Sonne ausgesetzt wurden, um 
sodann verfeuert zu werden, soll demnächst die Ein- 
  
führung eines besseren Verfahrens nach einem deut- 
schen Patent bei verschiedenen Fabriken zu erwarten 
sein. 
Weiterhin hat die Daira Sanieh in ihrer Fabril 
in Rodah im letzten Betriebsjahr ein neues Verfahren 
zur vollständigen Auslaugung des Zuckerrohrs erprobt. 
Das Verfahren besteht darin, daß man die Bagasse 
(ausgelaugten Zuckerrohrrückstände) mittelst heißen 
Wassers entlaugt, das sieben= bis achtmal unter stets 
erneuter Erhitzung jedesmal über neue Rückstände 
gegossen wird. Das Wasser soll alsdann 7 kg Zucker 
auf 1 hl enthalten und die Rückstände sollen gänzlich 
entzuckert sein. 
Das Ergebniß war recht günstig. Während in 
den acht übrigen Fabriken von 558 000 Tonnen 
Zuckerrohr 46 710 Tonnen oder 8,38 péCt. Zucker 
1. Produkt erzielt wurden, betrug der Ertrag in 
Rodah nach dem obigen Verfahren 7972 Tonnen Zucker 
1. Produkt von 90 000 Tonnen Rohr oder 9,04 p#. 
Der Mehrertrag betrug mithin 1500 Pfund auf je 
100 Tonnen und würde also für die Erzeugung von 
46 710 Tonnen 3733 Tonnen betragen haben. Statt 
46 710 Tonnen würden die acht Fabriken demnach 
nach dem verbesserten Verfahren 50 443 Tonnen 
Zucker 1. Produkt erzeugt haben. Zeitungsnachrichten 
zufolge sollen bereits Versuche mit dem Anbau von 
Zuckerrüben in Oberägypten gemacht worden sein, um 
die Zuckerfabriken womöglich das ganze Jahr hindurch 
in Betrieb erhalten zu können, indem abwechselnd 
Rüben und Rohr verarbeitet werden. 
An mäöglichster Verbesserung der Kultur des 
Zuckerrohrs in quantitativer wie in qualitativer Hin- 
sicht wird gleichfalls mit Eifer gearbeitet. Eine große 
Unternehmerfirma in Kairo hat in Cheich Fadl zu 
diesem Zweck eine unter der Leitung eines wissen- 
schaftlich gebildeten Fachmannes stehende Versuchsstation 
eingerichtet. Sie liefert der Fabrik der Sucrerie- 
Raffinerie d'’Egypte dort das Rohmaterial. 
Die Daira Sanieh, welche früher den größten 
Theil ihres Rohmaterials selbst baute, hat den Anbau 
mehr und mehr eingeschränkt, wie sich aus nachstehen- 
der Tabelle ergiebt, aus der auch der Durchschnitts- 
ertrag eines Feddan an Zuckerrohr während der 
einzelnen Jahre zu ersehen ist: 
Durchschnitts- 
Anbau- ertrag per 
fläche Ertrag Feddan 
Feddan") Kantar Rantar 
1891 .. 8044 2614744 325 
1892 .. 7692 2534091 329½ 
1893 5995 1 996 798 333,07 
18944 3320 1 42 781 434,56 
1895 2560 1 074 366 40 
1896 3477 1 352 501 388,94 
Was die Verwendung der ägyptischen Zucker- 
erzeugung betrifft, so wird ein großer Theil davon 
im Lande verbraucht. Von dem raffinirten Zucker, 
— — — 
*) 1 Feddan gleich 4200 qm.
	        
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