Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

leine Seltenheit, daß ein Korn einen Busch von 50 
bis 60 fast rohrartigen Halmen hervorbrachte. Auch 
Luzerne, Rüben, Mais und Roggen kamen in be- 
friedigender Weise vorwärts. Das Gleiche war bei 
den europäischen Obstbäumen der Fall. Die in der 
Mollerei erzielte Butter hat einen sehr feinen Wohl- 
geschmack, der Fettgehalt der Milch ist auf 5,8 pEt. 
der Morgen= und 5,45 pCt. der Abendmilch ermittelt 
worden. Leider bleibt hinter diesem hohen Fett- 
gehalt die Quantität etwas zurück, da man im Durch- 
schnitt auf Kuh und Tag kaum mehr als 1½ Liter 
rechnen kann. . 
Der Gesundheitszustand des auf der Station ge- 
haltenen Viehes wird als befriedigend bezeichnet. 
Ende November v. Is. beabsichtigte Herr Geheim- 
rath Koch, sich nach Kwai zu begeben, um Unter- 
suchungen in hygienischer Beziehung und Experimente 
über Texasfieber dort anzustellen. 
"„ Mißenschaftliche Lammlungen. 
Der Premierlieutenant Kollmann von der 
Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika hat der zoolo- 
gischen Sammlung des Königlichen Museums für 
Naturkunde in Berlin folgende in gut konservirtem 
Zustande eingegangene Stücke überwiesen: 
26 Felle von 23 Säugethierarten, 
10 Säugethierschädel, 
18 Vogelbälge und mumifizirte Vögel. 
3 Reptilienhäute, 
1 Termitenkönigin. 
– — 
Ramrrun. 
Ueder die Entwickelung der plantage Bibundi 
wird vom November v. Is. Folgendes berichtet: 
Die Anpflanzung hat ihren Abschluß gefunden, 
da einmal die beste Pflanzzeit vorüber ist und zum 
Anderen die Arbeiterverhältnisse immer noch so 
mangelhaft liegen, daß eine Vorsicht sehr geboten ist, 
um nicht Gefahr zu laufen, größere Flächen in Be- 
arbeitung zu nehmen, als man mit dem zur Ver- 
fügung stehenden Arbeiterpersonal in Stand halten 
kann. Der Stand der Anlage auf allen drei Pflan- 
zungen ist nunmehr folgender: 
Bibundi: ältere Anpflanzung: 135 ha mit 75 600 Bäumen, 
eue - 80 = . 32000 - 
Isongo: ältere 134 7200 
neue - 33⅝. . 13200 - 
NMokundange: ältere 122 7200 
neue „ 69 27600 - 
  
Zusammen 343 ha mit 162 800 Bäumen. 
Die Ernte besteht bis heute aus etwas über 
500 Sack Kakao, wonach dieselbe die vorjährige 
bereitz um etwa 100 Sack überschritten hat und der 
Asfall heuer als ein günstigerer bezeichnet werden 
muß als im Vorjahre, da die Anlage von 1893/94, 
welche als ertragbringend neu hinzugekommen ist, 
mur aus 12 ba besteht, für welche sich höchstens 
29 
  
30 Sack als Ergebniß veranschlagen lassen. Es ist 
die Ernte zwar noch nicht abgeschlossen, indessen 
nimmt dieselbe von Tag zu Tag rapide ab, so daß 
außer der letzten Verschiffung noch auf höchstens 
50 Sack zu rechnen ist. Wonach sich also ein End- 
ergebniß von 550 Sack herausstellen würde. 
An Arbeiterpersonal sind in Bibundi 358 Ar- 
beiter, in Isongo 48 und in Mokundange 81 Arbeiter 
im Durchschnitt und pro Tag beschäftigt. 
Drufsch-Hüdwestafrika. 
Unruhen unter den Swartboi--Dottentotten. 
Nach einem telegraphischen Bericht des stellver- 
tretenden Kaiserlichen Landeshauptmanns von Süd- 
westafrika v. Lindequist waren im Kaokofelde unter 
den Zwartboi-Hottentotten Unruhen ausgebrochen. 
Die Aufrührer sind indessen durch den Hauptmann 
v. Estorff und einen Theil der Schutztruppe am 
5. Dezember in einem Gefechte zersprengt worden. 
Die Reste des Stammes haben sich unter Zurück- 
lassung ihres Besitzes an Pferden und Vieh nach 
Norden geflüchtet. Die Hereros sind auch in diesem 
Falle der Regierung ergeben geblieben. 
Zufolge weiteren Nachrichten aus Deutsch-Süd- 
westafrika über das am 5. v. Mts. zwischen einer 
Abtheilung der Schutztruppe unter Hauptmann 
v. Estorff und Zwartboi-Hottentotten stattgehabte 
Gefecht ist bei diesen Kämpfen von der Schutztruppe 
ein Reiter gefallen, ein anderer leicht verwundet 
worden. Hauptmann v. Cstorff selbst ist ebenfalls 
zweimal leicht verwundet, aber dienstfähig geblieben. 
  
— — — 
ARus dem Bereiche der Misstonen und 
der Antiskhlaverei-Bewegung. 
In „Kreuz und Schwert“ wird über die Thätig- 
keit der Pallotiner aus Marienberg in Kamerun 
berichtet: Am Feste der Himmelfahrt Mariä erreichten 
wir die Zahl 1000 in unserem Taufbuche. Eine 
stattliche Anzahl innerhalb weniger Jahre, die im- 
stande ist, uns zu trösten für so viele Verluste, die 
die Mission gerade hier in Marienberg getroffen hat, 
und uns Muth einzuflößen für neue kommende Mühen 
und Beschwerden. Nicht vergebens waren die Opfer, 
welche unsere Vorgänger hier in den sieben Jahren 
des Bestandes der Mission gebracht. Allenthalben regt 
sich schon christliches Leben hier unter den Bakokos. 
Sicher ist's, daß in einigen Jahren das Christen- 
thum hier am Flecke sich mächtig verbreitet hat und 
den größeren Theil der Bevölkerung sein eigen nennen 
kann. Jetzt scheinen auch die Mädchen und Frauen, 
die anscheinend bisher am wenigsten sich um die 
Mission kümmerten, die Mission lieb zu gewinnen 
und sich ihr zu nähern. Gar oft kommen Mädchen 
zur Mission gelaufen, um Schutz, Unterkunft und 
Erziehung zu suchen.
	        
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