Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Harz, das sich durch die sogenannte „Gänsehaut“ 
auszeichnet, eine Verwitterungskruste. Kopalbäume 
find verhältnißmäßig selten. Tradylobium verru- 
cosum wächst etwa wie eine Schirmakazie vielleicht 
8 bis 12 m hoch mit kräftigem Stamm. Aus jeder 
Rindenverletzung, aus den Blättern und den mit 
kleinen Buckeln besetzten Schotenfrüchten quillt das 
frische Harz heraus, das aber viel weniger werth 
ist als das halbfossile. Der Kopalbaum steht ge- 
wöhnlich in der Nähe von Wasserläufen. Bei der 
großen Masse des fossilen Kopals und dem ver- 
hältnißmäßig seltenen Borkommen des Baumes muß 
man annehmen, daß früher hier große Bestände 
dieses Baumes existirten, und daß der Baum, wahr- 
scheinlich infolge von Klimaveränderungen, fast im 
Aussterben begriffen ist. 
Bei dem Orte Mbassu (Mpaffu) wurde gelagert. 
Der Name des Ortes eriunerte mich an einen Baum, 
den ich in Uganda sah, und der unter demselben 
Namen am Tanganikasee bekannt ist. Nachfragen 
ergaben, daß thatsächlich hier in der Nähe der Mpaffu-- 
baum vorkommt (Canarium sp.), das erste Mal, 
daß ich ihn hier fand. Aus der Rinde schwitzt ein 
erst hellgrünliches, an der Luft weißlich werdendes 
Harz aus, das ähnlich wie „Ubani“ (Harz von 
Boswelliaarten, das Gummi olihanum des Handels) 
riecht und das vielleicht hier auch noch einen Handels- 
artikel bilden kann. Leider gelang es mir nicht, 
Samen und Blüthen des Baumes zu erhalten. 
Mbaffu ist ein gut angebauter Distrikt mit vielen 
Kokos= und Mangobäumen. Von Mbaffu bis Kissidju 
marschirt man vielfach durch sandige Ebene, die mit 
Gestrüpp der Dhumpalme (HyFphaena) bestanden 
sind, hier und dort sind neben vielen verkrüppelten 
auch große verzweigte Exemplare zu sehen. An 
allen Bachläufen fehlt die wilde Dattelpalme (P'hoenix 
reclinata), Ukindo der Eingeborenen, natürlich nicht, 
aus deren Blättern die feinen Matten (Mkeka) ge- 
flochten werden, während man aus der Hyphaecna 
(Mioa oder Mkotsche) die groben, Damwi genannten 
Matten und die Bastsäcke (Kanda) herstellt. 
Nach Passiren einiger Mongrovecreeks kommt 
man in die sehr ausgedehnten Manyokfelder von 
Kissidgu, bis man das am gleichnamigen Bach ge- 
legene Dorf selbst erreicht, wo ich lagerte. Der dort 
eingesetzte Alida, ein Mann, der als Karawanen- 
führer bis zum Uclle gewesen ist, hat das Dorf und 
scheinbar auch seine Distrikte gut in Ordnung. Die 
Straßen sind rein und gerade, sogar Straßen- 
beleuchtung hat er eingeführt und ein großes Haus 
für Besuch von Europäern erbaut. Kautschuk (von 
Mkamba), Kopal, etwas Wachs rc. geht nach dem 
nahegelegenen Zollhaus auf der Insel Kwale. 
Die sehr ausgedehnten Reisfelder von Kissidju 
sind durch die Trockenheit fast ganz vertrocknet. 
Westlich des Dorfes ist ein Gebiet, wo an Stelle 
des sonst sandigen Bodens ein hellgrauer, leichter 
Thonboden mit starker Sandbeimischung zu Tage 
tritt, der sich vorzüglich für Reis eignet. Kokos, 
  
  
  
Mango, Manyok, etwas Mais und Strauchbohnen 
(Cajanus indicus) findet man außerdem noch. 
Um etwas von der Gegend zu sehen, vermied 
ich den gewöhnlichen Weg am Strande entlang über 
Kifumangao und Sindadyi und marschirte zunächst 
nach Westnordwesten an dem Kissidjubach entlang 
bis zu einem Ort, wo sich die Dörfer Mssambanya 
manye und Nassibugani gegenüberliegen. Das 1 bis 
1½ km breite Bachthal hat hier thonigen Alluvial- 
boden, in dem Graslande find ganz bedeutende Be- 
stände von Borassuspalmen (Moumo der Eingeborenen). 
Diese in Indien Palmyra genannte Palme gehört 
dort bekanntlich zu den nützlichsten Bäumen, während 
sie bei uns noch fast ganz unbeachtet geblieben ist. 
Die Blätter sind sehr werthvoll, das Holz alter 
Bäume ist sehr hart und dauerhaft und schön braun 
gefärbt, aus den Blüthenstielen wird der beste Palm- 
wein (Toddy) abgczapft. Es stehen hier mehrere 
Hundert dieser prachtvollen Fächerpalme, deren hell- 
grauer Stamm im oberen Drittel leicht angeschwollen ist. 
Von Nassibugani aus ging es südlich zuerst durch 
die große Ansiedelung Mssonga. Auf den Feldern 
stehen viele der prachtvollen Mrulebäume mit sehr 
starkem, geraden Stamm und schwer belaubter, schirm- 
förmiger Krone. Er giebt das beste Nutzholz der 
Küstengegenden und wäre werth, ausgedehnt an- 
geforstet zu werden, besonders da er mit leichtem, 
sandigem und trockenem Boden vorlieb zu nehmen 
scheint und die Küstenebenen liebt. Nach dem Rufidfi 
zu soll es noch sehr viel dieser Bäume geben. Samen 
war jetzt nur ganz vereinzelt unter den Bäumen zu 
finden. 
Von Mssonga an beginnt das Land trockener zu 
werden, meist ist es nur mit niederem Buschwald 
bestanden, in den sich hier und dort weite, offenbar 
zeitweise überschwemmte Grasebenen einschieben. 
Die Kautschukliane, die Armdicke erreicht, kam 
überall im Busch vor. Zwei ganz nahe verwandte 
Landolphiaarten giebt es, die mit schmalen Blättern 
und von den Eingeborenen Muhanga genannte und 
zur Bereitung von Kautschuk verwandte Art, während 
man aus der breitblättrigen, Mbunga genannt, keinen 
Kautschuk gewinnen zu können behauptet. Man sagt, 
der Saft würde nicht fest, sondern bliebe llebrig. 
Es ist zu versuchen, ob durch Zusatz von Säuren 
oder Salzwosser kein guter Kautschuk zu erzielen ist. 
Bei dem Orte Dundungama, wo wir lagern, 
sah ich in dem niederen Busch einen halb rankenden 
Strauch, den ich nach seinen Blüthen für Strophantus 
halte. Die Leute nennen ihn Mbuba; von den etwa 
fingerhutgroßen, gelblich-rosa Blüthen hängen fünf 
lange feine Fäden herab. Samen sind jetzt nicht 
vorhanden. 
# In dieser Gegend sind Mango und Kokospalmen 
selten, während bisher alle Dörfer massenhaft damit 
bestanden waren. 
Südlich von Mkamba und Mbaffu hören die 
Wasaramo auf und fangen die Wandengereko an.
	        
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